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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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verließ. »Wir waren zu sehr daran interessiert, neue Welten ausfindig zu machen und fremde Rätsel zu erforschen, und haben dabei vielleicht das Gefühl für unsere eigene Gattung verloren.«
    Clowdis, der nicht so wie der Psychologe dazu ausgebildet war, sich in die Gefühle anderer hineinzudenken, war immer noch damit beschäftigt, mit dem Wechsel seiner Perspektive zurechtzukommen.
    Er hatte wirklich die Berührung verloren. Er hatte vergessen, wie Menschen sich zum Boden hingezogen fühlten, den Trieb, der Menschen dazu brachte, um den Besitz von ein paar Quadratmetern zu kämpfen und zu sterben. Er und Barbour und Vesari waren auf ihre Art Pioniere, sie waren die Boones und Houstons und Carsons einer neuen Zeit, Männer, die von Krämpfen erfaßt wurden, wenn sie bildlich gesprochen den Rauch anderer menschlicher Siedlungen sahen. Ihnen gebührte in großem Maß die Anerkennung dafür, daß der Mensch seine ersten Sprünge über die Raumgrenze hatte tun können, aber jetzt, wie stets, waren es die Siedler, die mit sich den hartnäckigen, unnachgiebigen Geist der Menschheit hinaustrugen. Jene armen, idealistischen Narren, die dort draußen in den Tod gingen, gehörten derselben Gattung an, die geduldig in den Fußstapfen aller Pioniere dahingezogen waren, um das eroberte Land ewig für ihre Kinder und die Kinder ihrer Kinder festzuhalten.
    Aber nicht diesmal, dachte Clowdis. Die T'sai…
    Wilcox erschien kurz auf dem niedergetrampelten Gras und wandte sein gerötetes Gesicht Clowdis und Barbour in der offenen Luke zu.
    »Sie sollten jetzt besser Ihr Schiff wegschaffen, Commander«, rief er. »Der Termin…«
    Clowdis blickte in den Sonnenuntergang, der die flachen Hügel im Westen rötete, und zuckte zusammen, als das T'sai-Schiff plötzlich angesprungen kam und die Sonne verdrängte. Seine unmittelbare Reaktion war eigenartigerweise nicht verspätete Panik, mit der er gerechnet hatte, sondern eine Aufwallung von Zorn auf die T'sai.
    »Verdammt will ich sein, wenn ich jetzt einen Startversuch mache«, sagte er.
    Und dann hetzte er, ehe Barbour ihn daran hindern konnte, die Leiter hinunter, dorthin, wo Wilcox gestanden war.
    »Hier sind wir«, rief er. Er schüttelte die Fäuste dem sinkenden Schiff entgegen. »Knallt uns doch ab und…«
    Der T'sai erschien wie eine solide Projektion neben ihm, so als wäre keine Zeit vergangen, und sein winziges Gesicht hinter seinem Kraftfeld war unergründlich.
    »Seht!« sagte der T'sai.
    Das fremde Schiff setzte weich wie eine Feder auf dem Gras auf. Korivianische Polizei marschierte in ordentlichen Reihen rötlicher Reptilautomaten auf die Wiese und schritt auf die zusammengedrängten Kolonisten zu. Clowdis sah das Glitzern der letzten Sonnenstrahlen auf rätselhaften Waffen. Dann erfaßte ihn eisiger Schrecken, als er sah, daß die paar Kolonisten mit ihren erbeuteten Hitzestrahlern sich vor den anderen aufgereiht hatten.
    Er sah Wilcox ganz vorne, wie er seine Frau hinter sich drängte, so daß sein Körper den ihren beschützte, den ihren und das andere Leben, das erst in einem halben Jahr kommen sollte, den ungeborenen Sohn oder die ungeborene Tochter, die dereinst ihren Anteil dieser neuen Erde erben sollte.
    Der T'sai hob die Hand, und die Korivianer blieben stehen wie Statuen.
    Die Kolonisten bewegten sich unruhig und kamen dann zum Stillstand. Einen Augenblick lang blieb das Tableau gleichsam hängen, eine sich hinschleppende Ewigkeit, in der Clowdis das Atmen vergaß.
    Und dann drehten sich die Korivianer wie auf ein Signal um und marschierten zu ihrem Schiff zurück.
    »Der Beweis reicht aus«, sagte der T'sai. Seine Stimme, die ohne irgendeinen sichtbaren Mechanismus verstärkt wurde, erfüllte die ganze Wiese. »Die Welt gehört Ihnen!«
    Und ließ sie mit ihrem Sieg allein.
    In jener Nacht startete das Schiff nicht. Clowdis betrank sich fürchterlich mit Barbour und Vesari und Buehl an dem Whisky des Energiechefs und schob die Befragung Shassils bis zum nächsten Tag auf.
    Der Cetier erklärte, als sie nüchtern waren, und sein klarer Monolog drang mit seiner klaren Logik selbst in ihr etwas abgestumpftes Bewußtsein.
    »Die T'sai haben die Galaxis beherrscht«, sagte Shassil, »schon ehe das erste Leben aus den Meeren Ihrer Welt herauskroch. Sie haben sie beherrscht, weil sie von uns allen sowohl Intelligenz als auch Initiative besaßen, den ruhelosen Trieb zur Perfektion, der uns niedrigen Rassen irgendwie vorenthalten blieb. Die T'sai haben uns aufgesucht,
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