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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur
Autoren: Colin Forbes
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ist«, versicherte sie ihm.
    Sie schaute den Tisch entlang auf die anderen sechs Männer, von denen keiner ein Wort gesprochen hatte. Alle waren in den Dreißigern und trugen schwarze Anzüge. Sie vermutete, daß es sich um ein angemietetes Team eines Schweizer Wachdienstes handelte. Sie flößten ihr kein sonderliches Vertrauen ein – niemand war am Tor gewesen, und sie hatten Amberg erlaubt, selbst die Tür zu öffnen, mit nur einem Wächter hinter sich.
    »Es war sehr freundlich von Squire Gaunt, mir das Haus so kurzfristig zu überlassen«, fuhr Amberg fort. »Und den Butler und das Küchenpersonal. Auch wenn ich schon öfters für längere Zeit hier gewesen bin.«
    »Squire Gaunt?«
    »Ihm gehört das Haus. Die Leute hier nennen ihn Squire, was ihn ziemlich amüsiert, in der heutigen Zeit.«
    »Wo ist er?«
    »Reitet vermutlich im Moor herum. Solange ich hier bin, wohnt er in einem Cottage in Five Lanes, das ihm gehört.«
    Er schaute auf, als jemand anklopfte. Der Butler, der zuvor die Drinks serviert hatte, kam herein.
    »Bitte entschuldigen Sie, Sir, die Köchin sagt, das Essen ist fertig und kann jederzeit serviert werden.«
    , Der Butler, der offenbar in Cornwall zuhause war, trug ein schwarzes Jackett, eine graugestreifte Hose, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Er war ein großer, schwergebauter Mann und schien der perfekte Butler zu sein.
    »Ich gebe Ihnen in einer Minute Bescheid, Mounce«, sagte Amberg.
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Gaunt hat eine vorzügliche Köchin«, plauderte Amberg weiter, nach dem Mounce die Tür geschlossen hatte. »Ich hoffe, das Essen wird Ihnen schmecken. Spargelmousse als Vorspeise, danach Hirschbraten in Wein. Sie ist so gut, daß ich sie Gaunt am liebsten entführen würde.«
    »Hört sich herrlich an«, sagte Paula automatisch.
    Die Erwähnung des Essens hatte ihre Übelkeit wieder aufflackern lassen. Sie wollte gerade etwas sagen, als Amberg auf die Uhr schaute.
    »Vielleicht sollten wir anfangen. Tweed wird bestimmt Verständnis dafür haben. Auf jeden Fall wird es bewirken, daß er schleunigst erscheint.«
    »Mr. Amberg.« Paula senkte die Stimme. »Würden Sie mich bitte einen Moment entschuldigen? Bitte, fangen Sie schon mit dem Essen an – ich bin gleich wieder da.«
    Als sie aufstand, schaute sie aus dem Fenster auf die gewundene Auffahrt. Ein Postbote war erschienen und näherte sich langsam auf seinem Fahrrad. Sie erkannte den Ankömmling an der blauen Uniform und der tief in die Stirn gezogenen Schirmmütze, und eine Sekunde lang reflektierte das rot-goldene Abzeichen das Sonnenlicht. Auf dem vorderen Gepäckträger lag ein großer Leinwandsack. »Der Postbote ist auf dem Weg hierher«, sagte sie zu Amberg.
    »Mounce wird sich darum kümmern.«
    Amberg trommelte langsam mit den Knöcheln der geballten Fäuste auf den Tisch. Ihre Intuition sagte ihr, daß er das nicht aus Ungeduld tat, sondern nervös war, weil Tweed und seine Männer noch nicht eingetroffen waren.
    Als sie die Tür des Eßzimmers hinter sich zugemacht hatte und den Parkettboden der Diele überquerte, läutete die Türglocke. Mounce erschien, zog mit beiden Händen sein Jackett straff, wanderte aufrecht auf die Haustür zu. Paula, die ihre Tasche umgehängt hatte, öffnete die Tür zur Toilette, stieg zwei Steinstufen hinunter und schloß die Tür hinter sich ab. Es war eine massive Tür, durch die keinerlei Geräusche aus dem Rest des Hauses dringen konnten.
    Mounce öffnete die Tür und musterte den Postboten. Falsche Tageszeit. Außerdem war es nicht der übliche Postbote, der mit einem schweren, über die linke Schulter gehängten Sack vor ihm stand. In der rechten Hand hielt der Postbote ein Päckchen, das er dem Butler entgegenstreckte.
    Als Mounce es entgegennahm, sah er, daß es an Julius Amberg adressiert war. Die rechte Hand des Postboten glitt blitzschnell in seine Uniformjacke und kam mit einem langen, stilettähnlichen Messer wieder zum Vorschein. Es wurde in den Körper von Mounce gerammt, so gezielt, daß es mit voller Kraft zwischen zwei Rippen hindurchfuhr. Mounce grunzte, auf seinem Gesicht erschien ganz kurz ein verblüffter Ausdruck, dann sackte er, immer noch das Päckchen haltend, zu Boden.
    Der Killer trat ein, zerrte die Leiche von der Schwelle weg, machte leise die Haustür zu. Dann bückte er sich und tastete nach der Halsschlagader. Nichts. Er richtete sich auf, riß die Mütze herunter, stopfte sie in den Sack, holte eine Sturmhaube heraus, zog sie sich über
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