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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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des Ärgers, der in ihm gebrannt hatte, von Anfang an, ohne daß er das gewußt hatte.
    »Wir versuchen doch nur zu leben«, sagte er laut und wußte nicht, daß er geredet hatte. »Die T'sai haben nicht das Recht, uns das zu verwehren. Die brauchen den Planeten nicht, sonst hätten sie ihn schon vor langer Zeit kolonisiert. Es gibt keinen Grund, daß wir ihn nicht haben sollten.«
    Seine Frau legte ihm die Hand auf den Arm, und die Berührung brachte ihm wie stets die Wärme von mehr als nur physischer Unterstützung.
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Ich glaube, die anderen Kolonisten werden das auch verstehen, Carl. Wenn wir uns nicht hier draußen niederlassen und eine Siedlung gründen können, nachdem wir das Wenige geopfert haben, was wir besaßen, hat es keinen Sinn, weiterzuziehen.«
    Nachher saßen sie stumm da, während in Wilcox ein Entschluß reifte.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich den anderen die Wahrheit sage«, meinte er schließlich. »Wir werden Commander Clowdis und seiner Gruppe jede Chance geben, aber wenn sie keine Lösung finden…«
    Als Wilcox eine Stunde später wieder in den Konferenzraum trat, hatten Clowdis und Barbour noch keine Lösung gefunden. Buehl hatte schon lange aufgegeben, wofür er nicht qualifiziert war, und war in sein Quartier zurückgekehrt, zu Wagner und Whisky. Vesari hatte es ihm aus schierer Müdigkeit gleichgetan und schlief im Augenblick den Schlaf des Phantasielosen.
    »Wir sind nicht weitergekommen«, sagte Barbour gereizt in Antwort auf Wilcox' Frage. »Zwischen der T'sai-Psychologie und der unseren ist ein so immenser Abgrund, der es uns unmöglich macht, seine Wünsche zu erahnen. Er ist trotz seiner Ähnlichkeit kein Mensch, und man kann nicht wissen, wie sein Verstand arbeitet. Vielleicht ist es eine Frage der Ethik, und der Beweis, den er fordert, ruht vielleicht in einem Bereich der Persönlichkeit, der uns fremd ist.
    Angenommen, einer unserer Ureingeborenen auf der Erde hätte den Zugang zu unserer eigenen Gesellschaft verlangt – man hätte ihn vor einen Einwanderungsausschuß gestellt und sein ethischer Code hätte dem unseren ziemlich weitgehend entsprechen müssen, ehe man ihn der Aufnahme für würdig befunden hätte. Angenommen, er käme aus einer Kultur, die Menschenfleisch ißt, wäre das akzeptabel? Nein, und das wissen Sie auch. Es würde ihn für das Bürgerrecht ungeeignet machen, und die Tatsache, daß er das nicht begriffe, würde uns keinen Augenblick in unserer Entscheidung schwanken machen.«
    »Und wenn er versuchte, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen, würden wir ihn deportieren oder töten«, fügte Clowdis hinzu. Er zündete sich die hundertste Zigarette an und musterte den Kolonisten finster mit geröteten Augen. »Frank hat recht, Wilcox. Wir haben hier draußen ein Dutzend Kulturen aus der Nähe gesehen, und es gibt kaum eine Ähnlichkeit zwischen uns und irgendeiner von ihnen. Finden Sie nicht auch, Wilcox?«
    Wilcox staunte selbst ein wenig über seine Standfestigkeit, als er meinte: »Wir sollten doch immerhin wissen, wieviel Zeit man uns gibt, um unseren Beweis zu liefern. Haben Sie Shassil gefragt?«
    Clowdis und Barbour sahen einander angewidert an.
    »Aus dem Munde eines Kindes«, sagte Barbour. Clowdis griff nach dem Knopf, der seinen Bildschirm aufleuchten ließ.
    Shassils Antwort enthielt im Augenblick weniger Sinn für sie als die leere Fläche des Fremdkörperschirms hinter ihm.
    »Sie haben Zeit bis zum Sonnenuntergang des augenblicklichen Tages auf dem Regulus-Planeten, der Ihr Ziel war«, sagte der Cetier. »Etwa zwölf Stunden von diesem Augenblick an, nach Ihrer Zeitrechnung.«
    Clowdis ignorierte die Information. »Wo ist das T'sai-Schiff?«
    »Der T'sai bespricht sich mit seinem Rat. Er wird zur festgesetzten Zeit zurückkehren.«
    Sie sahen einander hilflos an, als der Bildschirm des Cetiers wieder dunkel wurde.
    »Nullzeitübertragung«, sagte Clowdis leise. »Quer durch die Galaxis und zurück in zwölf Stunden, und dazu noch eine Konferenz. Was hat das für einen Sinn, Frank? Weshalb geben wir nicht zu, daß wir geschlagen sind?«
    Barbour hob die Hände mit nach oben gekehrten Handflächen, ein Zeichen stummer Niederlage.
    »Aber wir haben zwölf Stunden«, sagte Wilcox. »Wir können Regulus in zehn erreichen.«
    Und als Clowdis zu ihm herumwirbelte, fuhr er herausfordernd fort: »Wir werden auf diesem Planeten landen, und wenn er unser Tod ist.«
    Sie hatten keine Chance zum Widerspruch. Auf Wilcox'
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