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Drachengasse 13, Band 02

Drachengasse 13, Band 02

Titel: Drachengasse 13, Band 02
Autoren: B Perplies
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Kapitel 1
    Mutprobe um Mitternacht
    „Hast du etwa Angst ?“
    Wonkar blickte den schmächtigen Bortha herausfordernd an. Der Zwergenjunge hatte die Hände in die Hüften gestemmt und das Kinn vorgereckt, auf dem sich bereits erster Bartwuchs zeigte. Seine Augen funkelten.
    Sando sah, wie Bortha leicht zusammenzuckte. Bortha war der Drittjüngste ihrer achtköpfigen Gruppe, ein Zwerg von nicht einmal fünfundzwanzig Jahren – was ungefähr sieben Menschenjahren entsprach. Er reichte Sando kaum bis zur Schulter. Und obwohl Bortha ein trotziges Gesicht machte, merkte man deutlich, dass er sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut fühlte.
    Die Mutprobe, die Wonkar sich ausgedacht hatte, war aber auch wirklich nicht ohne. Natürlich hatte jeder von ihnen irgendeine Art von Tapferkeitsbeweis ablegen müssen, um ein „Grubenjunge “ zu werden. Doch weder Sando noch die sechs Zwerge, die im Moment zu den Grubenjungs gehörten, hatten dafür durch die Verbotenen Hügel laufen müssen.
    Sando dachte an sein eigenes Aufnahmeritual vor vier Jahren zurück. Sein Zwergenfreund Grimbak hatte ihn mit der Bande bekannt gemacht, deren Versteck in einer aufgegebenen Erzgrube lag und die daher ihren Namen hatte. Wonkar war schon damals ihr Anführer gewesen. Er hatte sich zunächst gesträubt, einen Menschenjungen in die Zwergengruppe aufzunehmen. Aber Sando war nicht irgendein Menschenjunge. Er gehörte zu Gump, dem Zwergenwirt, der im Hafenviertel Bondingors die Schenke Gumps Brandung betrieb. Bei ihm war er aufgewachsen, seit seine Eltern vor vielen Jahren bei einem Feuer ums Leben gekommen waren. Und da das Sando zu einer Art „Halbzwerg “ machte, hatten die Grubenjungs ihn schließlich aufgenommen.
    Der Dreizehnjährige mit dem schulterlangen schwarzen Haar und der mehrfach geflickten Hose grinste innerlich. Wonkar hatte ihn damals ein Gesicht mit herausgestreckter Zunge auf den Ratsschild malen lassen, der über der Tür zur Ratshalle des Zwergenviertels hing. Beinahe hätte ihn dabei der Erste Steinrat erwischt, der Bondingors Zwergenklans anführte.
    Aber solche Kindereien waren Wonkar mittlerweile zu albern. Wer heute ein Grubenjunge sein wollte, musste schon zeigen, dass er Mumm in den Knochen hatte. Und deshalb befanden sie sich in dieser Nacht alle am Rand der Verbotenen Hügel.
    „Ist doch klar “ , tönte ein Zwergenjunge aus der zweiten Reihe. „Bortha hat die Hosen voll, weil er befürchtet, dass ihn die Geister holen .“ Es war Urbin, der seine spärlichen Bartzauseln in sehr eigenwillig geflochtenen Zöpfen trug. Wie Gumrak Eisenschild, ein ortsansässiger Held. Aber Gumraks Bart war viel länger und dichter als Urbins. Bei Urbin sahen die Zöpfe etwas lächerlich aus.
    „Lass dich nicht ärgern, Bortha “ , sagte Sando zu dem Zwerg und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Der Kiesel, so sein Spitzname, kam wie Gump aus dem Klan der Wasserheber und war damit so etwas wie ein ziemlich entfernter Vetter Sandos. „Es gibt gar keine Geister in den Verbotenen Hügeln .“
    „Gibt es doch “ , beharrte Urbin. „Ich habe sie schon in der Nacht klagen hören .“
    „Das waren sicher streunende Katzen “ , erwiderte Sando. Zwar lag die Schmiede von Urbins Vater tatsächlich so nah an der Schwelle , dass die unheimlichen Geräusche von der anderen Seite gekommen sein könnten, aber das musste noch gar nichts bedeuten.
    „Und ich habe ein unheimliches Leuchten zwischen den Häusern gesehen “ , fügte Umbrin hinzu. Er war Urbins Bruder und hatte seinen Bart rot gefärbt. Womit er nicht weniger dämlich aussah als „Zöpfchen “ , wie Sando Urbin heimlich nannte.
    „Streunende Irrlichter “ , hielt Sando dagegen. „Das Elfenviertel ist schließlich direkt nebenan .“
    „Aber ich … “ , begehrte Urbin auf.
    „Klappe halten, allesamt “ , ging Wonkar dazwischen. „Es ist bald Mitternacht. Die Zeit ist gekommen .“ Er wandte sich an Bortha. „Wie entscheidest du dich? Willst du ein Grubenjunge sein oder nicht ?“
    Der Zwergenjunge schluckte und nickte. „Ich mache es .“
    „Sehr gut “ , sagte Wonkar. „Dann kommt, Freunde .“
    Geduckt huschten Sando und die sieben Zwerge aus dem Schatten der Seitengasse. Auf der Straße war keine Zwergenseele zu sehen. Die ganze Gegend wirkte wie ausgestorben. Das war allerdings auch kein Wunder. Niemand hielt sich nachts gerne in der Nähe der Verbotenen Hügel auf. Der ehemalige Teil des Zwergenviertels galt seit Jahrzehnten als verflucht.
    Was
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