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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2
Autoren: Alfred Bekker
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1
    Im Land der Greifenreiter
    Schwerter klirrten Funken sprühend gegeneinander, und magische Blitze zuckten aus den dunklen Klingen.
    Gorian ahnte den Angriff seines Kontrahenten voraus und parierte ihn. Sternenmetall prallte auf Sternenmetall. Mit einem Kraftschrei konzentrierte Gorian so viel Magie in sein Schwert, dass es für einen Moment aufglühte, als es auf das Metall der gegnerischen Waffe traf. Ein zischender Laut ertönte, und der Gegner wurde durch die Gewalt der Magie gegen die überlebensgroße Steinstatue eines Greifen geschleudert.
    Dieser Steingreif stand am Rand des Felsplateaus, auf dem sich der Kampf zutrug. Dahinter gähnte ein Abgrund von zwanzig Klaftern, an dessen Fuß die aufgewühlten Wellen der gryphländischen See gegen den Felsen schlugen.
    Gorian fasste Sternenklinge mit der Rechten. Die Linke umklammerte den Griff eines Dolchs aus Sternenmetall, dem er den Namen Rächer gegeben hatte. »Du wirst mich heute nicht besiegen, Torbas!«
    Sein Gegner atmete tief durch. Die falkengrauen Augen fixierten Gorian mit ihrem durchdringenden Blick. Das dunkle Haar wirkte wie wirres Geflecht.
    Die jungen Männer waren beide in jener Nacht geboren, als ein Stück des Schattenbringers, der die Sonne verdunkelte,
glühend zur Erde gestürzt war, aus dessen Erz Gorians Vater die beiden Schwerter Sternenklinge und Schattenstich sowie den Dolch namens Rächer geschmiedet hatte. Die Sternenkonstellation schien ihnen beiden das gleiche magische Talent und ein ähnlich bedeutungsvolles Schicksal zu verheißen, aber es war schließlich Gorian gewesen, der am Speerstein von Orxanor mit dem Frostgott Honyrr gekämpft, ihn besiegt und die beiden geraubten Schwerter aus Sternenmetall zurückgeholt hatte.
    Sternenklinge und Schattenstich …
    Zwei Waffen, denen große Kraft innewohnte und die dafür geschaffen waren, einst auch Morygor, den Herrn der Frostfeste zu bezwingen.
    Torbas’ Gesicht veränderte sich. Entschlossenheit mischte sich mit einem Zug fast tierhafter Wildheit, den Gorian bisher noch nicht bei dem Gefährten bemerkt hatte und der ihn im ersten Moment erschreckte.
    Torbas fasste Schattenstich mit beiden Händen und griff noch einmal an. Seine Augen, die für einige Momente ihre normale Färbung angenommen hatten, waren wieder vollkommen von Schwärze ausgefüllt, und der Kraftschrei, den er ausstieß, deutete an, dass er wirklich alles an Magie einzusetzen versuchte, was er in sich wachrufen konnte. Schattenstich wirbelte blitzartig durch die Luft, umflort von einer bläulichen Lichtaura, die bei jeder Bewegung dieser mit Magie aufgeladenen Klinge aufleuchtete.
    Gorian parierte die Schläge scheinbar mühelos. Immer wieder ließ er das Schwert seines Gegners an seiner eigenen Klinge abgleiten. Dabei schabte Sternenmetall gegeneinander und erzeugte durchdringende, unangenehme Geräusche, die manchmal fast wie ein Aufstöhnen klangen.
    Immer heftiger und in immer rascherer Folge kamen Torbas’
Schläge, und Gorian war gezwungen, sogar mehrere Schritte zurückzuweichen.
    Da war eine ungeheure Wut in Torbas, erkannte Gorian, und für einen Augenblick fragte er sich schaudernd, welche Quelle diese Wut wohl haben mochte. Jedenfalls wurde Torbas stärker. Unbarmherzig setzte er nach, trieb Gorian zwei weitere Schritte zurück.
    Dann folgte ein Schlag, den Gorian fast zu spät voraussah, ein angetäuschter Hieb, der im letzten Moment gestoppt und in seiner Richtung so verändert wurde, dass auch jemand, der diese Technik bis zur Meisterschaft perfektioniert hatte, die Aktion des Gegners kaum mehr vorausahnen konnte, selbst ein erfahrener Schwertmeister nicht, der die Kunst der Voraussicht bereits zu seiner zweiten Natur hatte werden lassen. Gorian konnte nur noch ganz knapp ausweichen, sodass Schattenstich haarscharf an seinem Ohr vorbeisauste.
    Torbas stieß erneut einen Kraftschrei aus. Gorian parierte und schlug dann so heftig zu, dass beim Aufeinandertreffen der beiden Klingen ein greller, kugelförmiger Lichtblitz aufleuchtete. Gleichzeitig rief er eine Formel, die er bei seiner begonnenen Ausbildung im Ordenshaus der Magie erlernt hatte, und Torbas wurde Schattenstich förmlich aus der Hand gerissen. Im hohen Bogen flog die Waffe davon, kreiste dabei in einer Weise, die jedem Naturgesetz hohnsprach, mal schneller und dann wieder langsamer um den eigenen Schwerpunkt und verschwand in dem Abgrund jenseits der überlebensgroßen Greifenstatue. Das widernatürlich laute Klirren, mit dem Schattenstich
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