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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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epochemachenden ersten Sternensprungs der Menschen eingestellt – Buehl hatte im Maschinenraum an jener ursprünglichen Expedition teilgenommen, aber der Ruhm des Pioniers bedeutete ihm nichts, verglichen mit dem Gefühl der Herrschaft über die sich aufbäumenden Kräfte unter seinen Händen – damals waren die Welten des Sirius ihr erstes Ziel gewesen. Er erinnerte sich vage an eine Gesellschaft aufrechter Anthropoiden, die trotz ihrer Chitingelenke beunruhigend menschenähnlich gewesen war und dazu wunderbar höflich.
    Besser erinnerte er sich ihrer Maschinen.
    Die Sirier waren schon vor Jahrtausenden über die Atomenergie hinausgewachsen. Irgendwie zapften sie die Kraftreservoirs ihrer gigantischen Sonne an, und eine einzige monolithische Station auf jedem Planeten lieferte Energie, die eine ganze Welt in Sternenstaub hätte verwandeln können, die statt dessen aber ihre wunderschön mechanisierte Wirtschaft mit der summenden Eleganz eines feinen Chronometers antrieb.
    Die Eridanier hatten subatomare Bindekräfte dazu benutzt, um aus ihrer einzigen, langsam gefrierenden Welt ein ewiges Paradies zu machen. Und die Cetier, Shassils Leute, zogen grenzenlose Energie aus den Spannungsströmen von Gravitationsfeldern, die den Raum durchzogen. Ein einziges Gebäude dort beherbergte Energien, die mächtiger waren als die gesamte Leistung sämtlicher Kraftwerke der Erde.
    Die hunderttausend anderen Völker, von denen die Erdenmenschen gehört hatten, deren räumliche Hinterhöfe sie bis jetzt aber noch nicht durchdrungen hatten, besaßen ebenso reichliche und vielfältige Energiequellen. Und über sie alle hinaus ragten die T'sai, die Meister und Lehrer, die Herrscher und Mentoren, die das Geheimnis der Nullzeitübertragung besaßen, und mit ihrem Wort herrschten.
    Was, so fragte sich Buehl, war Energie für die T'sai?
    Für die T'sai würde seine eigene glänzende Konverteranlage primitiver als die Dampfmaschine Herons von Alexandria sein, für sie war er nicht ein Energiechef, sondern ein Wilder, der mit glasigen Augen über dem gerade erst entfachten ersten Funken des atomaren Feuers kauerte.
    Zum erstenmal in seiner Laufbahn spürte Buehl über seinen geliebten, jetzt verstummten Maschinen die Enttäuschung völliger Belanglosigkeit.
    Gerüchte von dem, was jetzt auf sie zukam, waren bereits zu Barbour gedrungen, und der war – wie Clowdis erwartet hatte, da er die agile Gründlichkeit seines Psychologen-/Propagandistenverstandes gut nachempfinden konnte – damit beschäftigt, ein Programm zu organisieren, um Mannschaft und Kolonisten in gleicher Weise zu beruhigen.
    »Wir rechneten ja damit, irgendwann einmal den T'sai zu begegnen«, meinte Barbour. Er war ein hochgewachsener Mann, etwas gebeugt, Brillenträger, mit schütterem Haar, und seine milden, hellen Augen waren normalerweise von einem Schleier der Nachdenklichkeit bedeckt. »Dann ist es vielleicht ganz gut, wenn wir das jetzt hinter uns bringen, Ed.«
    »Die sind bestimmt schon von Kulturen, die wir besucht haben, über uns informiert«, meinte Clowdis. »Man wird uns wiegen und beurteilen und uns vielleicht in ihr Schema der Dinge einfügen, Frank. Das Los, das wir jetzt ziehen, wird in hohem Maße von Ihnen abhängen.«
    Barbour seufzte. »Ich weiß, Ed. Ich wünschte, sie hätten uns schon früher erwischt, ehe wir anfingen, Kolonisten herauszubringen – wir bewegen uns von vorneherein auf fremdem Grund und Boden. Daß wir unsere überschüssige Bevölkerung hier draußen abladen, ohne uns dafür die Erlaubnis der T'sai einzuholen, könnte dazu führen, daß sie uns gegenüber Vorurteile hegen.«
    Clowdis zuckte die Achseln. Er hatte von Anfang an mit einer solchen Entwicklung gerechnet, und war gegen das Kolonisierungsprojekt gewesen; aber politischer Druck zu Hause, und die Notwendigkeit, die ungeheuren Aufwendungen der interstellaren Forschung zu rechtfertigen, hatten dazu geführt, daß seine Einwände kein Gehör fanden.
    »Wir mußten es doch versuchen, wo dieser perfekte SauerstoffStickstoff-Planet von Regulus unbeansprucht daliegt«, sagte er. »Und wir werden jetzt mit den T'sai das Beste daraus machen müssen.«
    Clowdis ging an die Aufgabe heran, die ihm die unangenehmste von allen war – nämlich den Kolonisten zu erklären, was man vielleicht von ihnen erwarten würde.
    Barbour, der sich alleine gelassen vorkam, nahm die Brille ab und säuberte sie gründlich, wobei sein geschulter Verstand sorgfältig die Möglichkeiten überdachte.
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