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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Pittsburgh verkauft hatte, um den Fahrpreis für seine Frau und sich zum Regulus aufzubringen. Jetzt, das wußte Clowdis, hatte man ihn deshalb ausgewählt, weil Wilcox der typische Durchschnittskolonist war, beflissen, profillos und ohne jegliche Initiative oder Ehrgeiz, die über seine eigenen kleinen Interessen hinausgingen.
    »Schon gut«, sagte Clowdis und blickte über den Tisch auf Shassil. »Was können Sie uns jetzt sagen, Shassil?«
    Der Cetier seufzte und ließ dabei zwei Reihen von Knorpeln sehen, die bei ihm die Stelle von Zähnen einnahmen. »Wenig über die Tatsache hinaus, daß der T'sai bald für ein Interview an Bord kommen wird. Anschließend…«
    »Anschließend«, unterbrach Buehl, »werden die kleinen Weltraumgötter uns ihr Wort geben, und das Wort ist Macht und Energie.« Seine Stimme hatte einen knurrenden Unterton, den er nicht einmal zu verbergen suchte.
    »Ganz ruhig«, riet Clowdis, »bis jetzt hat man uns ja gewähren lassen. Und zwar nur, weil keines der Völker, die wir bis jetzt besucht haben, von den T'sai Anweisung hatte, uns aufzuhalten. Es wäre doch verrückt, wenn wir jetzt Schwierigkeiten machen würden.«
    Barbour blickte auf, und seine gewöhnlich milden Augen blickten interessiert. »Sie sagten, der T'sai, Shassil. Heißt das, daß nur einer von ihnen auf dem korivianischen Schiff ist?«
    Der Cetier nickte. »Die T'sai reisen selten, und wenn, dann einzeln. Aber die T'sai sind nicht wie wir anderen – für sie ist einer alle und sind alle einer.« Er erhob sich vom Tisch. »Meine Anwesenheit behindert das Gespräch, glaube ich. Ich werde im Kontrollraum auf den T'sai warten.«
    Er ging hinaus, ohne, trotz all seiner galaktischen Höflichkeit, seinen Bart in der cetischen Geste der Ehrerbietung zu berühren. Clowdis fühlte eine kurze Aufwallung von Ärger bei dem Gedanken, wie dieses ziegenartige Geschöpf alleine seinen Kontrollraum besetzt hielt, unterdrückte das Gefühl aber gleich wieder.
    »Wissen Sie, er hat recht«, meinte Barbour, »das ist unser Problem, Ed, und wir könnten wirklich nicht offen reden, so lange Shassil dabeisitzt.«
    »Was gibt es denn da zu reden?« fragte Vesari mürrisch. »Wenn wir nichts tun können, was für einen Sinn hat dann das ganze Gerede?«
    »Wir beabsichtigen nicht, etwas zu tun«, meinte Clowdis. »Wir sind nur hier, um die Möglichkeiten abzuwägen, und um zu warten.«
    »Soviele Möglichkeiten gibt es nicht«, sagte Barbour trocken. »Sie können uns töten oder einsperren, uns nach Hause schicken oder uns ignorieren.«
    »Ignorieren werden sie uns nicht«, meinte Clowdis. »Ich habe mich mit den Systemen befaßt, die wir bis jetzt noch nicht besucht haben, und jedes einzelne ist ein integraler Bestandteil des T'sai-Reiches. Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, wie wir in ein solches Schema passen sollten ich glaube, wir können von Glück reden, wenn sie uns nach Hause zurücklassen.«
    »Ist es wirklich so schlimm?« fragte Wilcox beunruhigt. Das Gesicht, das er jetzt Clowdis zuwandte, war noch bleicher geworden. »Ich meine – wir können nicht zurück, wir Kolonisten. Für uns ist kein Platz!«
    Clowdis gab sich große Mühe, seine Verärgerung nicht erkennen zu lassen.
    »Man hat Ihnen die Bedingungen für diese Regulusexpedition sorgfältig vor dem Abflug erklärt, Wilcox. Ihre Leute haben von Anfang an gewußt, daß wir hier draußen auf schwankendem Boden stehen. Sie kannten die Risiken, die sie auf sich nahmen, als sie auf ihre Arbeitsplätze verzichteten.«
    Der Kolonist sank in sich zusammen, er blinzelte. Im Augenblick dachte er nicht an galaktische Rechte und Mächte, sondern an seine Frau und das Kind, das ihnen in einem halben Jahr geboren werden sollte und an die weiteren siebzig Paare, die in den unteren Etagen auf seinen Bericht warteten. Jetzt abgewiesen zu werden, bedeutete mehr als nur die Rückkehr in die schrecklich überfüllten Pferche der Erde; mit Aufgabe ihrer Rechte hatten sie keinerlei Status mehr, und der einzige Weg, der ihnen noch offenstand, war zwangsweise Auswanderung in eine farblose und stets getriebene Existenz, unendlich schlimmer in den Kuppeln des Mars oder der Venus oder auf den Jupitermonden.
    Der weiche, grüne Planet von Regulus, der wenige Stunden vor ihnen lag, war im Vergleich dazu das Paradies. Ihn jetzt aufzugeben, wo sie so nahe waren…
    Sie spürten die Anwesenheit des Inquisitors, noch bevor Shassil ihn vorstellte, fühlten die federleichte Berührung eines tastenden
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