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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Kapitel 1
    D
ie Sommernächte in Terrano neigen dazu, schwül und heiß zu sein. Die Hitze des Tages lässt kaum nach und man findet keinen Schlaf. Ein Umstand, der für die Schönheit nicht zuträglich ist und ihr von Tag zu Tag mehr Schaden zufügt. Dies wiederum ist eine Tatsache, die vielen Kurtisanen missfällt, ist ihre Schönheit doch eines der wenigen Dinge, die sie zu Beginn ihrer Laufbahn besitzen und Augenringe sind dabei ebenso wenig wünschenswert wie ein blasser Teint, der von der Übermüdung herrührt.
    Ich bin keine Ausnahme, gehöre ich doch selbst zu diesen Frauen, deren Erscheinungsbild ihr einziges Kapital ist. Neben einer spitzen Zunge und der hohen Bildung, die sie in den Kreisen des Adels zu einer begehrten Gesellschaft machen.
    Gerade an diesem Abend hatte ich versucht, es mir auf der Terrasse meines kleinen Stadthauses so angenehm wie möglich zu machen, um der aufgestauten, stickigen Hitze im Inneren meiner Gemächer zu entgehen und noch ein wenig an der frischen Luft zu verweilen. Es ist eine schöne, große Terrasse. Man kann von ihr aus nahezu die ganze Stadt überblicken und die Zypressen und Orangenbäume verleihen ihr eine romantische Atmosphäre und einen betörenden Duft.
    Es gibt keinen Ort, an dem ich mich lieber aufhalte, wenn mich die Sehnsucht nach Stille ergreift. Und dies war einer jener Abende, an denen ich die Einsamkeit dem Trubel der gesellschaftlichen Ereignisse vorzog. Wie so oft verlor ich mich, umgeben von dem Zauber der Nacht, in Wachträumen und ließ meine Gedanken ohne Ziel umherschweifen. Doch meine Ruhe fand ein jähes Ende, als eine mir gut bekannte, amüsiert wirkende Stimme die Stille zerriss und mich mit einem Ruck unsanft in die Realität zurückkehren ließ.
    »Nanu, Signorina Lukrezia? Ist die schönste Rose von Porto di Fortuna etwa allein an diesem wundervollen Sommerabend? Dann würde ich Euch gerne für einen Augenblick Gesellschaft leisten, wenn Ihr es gestattet.«
    Ein resigniertes Seufzen kam über meine Lippen und ich öffnete widerwillig die Augen. Das Gesicht von Andrea Luca Santorini blickte mich von dem marmornen Geländer aus an und ein vergnügtes Glitzern tanzte in den dunklen Augen des jungen Terrano.
    Niemand außer Andrea Luca wäre wohl so impertinent, zu dieser Stunde auf die Terrasse einer Frau zu klettern und so verwunderte mich sein Erscheinen kaum. Wollte man den Gerüchten Glauben schenken, so tat er dies mit erstaunlicher Regelmäßigkeit zu den unterschiedlichsten Anlässen, wann immer sich die Gelegenheit bot, einer außergewöhnlichen Schönheit zu begegnen.
    Natürlich wartete er meine Antwort nicht ab, sondern machte es sich, nach einem eleganten Schwung über das Geländer, auf der steinernen Bank gemütlich, die unter einem hochgewachsenen Olivenbaum stand.
    »Ich wüsste nicht, wie ich Euch davon abhalten sollte, Signore Santorini.«
    Meine Stimme klang spöttisch, meine einladende Geste war es noch viel mehr, doch das störte den Adeligen nicht im Geringsten und er überging es mit einem süffisanten Lächeln.
    »Aber Signorina Lukrezia, seid nicht so grausam zu mir. Ich bringe Euch eine Einladung und dieses kleine Geschenk.«
    Mein Interesse war geweckt, so ungern ich es mir eingestand. Ich sah aufmerksam auf das kleine, verzierte Kästchen in Andrea Lucas Hand, sorgsam darauf bedacht, ihm dabei einen guten Ausblick auf mein weißes Seidennachthemd zu gewähren, das ihn außerordentlich zu faszinieren schien.
    »Und welche Einladung sollte dies wohl sein?«
    Ich versuchte, meine Neugier nicht allzu sehr zu zeigen, und verlieh meiner Stimme einen neutralen, nahezu desinteressierten Tonfall, was Andrea Lucas Lächeln nur noch breiter werden ließ. Er war nicht leicht zu täuschen und hatte den Weg zu mir herauf nicht zum ersten Mal auf sich genommen. Entsprechend wusste er mein Verhalten besser zu deuten, als es mir lieb war.
    »Mein Vater veranstaltet seinen jährlichen Maskenball und ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn Ihr mich dorthin begleitet. Es soll natürlich nicht Euer Schaden sein.«
    Mit diesen Worten klappte er das teuer wirkende Kästchen auf und ließ mich einen Blick auf seinen Inhalt werfen. In dem samtigen Inneren lagen zwei wunderschöne diamantene Rosen, die im Licht des vollen Mondes voller Zauber zu glitzern begannen, sobald sie aus der Dunkelheit erlöst waren.
    Andrea Luca entging nicht, wie mir beim Anblick der funkelnden Ohrringe der Atem stockte und er nahm es mit einem zufriedenen
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