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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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schwerer.
    Was ging dort oben bloß vor?
    Da er nun wusste, dass sich zumindest zwei Personen in der Sakristei befanden, wagte Armand das Risiko nicht, seine Gegenwart preiszugeben. Stattdessen lauschte er angestrengt auf alles, was ihm einen Hinweis zu des Rätsels Lösung zu geben vermochte.
    Er vernahm das tiefe Grummeln einer Männerstimme, gefolgt vom Schrei einer Frau.
    Vielleicht war es eine Dienstmagd der Raubritter. Auch konnte St. Maur durchaus eine Geliebte haben. Vielleicht war die weibliche Person auch nicht aus freien Stücken dort.
    Die Gesetzlosen folterten ihre Gefangenen, um Lösegeld zu erpressen. Die Vorstellung, was sie mit einer gefangen genommenen Frau anstellen würden, ließ den Zorn des Gerechten gleich einer wahren Stichflamme in Armands Leib auflodern.
    Er schwang die Falltür hoch – oder besser gesagt, er versuchte es.
    Er hatte sie gerade einige Zoll nach oben gestemmt und schickte sich an, durch die Öffnung zu klettern, als etwas Schweres mit donnerndem Krach auf den Deckel stürzte. Die Wucht des Aufpralls schleuderte Armand wie betäubt zu Boden.
    Von oben aus der Sakristei drangen die Geräusche eines Handgemenges. War jemand der Frau zu Hilfe gekommen? Stritten sich etwa zwei der Halunken um sie? Oder wollten sie ihr gar Gewalt antun?
    Seit er mit Dominie nach Harwood zurückgekehrt war, hatte Armand den Wert nüchternen Denkens und Handelns zu schätzen gelernt. Praktische Vernunft mahnte ihn, dass die Frau wahrscheinlich gar nicht seiner Hilfe bedurfte. Auch konnte er einer Überzahl gegenüberstehen, selbst wenn er eine Waffe besaß und gar bereit war, sie zu benutzen. Ebenso gut mochte es sein, dass er wieder gefasst und dann wegen seines Fluchtversuches gefoltert wurde.
    Keiner dieser Einwände indes vermochte ihn aufzuhalten.
    Er stieß die Falltür auf, kletterte mühsam nach oben in die Kapelle und eilte, die Kette hinter sich herschleppend, in Richtung der Sakristei. Auf der Schwelle blieb er stehen, völlig entgeistert von dem Anblick, welcher sich ihm bot.
    Eudo St. Maur hatte sein Schwert erhoben, die Klinge bereits blutverschmiert. Zu seinen Füßen lag eine zweite Waffe, fallen gelassen von einem jungen Mann, welcher sich in eine Ecke drückte, die Rechte über den linken Arm gelegt, ausweglos in die Enge getrieben. Hellrotes Blut sickerte ihm zwischen den Fingern hervor. Lambert Miller!
    Während Armand noch fassungslos starrte, stürzte sich ein zweiter junger Bursche auf Lamberts Schwert. Und wo war die Frau?
    Dann, in einem Augenblick entsetzlicher Klarheit, erkannte er diesen "Jüngling": Dominie!
    Sie war gekommen, um ihn zu befreien – genauso wie damals, als sie zum Kloster gewandert war, um ihn aus einem selbst gewählten Gefängnis zu retten.
    Eudo St. Maur holte mit seiner Waffe aus. Armand blieb kaum Zeit für eine Reaktion, doch in diesem kurzen Moment begriff er genau, was er tat: Es gab Gelübde, die man irgendwann besser brach, und es gab doch noch Gründe, für die es sich zu kämpfen lohnte.
    Mit einer Kraft, welche er sich gar nicht zugetraut hätte, und mit einer Zielsicherheit, welche von einer höheren Macht zu stammen schien, ließ er den Fuß mit der Fessel daran hochschnellen. Die an dem Eisenring angeschmiedete Kette zischte gleich einer wuchtigen Peitsche durch die Luft, wickelte sich um das erhobene Schwert und fegte es St. Maur aus der Hand.
    Durch die Fliehkraft der fliegenden Kette wurde Armand von den Beinen gerissen, und als er sich nach dem Sturz aufrappelte, hielt Dominie bereits beide Schwerter in der Hand und die Geißel der Fenns damit gegen die Wand gepresst.
    "Verschone sein Leben!" rief Armand.
    "Wozu?" Dominie wandte den Blick nicht von St. Maur. "Er verdient den Tod, der Lump! Auf dass er geradewegs zur Hölle fährt!" Es klang, als wolle sie ihm tatsächlich den Garaus machen.
    "Aus rein sachlichen Gründen!" Armand rappelte sich auf und drehte St. Maur den Arm auf den Rücken. "Es könnte sein, dass wir ihn als Geisel brauchen, um hier herauszugelangen. Und ich wette, der König wird eine angemessene Belohnung für seine Gefangennahme gewähren. Nun reiche mir deinen Gürtel!"
    Dominie ließ eins der Schwerter hinter sich fallen, hielt aber das zweite weiter gezückt. Sodann löste sie ihren Gürtel und warf ihn Armand zu, der St. Maur damit die Arme hinter dem Rücken fesselte.
    St. Maur spie hasserfüllt zu Boden. "Dafür wirst du mit Blut bezahlen! Denk an meine Worte! Meine Männer werden deine Ländereien
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