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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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Erstes Capitel.
Astronomen und Kartographen.
I.
    Cassini, Picard und La Hire. – Das Mittelmeer und die Karte von Frankreich. – G. Delisle und D’Anville. – Die Gestalt der Erde. – Maupertuis in Lappland. – La Condamine am Aequator.
     
    Vor der Schilderung der großen, erfolgreichen Reisen im Laufe des 18. Jahrhunderts müssen wir erst der ungeheueren Fortschritte der Wissenschaften gedenken, welche diese in derselben und der kurz vorausgegangenen Periode machten. Sie berichtigten eine Menge tief eingewurzelter Irrthümer und gaben den astronomischen und geographischen Arbeiten überhaupt erst eine sichere Grundlage. Ohne den uns hier beschäftigenden Gegenstand besonders hervorzuheben, veränderten sie die Kartographie von Grund aus und gewährten der Schifffahrt eine bis dahin ungekannte Sicherheit.
    Wohl hatte Galilei schon 1620 die Verfinsterungen der Jupitermonde beobachtet, doch blieb diese wichtige Entdeckung in Folge der Gleichgiltigkeit der Regierungen, des Mangels an hinreichend mächtigen Instrumenten und der durch die Schüler des großen italienischen Astronomen begangenen Irrthümer zunächst ohne Resultat.
    Giovanni Domenico Cassini veröffentlichte im Jahre 1668 seine verbesserten »Tafeln der Bewegungen der Jupiter-Trabanten«, auf welche hin ihn Colbert im nächstfolgenden Jahre zur Direction der Pariser Sternwarte berief.
    Im Juli 1671 stellte Philipp de la Hire auf Uranienborg auf der Insel Hven (im Oeresund), und zwar an derselben Stelle wie Tycho de Brahe, seine berühmt gewordenen Beobachtungen an, und bestimmte unter Anderem mit Hilfe der Cassini’schen Tafeln durch Rechnung die Längen-Differenz zwischen Paris und Uranienborg mit früher nie erreichter Genauigkeit.
    Im nämlichen Jahre sandte die Akademie der Wissenschaften den Astronomen Johann Richer nach Cayenne, um daselbst die Parallaxen der Sonne und des Mondes zu studieren und dabei die Entfernungen des Mars und der Venus von der Erde zu messen. Diese allseitig gelungene Reise hatte übrigens ganz unerwartete Folgen und wurde Veranlassung zu einer Menge Arbeiten über die genauere Gestalt der Erde. Richer machte nämlich die Beobachtung, daß ein Secundenpendet aus Paris in Cayenne binnen vierundzwanzig Stunden um zwei Minuten achtundzwanzig Secunden zurückblieb, ein Beweis, daß die Schwerkraft an letzterem Orte offenbar kleiner sein mußte als am erstgenannten. Newton und Huyghens schlossen aus dieser Thatsache weiter, daß die Erde an den Polen abgeplattet sein müsse. Bald darauf aber führten die von Abbo Picard vorgenommenen Messungen eines Erdengrades und die von Cassini’s, Vater und Sohn, betriebenen Arbeiten über die Mittagslinie die genannten Gelehrten zu einer ganz entgegengesetzten Anschauung, nach der sie die Erde vielmehr als ein an den Polen verlängertes Ellipsoïd betrachteten. Es wurde das zum Anlaß der leidenschaftlichsten Erörterungen und vieler umfangreicher Arbeiten, aus welchen die astronomische und mathematische Geographie ganz unerwarteten Gewinn zogen.
    Picard hatte es unternommen, den Raum zwischen den Breitegraden von Amiens und Malvoisine, eine Strecke von etwa einundeindrittel Grad, direct zu messen. Da die Akademie jedoch der Meinung war, daß man durch Vermessung einer längeren Linie noch exactere Resultate erzielen müsse, beschloß sie, eine Messung der ganzen Länge Frankreichs von Nord nach Süd ausführen zu lassen. Als Meridian wählte man hierzu den der Sternwarte von Paris. Diese riesenhafte Triangulirungsarbeit wurde zwanzig Jahre vor Ausgang des 17. Jahrhunderts begonnen, später unterbrochen, wieder aufgenommen und endlich gegen 1720 zu Ende geführt.
    Gleichzeitig erließ Ludwig XIV., auf Anregung Colbert’s, den Befehl, eine neue Karte von Frankreich herzustellen. Verschiedene Gelehrte begaben sich hierzu zwischen 1679 und 1682 auf Reisen und bestimmten mittels astronomischer Beobachtungen die Linie der Küsten am Atlantischen Ocean und am Mittelmeere.
    Freilich stellte sich bald heraus, daß diese Arbeiten, sowie die durch Picard vollendete Meridian-Messung, die Bestimmung der Längen-und Breitenlage mehrerer größerer Städte Frankreichs und eine Specialkarte der geometrisch aufgenommenen Umgebungen von Paris noch lange nicht hinreichten, eine vollständige Karte von Frankreich zu entwerfen. Man mußte zu dem Ende ebenso zu Werke gehen wie bei der vorausgegangenen Meridian-Messung, mußte nämlich das ganze Land mit einem System einander berührender Dreiecke bedecken.
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