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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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verräterische Zunge sein, die herausgeschnitten wird!"
    "So war's doch nicht gemeint!" Die Stimme des zweiten Mannes klang erstickt, als bekäme er keine Luft. "Ich wollte dich nur mahnen, auf der Hut zu sein!"
    "Das bin ich unentwegt!"
    Offenbar hatte Roger diesen Osbert losgelassen, denn er sackte neben Armand auf die Knie, hustend und würgend.
    "Was du da vorhin sagtest, hat allerdings auch auf tückische Weise sein Gutes. Stirbt uns nämlich Flambard, suchen wir uns ganz einfach einen anderen Burschen von seiner Körpergröße. Und bringt die junge Dame dennoch den Schneid auf, unsere Forderung abzulehnen, schnappen wir uns als Nächstes ihren Bruder."
    Diesmal konnte Armand trotz Aufbietung aller Willenskraft nicht verhindern, dass ein Schrei aus seiner Kehle drang, der sich wie ein Stöhnen über seine ausgedörrten Lippen quälte.
    "Nur zu, kannst getrost krepieren, Flambard!" Roger gab ihm erneut einen Tritt. "Offenbar brauchen wir dich am Ende gar nicht lebendig!" Er brach in ein grobes Lachen aus, in welches auch sein Gefährte einstimmte, allem Anschein nach erleichtert, dass Fordham nunmehr eine geeignetere Zielscheibe für seinen Unmut gefunden hatte.
    Die beiden Raubritter stapften davon, wobei sie darüber stritten, welche Männer sie für den nächsten Morgen aufbieten sollten. Sobald sie außer Hörweite waren, rollte Armand sich auf den Rücken und schnappte einige Male gierig nach frischerer Luft. Eins wusste er nun: Es reichte nicht, dass er so lange wie möglich überlebte und St. Maur nur passiven Widerstand leistete. Er musste vielmehr entkommen und Dominie warnen, dass die Schurken es auf Gavin abgesehen hatten.
    Entkommen? Im Hinterkopf hörte er Rogers höhnische Stimme. Selbst wenn er sich aus seinen Fesseln hätte befreien können, selbst wenn er den Weg hinaus aus dem trügerischen Fenn fände – was konnte er ausrichten, falls einer der Gesetzlosen sich ihm entgegenstellte? Er besaß keine Waffe, und hätte er eine gehabt, so hätte er sie nicht gebrauchen dürfen.
    Sein Gelübde hielt ihn so eisern gefangen wie eherne Ketten.
     
    Während Dominie einem der gefangenen Gesetzlosen über einen gewundenen Pfad in die Fenns folgte, schloss ihre Hand sich über das Heft ihres Dolches. Schon fühlte sie sich etwas weniger wehrlos – wenn auch nicht sehr viel.
    Niemals zuvor im Leben, so mahnte warnend ihre praktische Natur, hatte sie etwas so gefährlich Tollkühnes getan! Wie konnte sie sich bloß der Führung eines Gesetzlosen anvertrauen! Sich und ein armseliges Grüppchen von Männern, welche darauf bestanden hatten, sie ins schwarze Herz des Moors zu begleiten, um die Wolfsmeute in ihrem Bau aufzustöbern. Alle konnten sie eines qualvollen Todes sterben, und völlig umsonst!
    Vielleicht! flüsterte es sanft und unaufgeregt in einem unerforschten Winkel ihres Gemütes. Andererseits war es möglich, dass sie durch ihr unerschrockenes Beispiel auch andere zum Widerstand anstacheln konnte. Und möglicherweise würde Armand einmal erfahren, dass sie ihn so geliebt hatte, wie er es sich ersehnte. Nicht, weil sie ihn brauchte oder begehrte, sondern aus keinem besonderen Grund.
    Sie liebte ihn trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten, trotz allem, was in der Vergangenheit geschehen war, selbst dann, als ihre Gefühle für alles, was ihr lieb und teuer war, zur Belastung wurden. Sie durfte ihn der Grausamkeit eines Eudo St. Maur nicht überlassen, auch wenn dies bedeutete, ein unüberlegtes, durch und durch gefährliches Wagnis einzugehen, bei dem ein hoher Einsatz auf dem Spiel stand: das eigene Leben … und vielleicht gar noch etwas Höheres.
    Der Dolch, den sie bei sich trug, sollte nicht als Waffe gegen die Widersacher dienen, sondern nur dazu, ihrem Leben ein schnelles, gnädiges Ende zu machen, falls sie dem Feind in die Hände fiel.
    Der junge Bursche, der an der Spitze ging, wandte sich zu ihr um. "Bald sind wir da", raunte er. "Seid nunmehr alle auf der Hut!"
    Dominie verbiss sich den drängenden Hinweis, sie alle gäben bereits Acht, seit sie die Burg hinter sich gelassen hatten. "Bist du sicher, dass sie keine Posten aufgestellt haben?"
    Der Bursche schüttelte den Kopf. "Früher einmal, doch hierher ist bislang niemand aus freien Stücken gekommen. Da wurden die Männer es leid, dauernd vergebens Wache zu halten."
    "Beten wir, dass es dabei geblieben ist", murmelte Dominie unterdrückt.
    Sie flehte außerdem zum Himmel, dass der König ihre Botschaft erhalten hatte und auch
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