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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
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I
    I M JAHR DES HEILS 1150, als die gottlosen Sarazenen, der Abschaum der Erde und die Vorhut des Antichrist, den Unsrigen im Heiligen Land viele Niederlagen beigebracht hatten, senkte sich der Heilige Geist auf Frau Sigrid hinab und schickte ihr eine Offenbarung, die ihr Leben veränderte.
    Vielleicht könnte man auch sagen, dass diese Offenbarung ihr Leben verkürzte. Ganz sicher ist, dass sie danach nie mehr die Gleiche war wie zuvor. Weniger sicher ist, was der Mönch Thibaud lange Zeit später schrieb, dass nämlich in dem Augenblick, in dem der Heilige Geist sich Sigrid offenbart habe, in Wahrheit der Grundstein für ein neues Reich oben im Norden gelegt worden sei, das man später einmal Schweden nennen werde.
    Es war am Tiburtiustag, den man als ersten Sommertag bezeichnete, und an dem im Westlichen Götaland das Eis zu schmelzen begann. So viele Menschen wie an diesem Tag waren in Skara noch nie versammelt gewesen, denn es war keine beliebige Messe, die jetzt gelesen werden sollte. Der neue Dom sollte endlich eingeweiht werden.
    Die Zeremonien waren schon in ihrer zweiten Stunde. Die Prozession hatte dreimal die Kirche umrundet, und zwar unendlich langsam, da Bischof Ödgrim ein sehr alter Mann war, der mühsam dahinwankte, als wäre es seine letzte Wanderung. Außerdem schien er ein wenig verwirrt,
da er das erste Gebet in der geweihten Kirche in der Volkssprache statt auf Lateinisch gesprochen hatte:
    »Gott, der Du alles unsichtbar bewahrst,
    doch für die Erlösung der Menschen Deine Macht sichtbar werden lässt,
    nimm in diesem Tempel Deine Wohnung und herrsche hier,
    damit alle, die sich hier zum Gebet versammeln,
    Deines Trostes und Deiner Hilfe teilhaftig werden.«
    Und tatsächlich ließ Gott jetzt seine Macht sichtbar werden, ob nun um der Erlösung der Menschen willen oder aus anderen Gründen. Es war ein Schauspiel, das kein Mensch im ganzen Westlichen Götaland je gesehen hatte: die blitzenden Farben der Bischofshabite aus goldenem Zwirn, hellblaue und dunkelrote Seide, betäubende Düfte aus den Weihrauchgefäßen, die die Domherren bei ihrem Rundgang im Kirchengewölbe schwenkten. Dazu erklang eine Musik, die so himmlisch war, dass kein Ohr im Westlichen Götaland so etwas je vernommen haben konnte. Und wenn man den Blick hob, war es, als schaute man zum Himmel hinauf. Es war unbegreiflich, dass die burgundischen und englischen Baumeister so hohe Gewölbe erschaffen konnten, ohne dass alles einstürzte, und sei es aus keinem anderen Grund, als dass die Eitelkeit, die es bedeutete, bis zu Ihm hinauf bauen zu wollen, den Herrn hätte erzürnen müssen.
    Frau Sigrid war eine praktisch veranlagte Frau. Manche sagten gerade deshalb, sie sei hart. Sie hatte zunächst keinerlei Lust verspürt, sich auf die beschwerliche Reise nach Skara zu begeben, da der Frühling zeitig gekommen war und die Wege sich in tiefen Morast verwandelt hatten.
Außerdem empfand sie Unruhe bei dem Gedanken, in ihrem jetzigen gesegneten Zustand in einem Wagen zu sitzen und auf den schlechten Straßen durchgeschüttelt zu werden. Mehr als etwas anderes in ihrem irdischen Leben fürchtete sie die baldige Geburt ihres zweiten Kindes. Und sie wusste sehr wohl, dass die bevorstehende Domweihe bedeutete, dass sie stundenlang auf dem harten Steinboden stehen und hin und wieder zum Gebet niederknien musste, was in ihrem Zustand eine Qual war. Was die vielen Regeln des kirchlichen Lebens betraf, so war sie wohlbewandert, sicherlich mehr als die meisten großen Männer und deren Töchter, die sie in diesem Augenblick um sich herum sah. Dieses Wissen hatte sie gewiss nicht aus Gläubigkeit oder aus freien Stücken erworben. Als sie sechzehn Jahre alt war, hatte ihr Vater nicht ganz unbegründet den Eindruck gewonnen, dass sie einem Verwandten aus Norwegen, der jedoch von allzu geringer Herkunft war, ein unangemessen großes Interesse entgegengebracht hatte, das zu Dingen hätte führen können, die nur in der Ehe etwas zu suchen hätten, wie ihr Vater das Problem barsch zusammengefasst hatte. Man hatte sie für fünf Jahre in ein Kloster in Norwegen geschickt, aus dem sie wohl nie mehr herausgekommen wäre, wenn sie nicht einen kinderlosen Onkel im Östlichen Götaland beerbt hätte, wodurch sie zu einem Menschen geworden war, den man lieber verheiratete, als ihn ins Kloster zu stecken.
    Sie wusste also, wann man aufstehen und wann man niederknien, wann man die Paternoster und Ave-Maria mitleiern musste, die einer der Bischöfe da vorn
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