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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Ruf kamen drei Kolonisten in den Raum. Sie waren mit Hitzestrahlern aus der Waffenkammer unter Deck bewaffnet, und so schnell wechselte das Schiff die Besitzer.
    Shassil nahm die neue Anweisung mit unerschütterlicher galaktischer Resignation und wortlos entgegen. Von einem Hitzestrahler bedroht, setzte er sich vor das Armaturenbrett des Kommandanten und übernahm die Lenkung des Schiffes ebenso bereitwillig, als ob das korivianische Fahrzeug mit seinem T'sai-Passagier nie aufgetaucht wäre.
    Wilcox und die seinen schienen jetzt, da die Würfel gefallen waren, beinahe gelockert und ebenso resigniert wie der cetische Dolmetscher.
    »Wahrscheinlich haben Sie recht, Sir«, sagte Wilcox einmal, als Clowdis ihm Vorwürfe machte, weil er ihre Vernichtung heraufbeschworen hatte. »Aber uns steht vielleicht ohnehin die Exekution bevor, und wir Kolonisten würden lieber hier sterben als zur Erde zurückzukehren, wo man uns zu den Kuppeln des Mars, der Venus oder der Jupitermonde schicken würde. Sie haben diese Anlagen selbst gesehen und wissen, wie es dort ist.«
    Clowdis wußte es. Er kannte auch die bittere Monotonie der ewigen Pendelflüge zwischen jenen Planetenhöllen. Schließlich hatte er selbst ein solches Pendelschiff geflogen, ehe der Interstellarantrieb ihn befreit hatte. Angesichts der Tatsache, daß die T'sai ihn bestenfalls in jene freudlose Routine zurückgetrieben hätten, erwachte in ihm eine gewisse Sympathie für den Standpunkt der Kolonisten, doch das war kein Ausgleich für den Tod, den er für ihr sicheres Schicksal hielt.
    Sie holten Vesari aus seiner Kabine, teilweise damit er Shassils Navigation überprüfte, teilweise, um Clowdis Gesellschaft zu leisten. Aber Buehl mußten sie in seinen Raum sperren. Der Energiechef war sofort in den Maschinenraum gerannt, als die Atomanlage zum Leben erwacht war. Man hatte ihn in seiner bullenhaften Wut an Händen und Füßen fesseln müssen, um zu verhindern, daß er die Mannschaft im Maschinenraum bei der Arbeit behinderte.
    Zwölf Stunden konnten eine wunderbar kurze Zeit sein, wenn sie die Lebensspanne eines Menschen maß, dachte Clowdis. Und doch schleppte sich der Flug endlos hin; das Schiff schien nicht mit doppelter Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall zu rasen, sondern wirkte eher reglos. Mit Barbour und Vesari auf einer Beschleunigungsliege sitzend, konnte Clowdis sich zum erstenmal seit Stunden entspannen. Dann ertappte er sich dabei, wie ihm erschöpft der Kopf heruntersank, ehe ihm klar wurde, wie lastend doch die Spannung gewesen war, der er sich ausgesetzt gesehen hatte.
    Er schlief den größten Teil des Fluges. Als man ihn weckte, konnte er das weiche Grün des Regulus-Planeten unter dem Schiff erkennen, einen Horizont, der mit atemberaubender Geschwindigkeit auf sie zuraste und vom Konvexen ins Konkave überging.
    »Wir landen«, sagte er benommen und blinzelte schläfrig.
    »Wie wir es uns beim Start von der Erde vorgenommen hatten«, pflichtete Wilcox ihm bei. Seine Frau stand neben ihm, und ihre warme Weiblichkeit wirkte in dem funktionell männlichen Bereich des Kontrollraums verblüffend deplaziert. Ihre Augen fixierten die grünen Hügel und Wiesen in der Tiefe. »Sollen die T'sai doch kommen und uns abschießen, wenn sie wollen. Wir haben das begonnen, wozu wir hierhergekommen sind.«
    »Narren«, knurrte Clowdis. »Wenn Sie schon Selbstmord begehen mußten, weshalb haben Sie dann nicht die Meiler auf kritische Masse gefahren und es hinter sich gebracht?«
    Aber als die Maschinen dann im Bremsschub aufdröhnten, erfaßte ihn doch der Zauber des Ganzen. Und dann stand das Schiff wie eine hohe silberne Kerze auf der grünen Ebene.
    »Jetzt«, sagte Wilcox. Seine Stimme zitterte.
    Jemand öffnete die Schleusen unter Deck, und Clowdis konnte spüren, wie die abgestandene Schiffsluft nach draußen wehte, und konnte den sauberen Duft von Leben riechen, der sich hereinstahl.
    »Wir geben Ihnen Ihr Schiff zurück«, sagte Wilcox, »wir laden nur noch zuerst unseren Proviant und unsere Geräte aus.«
    Clowdis sah Barbour an, der staunend den Kopf schüttelte.
    »Menschen«, sagte Barbour. »Ein Leben lang habe ich sie studiert, Ed, und ich war nie weiter davon entfernt, sie zu begreifen.«
    Aber trotzdem spürten beide so etwas wie Neid, als sie die Kolonisten dabei beobachteten, wie sie hastig ihre armseligen Besitztümer entluden.
    »Ich glaube, wir sind zu lange im Weltraum gewesen, Ed«, sagte Barbour, als der letzte Kolonist das Schiff
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