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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich
Autoren: Michelle Natascha Weber
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meine Wange, dann meinen Hals hinab und endlich berührten sich unsere Lippen.
    Ich verlor jedes Gefühl für die Zeit, während er mich in seinen Armen hielt. Trotzdem wusste ich, dass nur ein kurzer Augenblick vergangen sein konnte, bis er mich losließ. Seine Gefühlsregungen waren wieder sicher hinter der undurchdringlichen Fassade verschwunden, die seine Gedanken besser verbarg, als es die Maske einer Kurtisane jemals hätte vollbringen können. Er zwinkerte mir zu, bevor er mir seinen Arm anbot, als sei nichts geschehen.
    »Signorina, Ihr werdet auf dem Ball alle Blicke auf Euch ziehen. Doch nun lasst uns gehen. Die Nacht erwartet uns!«
    Mechanisch nahm ich den mir angebotenen Arm an und folgte Andrea Luca nach draußen zu der wartenden Kutsche, deren Tür der livrierte Kutscher bereits vorsorglich mit einer tiefen Verbeugung geöffnet hatte, um uns einzulassen.
    Nachdem ich mich von den Ereignissen erholt hatte, schalt ich mich selbst. Es war sonst absolut nicht meine Art, den Kopf zu verlieren, warum also diesmal?
    Wütend über mein törichtes Verhalten beschloss ich, von nun an auf die kleinen Überraschungen vorbereitet zu sein, die der Adelige für mich bereithielt. Ich wollte versuchen, etwas mehr Abstand zu den Geschehnissen zu wahren, um sie besser überblicken zu können. Bisher hatte er mich jedes Mal unvorbereitet erwischt, doch nun würde ich endgültig auf der Hut sein, wenn es Andrea Luca Santorini betraf, das schwor ich mir. Er sollte kein so leichtes Spiel mit mir haben, wie er es anzunehmen schien.
     
    Der Weg zum Anwesen des Zweiges der Santorini Familie, dem Andrea Luca angehörte, war nicht weit und so erreichten wir unser Ziel, bevor ich auch nur im Geringsten Ungeduld verspüren konnte.
    Es war ein prachtvolles Bauwerk, das hell erleuchtet war. Durch die hohen Fenster konnte man die klaren Kristalle der prunkvollen Leuchter erkennen, die die Szenerie mit ihrem Glitzern untermalten. Unendlich viele Kerzen brachten den weißen Marmor zum Glänzen und ließen ihr Licht über wertvolle Teppiche und Statuen tanzen. Scheinbar waren die anderen Gäste bereits eingetroffen, denn der Hof hatte sich inzwischen geleert. Allein die Diener, die sich um verspätete Ankömmlinge kümmerten, waren noch vor dem Palazzo zu finden.
    Formvollendet half mir Andrea Luca aus der Kutsche und hauchte mir dabei einen zarten Kuss auf die Hand, der dafür sorgte, dass sich die feinen Härchen an meinen Armen aufrichteten. Hier war ich endlich ganz in meinem Element und die Unsicherheit verflog spurlos, als wir den geschmückten Ballsaal betraten.
    Natürlich kamen wir zu spät, offenbar genau das, was Andrea Luca beabsichtigt hatte. Es bescherte uns einen großen Auftritt, den keiner der Anwesenden versäumte. Alle Augen richteten sich auf uns und ein heiseres Flüstern ersetzte bald die plötzlich eingetretene Stille, während wir ohne Hast die breite Treppe hinab schritten. Ich spürte die bewundernden Blicke der Männer, die auf mir ruhten, aber ebenso die von Neid durchsetzten Blicke einiger Frauen. Waren es ehemalige Geliebte oder hoffnungsvolle Anwärterinnen?
    Besonders eine der Frauen fiel mir auf. Ihr Gesicht wurde von einer Schwanenmaske bedeckt und das Lächeln auf ihren Lippen war rätselhaft und geheimnisvoll. Wir gingen an ihr vorüber und Andrea Luca begrüßte sie mit einer leichten Verbeugung, die seiner Position auf diesem Fest angemessen war. Welchen besonderen Stand mochte sie wohl einnehmen, um diese Achtung zu verdienen? Denn Andrea Luca beachtete keine der anderen Frauen in dem Saal, die nur zu gerne seine Aufmerksamkeit für eine Weile selbst beansprucht hätten.
    Über einen Scherz lachend, schritt ich neben ihm durch den Saal und sah mich dabei aufmerksam um. Ich kannte viele der Anwesenden und bewunderte die vielfältigen Masken, bis ich plötzlich den hasserfüllten Blick einer verschleierten, in strahlendes Weiß gekleideten Frau auffing. Ihr Gesicht wurde von einem mit Kristallen besetzten Schleier bedeckt, der bei jeder Bewegung glitzerte wie die Lüster, die die Szenerie beleuchteten. Ihre schwarzen Augen durchbohrten mich wie Messerklingen und schnitten förmlich durch das Kleid hindurch tief in meine Haut ein. Sie gehörten zu einer Artista.
    Andrea Luca musste bemerkt haben, wie ich mich verkrampfte, denn er blickte mich verwundert an und wandte sich dann ebenfalls in die Richtung, auf die mein Blick geheftet war. Auch ihm schien nicht zu gefallen, was er sah. Sein Griff um
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