Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
Vorspiel
    Carmel, Kalifornien, Februar.
    Der Mann, dessen offener Jackenkragen seinen bulligen Hals sehen ließ, drängte die schreiende Frau in die eingeschossige Blockhütte. Mit einer Hand hatte er ihr langes blondes Haar gepackt, mit der anderen stieß er sie auf die Tür zu.
    Joel Dyson, früher Gesellschaftsreporter, jetzt erfolgreiches Mitglied der international berüchtigten Clique der
paparazzi,
duckte sich am Rande der Lichtung ins Unterholz. Seine Videokamera war auf den Mann und die sich wehrende Frau gerichtet, die jetzt durch die offene Tür verschwanden.
    Er hatte ihre Gesichter klar und deutlich im Sucher gesehen.
    Die Tür wurde von innen zugeschlagen. Das Blockhaus stand in der Mitte der Lichtung, durch einen dichten Schirm von Bäumen vor der Außenwelt verborgen. Die Läden waren geschlossen; dennoch konnte Dyson die Entsetzensschreie der Frau hören.
    Er warf einen Blick auf den Boden, wo der Recorder stand und das laufende Tonband die grauenhaften Schreie aufzeichnete, bis sie plötzlich abbrachen. Hatte er ihr ins Gesicht geschlagen, damit sie still war? Dann trat eine Pause ein, die Dyson als beunruhigender empfand als alles, was er zuvor gesehen und gehört hatte. Die Stille des winterlichen Waldes hatte etwas Bedrohliches, und Dyson hatte das Gefühl, daß diese Stille verhängnisvoll war.
    Er hielt seine Kamera bereit für eine weitere Nahaufnahme, als die Tür der Hütte aufflog. Er erwartete, zwei Menschen herauskommen zu sehen, aber nur der Mann erschien.
    Er kam heraus, schlug die Tür zu, rammte einen Schlüssel ins Schloß, drehte ihn um und warf ihn aufs Dach. Weshalb hatte er das getan?
    Die Antwort kam einen Augenblick später, als durch einen der Läden Rauch herausquoll und dann Flammen um Fenster herausschlugen. Großer Gott! Er ließ sie drinnen zurück, ließ sie einfach verbrennen! Dyson sah den Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes, einen Ausdruck bösartiger Befriedigung. Sein Gesicht war schweißüberströmt trotz der Kälte des frühen morgens. Ohne zu überlegen, stellte Dyson den Recorder ab, nahm die Tonbandkassette heraus und stopfte sie in die Tasche seines Dufflecoats. Der Mann schaute in die Richtung von Dysons Versteck, zog eine Waffe aus dem Gürtel und ging langsam auf die Stelle zu, an der Dyson hockte.
    War ihm eine Bewegung aufgefallen? Dyson hatte das Gesicht des Mannes im Sucher seiner Kamera, und seine Miene war grimmig und entschlossen. Jetzt eine Aufnahme in voller Größe, auf der auch die Waffe zu sehen war. Die Blockhütte wurde plötzlich zu einem tosenden Inferno. Das Dach brannte und konnte jeden Moment auf die Frau herabstürzen, die vermutlich bewußtlos war, vielleicht sogar tot. Das leise Knistern der Flammen wurde zu lautem Prasseln.
    Der Mann hielt inne, schaute zurück. Dysons Kamera hatte sein Näherkommen festgehalten, das Innehalten, das Auflodern der Blockhütte. Der Mann wendete sich dem Unterholz zu, mit dem vertrauten langsamen, entschlossenen Gang. Höchste Zeit, von hier zu verschwinden. Wenn möglich, lebend. Dyson hatte eine Heidenangst.
    Immer noch geduckt, wich er durch das dichte Unterholz zurück, die Kamera über die Schulter gehängt, das Tonband sicher in der Tasche. Er erreichte eine Baumgruppe, richtete sich auf, widerstand der Versuchung, zu rennen. Der Boden war mit totem Laub übersät. Im Augenblick wurden die Geräusche seiner Flucht vom Prasseln des Feuers übertönt. Er mußte zusehen, daß er so weit wie möglich fortkam, bevor seine Flucht zuviel Lärm machte. Es war ein weiter Weg bis zu seinem Chevvy, den er außer Sichtweite von der nahegelegenen Straße im Wald abgestellt hatte.
    Er blieb stehen, hörte das entschlossene Stapfen schwerer Schritte auf dem toten Laub näherkommen. Und da waren noch andere Leute, die der Mann herbeirufen konnte – wenn er es wagte, das zu riskieren. Einer Panik nahe, erreichte Dyson den Stamm einer hohen Kiefer.
Nach oben schaut nie jemand.
    »Meine letzte Chance, hier lebendig herauszukommen…«, sagte sich Dyson, als er behende von Ast zu Ast kletterte. Immer höher und höher hinauf. Er klammerte sich an Zweigen fest, hievte sich in das Geäst hinauf, schwang sich auf einen stabilen Ast und wartete voller Todesangst.
    Durch eine kleine Öffnung im Laub konnte er herunterschauen auf die Basis des großen Baumes. Der Mann erschien, wischte sich die schweißige Linke an seinen Jeans ab.
    In der Rechten hielt er einen .38er Police Special. Dyson erstarrte, als der Mann am Fuß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher