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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Autoren: Asia Greenhorn
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Prolog
    »The Times«, 20. August 2012
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Steht ein Vampir hinter dem Überfall in der Walton Street?
    Die Polizeibehörden: »Von den Medien aufgebauscht«
    Die Meinung des Experten
    Oxford. Nach zweitägigem Krankenhausaufenthalt kehrt die neunzehnjährige Studentin Laura Campbell, die beim Verlassen des Kinos zwischen Walton und Cranham Street überfallen wurde, nach Hause zurück.
    Nach Aussage der Familie steht sie »noch immer unter Schock«. Der behandelnde Arzt berichtet, sie sei verängstigt und nach wie vor nicht in der Lage, eine klare Rekonstruktion des tragischen Vorfalls zu liefern.
    Der Fall erregt jedoch weiterhin Aufsehen, denn aufgrund erster Indiskretionen soll Laura ausgesagt haben, an der Bushaltestelle von einer Unbekannten in die Kehle gebissen worden zu sein, bevor ein Passant durch sein beherztes Eingreifen dem Überfall ein Ende setzte.
    Das Mädchen kam glücklicherweise mit dem Schrecken davon, doch die Gewaltepisode wirft ein beunruhigendes Licht auf die ruhige kleine Universitätsstadt.
    Nur wenige Einwohner sprechen offen von dem »Vampir von Walton«, doch hinter vorgehaltener Hand verbreitet sich das Gerücht. Unempfindlichere (oder vielleicht kaltschnäuzigere) Gemüter lachen sogar darüber. Doch das sind möglicherweise dieselben, die sorgsam darauf achten, ihr Haus nach Sonnenuntergang nicht mehr verlassen zu müssen.
    Die Polizei wird derzeit überschwemmt mit mehrheitlich anonymen und ungenauen Meldungen von Studenten und Einwohnern, die die Vampirin gesehen oder von ihr gehört haben wollen. Dasselbe berichten die Zeitungsredaktionen.
    »Es ist der übliche Effekt einer zynischen Ausschlachtung durch die Medien, das Ergebnis sensationslüsterner Artikel in den Lokalblättern«, so der Polizeipressesprecher. »Die Panikmache ist unverhältnismäßig und entbehrt jeder Grundlage.«
    Die Presseerklärung hebt die Notwendigkeit hervor, nicht in Panik zu geraten, denn das führe zu falschen Indizien und erschwere so, die Ermittlungen in einem Fall abzuschließen, bei dem es sich lediglich um eine gewöhnliche Gewalttat handle. Zweifellos schrecklich. Aber nichts Besonderes.
    »Wir verfolgen eine Spur, und ein Mädchen, das der Beschreibung entspricht, ist gegenwärtig in Untersuchungshaft. Der Rest ist Aberglaube, urbane Legende.«
    Wir haben den Folklore-Experten Professor Kevin McArthur, der seit 1990 in Oxford lehrt, um seine Meinung gebeten.
    »Was man gemeinhin eine urbane Legende nennt, ist nichts anderes als eine Geschichte, deren Entstehung auf eine Zeitungsnotiz zurückgeht. Anfangs ist sie vielleicht eine reine Spielerei, die sich dann mühelos verbreitet, bis sie in der kollektiven urbanen Vorstellungswelt zu einer Realität wird«, erklärt McArthur. »In unserer bürgerlichen und moralisch kodifizierten Gesellschaft haben erschreckende Gewaltepisoden ohne erkennbaren Grund eine große Wirkung. Deshalb floriert eine Art moderner Mythologie, die eine alternative und akzeptablere Version der Vorfälle liefert, denn der Täter kann unmöglich der liebenswürdige Nachbar sein: Er muss zu einem Ungeheuer, etwas Andersartigem werden. Nur so kann man sich weiterhin vormachen, das Böse könne uns nichts antun.«
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    In einer Londoner Wohnung schloss ein sechzehnjähriges Mädchen gähnend die Zeitung und widmete sich wieder seinem Frühstück.

 

 
Die Nacht
und was sie mit dir macht

E s war zehn Uhr, doch die Schläfrigkeit verflog nur langsam. Winter Starr legte die Zeitung beiseite und betrachtete deprimiert ihre Tasse mit den aufgequollenen Frühstücksflocken, die langsam in der Milch versanken.
    Ihr Frühstück war zu einem Brei geworden.
So fängt der Tag gleich mies an!
, murrte sie innerlich und nahm skeptisch einen Löffel voll.
    Vereinzelte Rice Krispies knisterten noch, dann waren sie still und überließen Winter dem tröstlichen Gedanken, dass wenigstens noch Schulferien waren.
    Sie verlor sich in Plänen für den kommenden Tag, was ihrem kindlichen Gesicht einen allzu ernsthaften Ausdruck verlieh.
    Viel zu viele Dinge hatte sie bisher vor sich hergeschoben: Ausstellungen, die sie besuchen, Bücher, die sie lesen wollte …
    Oh Gott, das Shopping!
, kam ihr plötzlich in den Sinn.
Wie hat Mad es nur geschafft, mich schon wieder um den Finger zu wickeln?
    Mad – Madison Winston – war ihre beste Freundin und mit Sicherheit die Einzige, von der sie sich trotz der Augusthitze fast bereitwillig von Geschäft zu Geschäft schleppen ließ.
    Sie hatten
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