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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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verwüsten, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht und kein einziges Korn der Ernte ungeplündert ist!"
    "Sie sollen es nur versuchen!" Dominie griff nach dem fallen gelassenen Schwert und reichte es Armand. Dieser zögerte einen Augenblick, nahm es dann aber entgegen, denn er wusste, dass er es brauchen würde. Nie ohne Grund und nie zum Spaß, sondern nur in der Not, um die Wehrlosen zu schützen und jene Ideale zu bewahren, die ihm so viel bedeuteten.
     
    "Das war ja leichter als gedacht!" Dominie blickte über die Schulter, während ihr kleiner Befreiungstrupp im Gänsemarsch dem gewundenen, schmalen Pfad aus den Fenns heraus folgte. "Es kommt mir nicht geheuer vor!" Es war ihnen endlich gelungen, den gefesselten und geknebelten St. Maur aus der Priorei zu schmuggeln, ohne entdeckt und angegriffen zu werden. Nach so vielen vorherigen Fehlschlägen traute Dominie diesem unerwarteten Glück nicht recht.
    Armand, der direkt hinter ihr marschierte, legte ihr die Hand auf die Schulter. "Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Ich habe mithören können, wie Roger of Fordham und einer seiner Spießgesellen sich unterhielten. Es klang, als könnten sie sich nicht leisten, viele Männer als Wache zurückzulassen, während die anderen das Lösegeld einsammeln. Warum übrigens bist du hierher gekommen? Hast du denn nicht gehört, was ich rief, als St. Maur dir seine Lösegeldforderung stellte?"
    "Doch, ich hörte es wohl!" Dominie hielt den Blick unverwandt auf den Pfad vor ihr gerichtet. "Zunächst wollte ich's nicht glauben, doch dann verriet mir Prior Gerard, dass du's ihm gebeichtet hattest."
    In Wirklichkeit lag es nicht nur an der Angst vor einem Hinterhalt der Gesetzlosen, dass ihr so unwohl zu Mute war. Bei ihrem Entschluss, Armand zu Hilfe zu eilen, hatte sie erst gedacht, es sei ohnehin vergebene Liebesmüh. Sie würde ihn womöglich sowieso tot auffinden, oder sie würden beide bei dem Rettungsversuch umkommen. Jedenfalls hatte sie nicht mit einer Rückkehr nach Harwood und einer Fortsetzung ihres normalen Daseins gerechnet – so, als sei zwischen ihr und Armand überhaupt nichts geschehen.
    "Aber wenn du's doch hörtest und glaubtest – warum bist du dann trotzdem gekommen, um mich zu befreien? Warum hasst du mich nicht?"
    "Eine Antwort auf diese Fragen habe ich nicht. Ich musste den Versuch wagen, das ist alles. Ich konnte nicht anders. Und was den Hass angeht: Lügen kann ich nicht. Es trifft mich in der Tat zutiefst, dass mein Vater von deiner Hand umkam."
    "Ich hätte es dir sagen müssen." Armand stieß einen schweren Seufzer aus. "Schon damals, als du mich zu Breckland ausfindig machtest, hätte ich's dir beichten sollen. Ich habe verschiedene Ausflüchte für mein Schweigen gesucht, doch die Wahrheit war, dass ich es nicht ertragen hätte, von dir gehasst zu werden. Ich redete mir ein, dass ich dir nur etwas vorenthielt, welches dir schlimme Schmerzen zufügen würde. Tief im Herzen indes wusste ich, dass ich mich wie der ärgste Heuchler aufführte, der stets die hehren Ideale auf der Zunge führt und dir gleichzeitig ein solch düsteres Geheimnis unterschlägt."
    "Aber als es darauf ankam, da hast du's mir doch gestanden. Und um meinetwillen hast du den Schwur gebrochen, aller Gewalt zu entsagen." Dominie blickte ihn über die Schulter an. "Was veranlasste dich dazu?"
    Er zuckte die Achseln. "Was dich anbelangt, so musste ich's einfach. Tatenlos zuzuschauen, wie dir ein Leid geschieht, wäre genauso schlimm gewesen, als wenn ich dich eigenhändig angegriffen hätte."
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort, bis sie aus den Fenns heraustraten. Die Pferde, die sie am Rande des Moors zurückgelassen hatten, waren noch da und weideten friedlich. Man hatte bewusst eins mehr mitgebracht – in der Hoffnung, dass die Befreiungsaktion vielleicht doch gelingen würde. Mit einem Gefangenen indes hatte niemand gerechnet.
    "Setzt St. Maur auf mein Pferd!" befahl Dominie den Bewachern. "Ich kann hinter Lord Flambard aufsitzen. Und dann heimwärts im Galopp, denn es könnte ja sein, dass wir verfolgt werden. Wir werden euch schon einholen!"
    Die Männer stiegen auf ihre Rösser und traten den Heimweg nach Harwood an, den Gefangenen in ihrer Mitte.
    Gerade wollte sich auch Armand in den Sattel schwingen, da legte Dominie ihm die Hand auf den Arm. Eine Frage brannte ihr auf den Lippen. Wenn sie diese nicht jetzt stellte, würde sie möglicherweise nie wieder den Mut dazu aufbringen. Und sie wollte ihm bei der
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