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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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Karl der Große, frustriert
     
    »Wir haben ja schon ein paar ziemlich steile Sachen in den Fingern gehabt«, sagte Gregor Smirnow vom Institut, »aber das hier ist das größte Projekt, vor dem wir jemals gestanden haben, und bei keinem anderen waren die Resultate so unsicher. Immerhin, wenn Epiktistes alles richtig berechnet hat, muß die Sache klappen.«
    »Leute, sie wird klappen«, sagte Epikt.
    Das war also Epiktistes, der ktisthetische Computer? Wer hätte das geglaubt! Der größte Teil von Epikts Körpermasse befand sich fünf Stockwerke tiefer; aber er hatte eine Abzweigung seiner selbst bis in dieses kleine Penthouse hinaufgetrieben. Dazu brauchte er nur ein Kabel von etwa einem Meter Durchmesser, mit einem funktionalen Kopf am Ende.
    Und was er sich für einen Kopf ausgesucht hatte! Den Kopf einer Seeschlange, eines Drachens! Anderthalb Meter lang und nach dem Bug eines alten Karneval-Wagens kopiert. Epikt hatte sich auch eine Art menschlicher Sprache beigebracht, eine Mischung aus Irisch, Jiddisch und dem Stil der alten deutschen Gesangspossen. Epikt war ein Witzbold bis zu seinem letzten para-DNA-Relais, und wenn er sein plumpes, glotzäugiges Haupt auf die Tischplatte legte und eine der größten und stinkigsten Zigarren rauchte, die jemals geboren waren, dann sah er auch so aus.
    Aber mit diesem Projekt war es ihm ernst.
    »Wir haben erstklassige Testbedingungen«, sagte der Computer Epikt, und es klang, als riefe er die Anwesenden zur Ordnung. »Wir haben Basis-Texte ausgearbeitet, und wir registrieren den gegenwärtigen Weltbestand mit der größten Sorgfalt. Wenn die Welt sich verändert, dann müssen sich die Texte hier vor euren Augen ebenfalls verändern. Als Leit-Objekt für unseren Test haben wir den Teil unserer mittelgroßen Stadt ausgesucht, den wir hier von diesem vorzüglichen Aussichtspunkt übersehen können. Wenn sich die Welt in ihrer Kontinuität von Vergangenheit und Gegenwart durch unser Eingreifen verändert, dann wird sich das Gesicht unserer Stadt vor unseren Augen ebenfalls schlagartig verändern.
    Die besten, urteilsfähigsten Geister der ganzen Welt sind hier versammelt: acht Menschen und eine Ktisthetik-Maschine, nämlich Ich. Vergeßt nicht, daß wir zu neun sind. Es könnte von Wichtigkeit sein.«
    Die neun Weisesten waren: Epiktistes, von dem das K in Ktisthetik stammt (ein transzendenter Computer); Gregor Smirnow, der Direktor des Instituts, ein Mann mit breiter russischer Seele; Valerie Mok, eine weithin leuchtende Wissenschaftlerin; Charles Cogsworth, ihr überintelligenter und überschatteter Ehemann; der humorlose, nie irrende Glasser; Aloysius Shiplap, ein Genie auf dem Gebiet der Besamung; Willy McGilly, ein Mann mit ungewöhnlichen Körperteilen (z. B. dem linken, sehenden Mittelfinger, den er auf einem Planeten des Sternbildes Kapteyn aufgegabelt hatte) und oh ne jede falsche Bescheidenheit; und schließlich Audifax O’Hanlon und Diogenes Pontifex. Die zwei Letztgenannten waren (wegen des Satzungsparagraphen über das Minimum an Anständigkeit) nicht Mitglieder des Instituts, aber wenn man die besten Köpfe der Welt beieinander haben will, kann man auf diese beiden nicht gut verzichten.
    »Wir werden mit einem kleinen historischen Detail der Vergangenheit herumspielen und den Effekt feststellen«, sagte Gregor Smirnow. »Das ist, wenigstens so direkt, bisher noch nicht geschehen. Wir gehen auf eine geschichtliche Periode zurück, die gern als ›ein Lichtblick in der langen Dunkelheit‹ bezeichnet wird: die Zeit Karls des Großen. Wir prüfen die Frage, warum dieses Licht erlosch, ohne andere anzuzünden. Dadurch, daß diese Flamme ausging, obwohl weiterer Brennstoff offensichtlich bereitlag, verlor die Welt vierhundert Jahre. Wir gehen also in diese falsche Morgendämmerung Europas zurück und überlegen uns, worin die Gründe für dieses historische Versagen liegen. Es handelt sich um das Jahr 778; die geographische Region ist das heutige Spanien. Karl der Große war eine Allianz mit Marsilies, dem arabischen König von Saragossa, eingegangen, und zwar gegen den Kalifen Abd er Rhaman von Cordoba. Karl nahm die Städte Pamplona, Huesca, Gerona und andere und machte so den Weg zu Marsilies, also nach Saragossa, frei. Der Kalif fand sich mit der Lage ab. Saragossa soll te eine unabhängige, sowohl für Moslems als auch für Christen offene Stadt werden. Die nördlichen Gebiete zur französischen Grenze hin sollten christlich bleiben dürfen, und so würde
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