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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich
Autoren: Michelle Natascha Weber
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magischer wie politischer Hinsicht.
    Andrea Luca war auf dem Ball trotz dieser unangenehmen Begegnung vollkommen in seinem Element. Er genoss den Neid der anderen Männer auf seine Eroberung, ohne einen weiteren Gedanken an den Vorfall mit Alesia della Francesca zu verschwenden. Ich hatte mir in Porto di Fortuna keinen geringen Ruf erarbeitet und erfreute mich einer Beliebtheit, die wohl darauf beruhte, dass ich bisher keinen meiner Verehrer erhört hatte. Eine Beliebtheit, die sich keineswegs auf die Reihen der Artiste ausdehnte. Wenn man es genau nahm, war dies in meinem Betätigungsfeld ohnehin nur selten der Fall.
    Auch ich hätte den Abend genießen können, wäre da nicht Alesia gewesen, die uns auf Schritt und Tritt in einigem Abstand verfolgte und mich mit Blicken durchbohrte, wann immer ich mich in ihre Richtung wandte.
    So war ich also auf keinen Fall unglücklich, als der Ball nach Musik, Tanz und Klatsch endete und Andrea Luca mich zu meinem Haus begleitete. Wir waren den Weg durch die sternenklare Nacht und die milde Brise zu Fuß gegangen und er hatte mir von seiner Verbindung zu Alesia erzählt.
    Wie erwartet, war ein Mann wie er nicht von den Umständen dieser erzwungenen Vereinigung begeistert und ich konnte ihn verstehen. Weder er noch ich hatten in unserem Leben wirklich eine Wahl, waren wir doch das, was die Erwartungen der Gesellschaft aus uns machten.
    Als wir vor meiner Tür standen, blickte Andrea Luca mir tief in die Augen, ohne ein Wort zu sagen und er war ungewöhnlich nachdenklich. Einmal mehr war ich von der Unergründlichkeit dieser dunklen Augen fasziniert. Seine Lippen trafen die meinen zum Abschied, und nur ungern ließ ich ihn wieder los. Auch er schien von den gleichen Gefühlen bewegt, denn ich spürte, dass er sich nur widerwillig von mir löste.
    Lächelnd wandte er sich schließlich ab und ging die Straße entlang und auch ich drehte mich zur Tür herum, um hineinzugehen. Unvermittelt drang seine Stimme noch einmal an mein Ohr und durchschnitt die Stille der Nacht.
    »Gute Nacht, Signorina Lukrezia. Ihr seht im Schlaf bezaubernd aus.«
    Erschrocken fuhr ich herum, doch Andrea Luca war nicht mehr zu sehen. Nur sein Lachen lag noch in der Luft. Einmal mehr hatte er mich mit einem Rätsel zurückgelassen, obgleich ich mir geschworen hatte, dass ihm dies niemals mehr gelingen sollte.
     
     

Kapitel 2
    A
m Tag nach dem Ball war ich abgelenkt und nachdenklich. Nur mit halbem Ohr hörte ich dem fröhlichen Geplapper Smeraldas zu. Wir hatten uns angefreundet, während wir beide unsere Ausbildung bei Signorina Valentina absolviert hatten, und waren seit dieser Zeit unzertrennlich.
    Smeralda war eine Schönheit, mit dem in Terrano so seltenen blonden Haar und den grünen Katzenaugen einer Frau von den Smaragdinseln, die sie bei den Männern unseres Landes begehrt machten. Ebenso wie ich entsprach Smeralda nicht dem Bild, das man von den Terrano hatte. Unsere Andersartigkeit hatte uns von Anfang an verbunden und allmählich eine tiefe Freundschaft entstehen lassen. Wir hatten das stille Abkommen getroffen, uns niemals durch einen Mann entzweien zu lassen und dies würde so bleiben, solange wir lebten. Es war die Basis unseres Vertrauens zueinander, die es uns ermöglichte, auch jene Dinge auszusprechen, die man gewöhnlich für sich behielt.
    Erst als Smeralda den Namen Alesia della Francesca erwähnte, horchte ich auf. Auch sie hatte den Ball in der Villa Santorini mit einem ihrer zahlreichen Verehrer besucht. Obgleich wir uns nicht begegnet waren, war sie Zeugin der Szene zwischen Andrea Luca, seiner künftigen Gemahlin und mir geworden.
    »... eine sehr merkwürdige Darbietung für eine Artista. Sie will das Herz des jungen Santorini wohl für sich alleine. Es wird schwer werden, sich ihm zu nähern, wenn sie erst verheiratet sind. Mit einer della Francesca, würde ich mich an deiner Stelle nur ungern anlegen wollen.«
    Ich bemerkte, wie sich gegen meinen Willen eine kleine Falte zwischen meinen Brauen bildete und sah zu ihr auf.
    »Noch ist er frei zu tun, was er möchte. Ich glaube nicht, dass Andrea Luca Santorini sich zu irgendetwas zwingen lässt. Auch von einer della Francesca nicht.«
    Meine Reaktion auf ihre Überlegungen fiel heftiger aus, als ich es beabsichtigt hatte. Smeralda bedachte mich dafür mit einem Blick, der vielerlei Deutungen zuließ und von eigenen Vermutungen bezüglich meiner Beziehung zu dem Adeligen sprach. Nachdenklich sank sie auf ihrem Sessel zurück,
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