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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
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die dumpfen Männerstimmen der Mönche ein, die das gleiche sangen und doch wieder nicht. Sigrid hatte Gesänge für zwei und drei Stimmen gehört, doch dieser Chor war mindestens achtstimmig. Es war wie ein Wunder, da schon drei Stimmen sehr schwer zustande zu bringen waren.
    Sigrid starrte ermattet und mit aufgerissenen Augen dorthin, wo sich das Wunder ereignete. Sie lauschte mit ihrem ganzen Ich, mit ihrem ganzen Körper, bis die Anspannung sie erzittern ließ und ihr schwarz vor den Augen wurde, sodass sie nicht mehr sah, sondern nur noch hörte - so als müssten auch ihre Augen ihre volle Kraft für das Hören einsetzen. Es kam ihr vor, als verschwände sie, als würde sie in Töne verwandelt und zu einem Teil der heiligen Musik, die schöner war als alles andere in ihrem Erdenleben.

    Einige Zeit später kam sie wieder zu Bewusstsein, als sie jemand bei der Hand ergriff, und als sie aufsah, merkte sie, dass es König Sverker höchstpersönlich war.
    Sigrid unterdrückte entschlossen die Eingebung, ihm zu erzählen, dass der Heilige Geist soeben zu ihr gesprochen hatte. Ein solcher Bericht würde wohl nur den Eindruck erwecken, als wollte sie sich interessant machen, und Könige bekamen sicher mehr als genug von solchen Dingen zu hören. Stattdessen erzählte sie schnell und flüsternd, wozu sie sich soeben entschlossen hatte.
    Wie der König sicher schon wusste, gab es Streit um ihr Erbe in Varnhem. Ihre Verwandte Kristina, die vor Kurzem diesen ehrgeizigen Erik Jedvardsson geheiratet hatte, beanspruchte den halben Besitz. Doch nun verhielt es sich ja so, dass die Mönche von Lurö eine Gegend mit weniger strengen Wintern bräuchten. Viel von ihrem Anbau dort drüben auf Lurö war vergeblich gewesen, das wusste jeder; indes, kein einziges schlechtes Wort über König Sverkers Freigebigkeit, ihnen Lurö zu stiften. Aber wenn sie, Sigrid, den Zisterziensern Varnhem schenkte, sollte der König die Gabe segnen und sie für gesetzlich erklären, und damit wäre das ganze Problem aus der Welt. Ein solches Vorhaben würde allen zugutekommen.
    Sie hatte schnell, leise und ein wenig atemlos gesprochen, immer noch mit pochendem Herzen nach all dem, was sie in der himmlischen Musik gesehen hatte, als die Dunkelheit zu Licht geworden war.
    Der König schien zunächst ein wenig überrumpelt. Er war es nicht gewohnt, dass Männer in seiner Umgebung so direkt und ohne höfische Umschreibungen zu ihm sprachen. Geschweige denn Frauen.
    »Du bist in mehr als nur einer Hinsicht eine gesegnete Frau, meine liebe Sigrid«, sagte er schließlich langsam
und ergriff von Neuem ihre Hand. »Morgen, wenn wir nach dem Gastmahl auf dem Krongut ausgeschlafen haben, werde ich Pater Henri zu mir rufen, und dann bringen wir das Ganze zu Papier. Morgen, aber nicht jetzt. Es schickt sich wohl nicht, dass wir noch lange hier sitzen und flüstern.«
    Im Handumdrehen hatte sie jetzt ihr Erbe verschenkt. Varnhem. Kein Mann und keine Frau bricht ein dem König persönlich gegebenes Wort, ebenso wenig wie der König sein Wort brechen darf. Was sie getan hatte, ließ sich nicht mehr rückgängig machen.
    Zugleich aber war es auch praktisch, wie ihr aufging, nachdem sie sich ein wenig erholt hatte. Der Heilige Geist konnte also auch praktisch sein, und die Wege des Herrn waren nicht immer unerforschlich.
    Varnhem und Arnäs lagen gut zwei Tagesritte voneinander entfernt, Varnhem außerhalb von Skara, nicht weit vom Bischofsgut am Berg Billingen, und Arnäs oben am Ostufer des Vänersees, wo das Land Sunnanskog aufhörte und der Wald Tiveden in der Nähe des Berges Kinnekulle begann. Das Gut von Varnhem war neuer und in weit besserem Zustand, und aus diesem Grund wollte sie die kälteste Zeit des Jahres dort verbringen, vor allem da das schauerliche Kindbett jetzt näher rückte. Magnus, ihr Mann, wünschte, dass sie sein väterliches Erbe Arnäs zum Wohnsitz nahmen. Sie gab Varnhem den Vorzug, und sie hatten sich nie einigen können. Manchmal gar hatten sie darüber nicht so freundlich und mit solcher Geduld sprechen können, wie es sich unter Eheleuten gehörte.
    Arnäs musste erneuert und umgebaut werden. Der Hof lag jedoch am Wald, in einer Grenzregion ohne Eigentümer. Dort befanden sich viele Allmenden und königliche Domänen, die man auf dem Verhandlungswege erwerben
oder kaufen konnte. Dort ließ sich vieles zum Besseren wenden, vor allem, wenn sie mit all ihren Leibeigenen und allem Vieh von Varnhem dorthin umzog.
    Der Heilige Geist hatte die
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