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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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beachten würde, und dass Gavin ihrem Befehle gehorchte, sich ja nicht aus der Burg herauszuwagen, und sei es auch nur für kurz, egal, aus welchem Grunde. Sie betete darum, dass ihrer Mutter das Glück zur Seite stehen möge, während diese das Lehen wie versprochen und so lange wie erforderlich leitete.
    Eine Fürbitte hatte der Herrgott bereits erhört, indem er den jungen Führer von der schiefen Bahn, auf welche er sich begeben hatte, abgebracht hatte. Allerdings musste Dominie einräumen, dass St. Maurs Grausamkeit den Jüngling zumindest genauso beeinflusst hatte wie der göttliche Fingerzeig. Als er nämlich vernahm, dass sein Herr und Meister es abgelehnt hatte, die gefangenen Kampfgenossen auszulösen, hatte der Bursche sich bereit erklärt, Dominie zu St. Maurs Lager zu führen.
    Nun wich er von dem schmalen Trampelpfad ab und winkte den anderen, ihm zu folgen. Bis zu den Knöcheln sank Dominie in den warmen Morast, und jedes Mal, wenn sie die Füße heraushob und einen Schritt machte, ertönte ein saugendes Geräusch.
    "Es empfiehlt sich, einen Bogen zu schlagen", flüsterte der Führer. Möglicherweise ahnte er, dass sie befürchtete, er könne sie in eine Falle locken. "Auf diese Weise kommen wir an einer Stelle ganz dicht bei den Gebäuden heraus." Dominie gab den Hinweis weiter, auch um die anderen Männer zu beruhigen.
    Nach den flüchtigen Blicken, die sie während des schlammigen Marsches um die "Insel" herum auf die alte Priorei werfen konnte, wirkte alles öd und verlassen. Sollte das Glück ihnen tatsächlich hold sein? Freilich, falls St. Maurs Streitmacht ausgerückt war, um das Lösegeld einzusammeln, hatten sie Armand womöglich mitgenommen.
    Endlich hielt der junge Führer an. "Noch näher heran geht es nicht, Mylady. Seid Ihr auch sicher, dass Ihr dies durchführen wollt?"
    Dominie nickte, während die übrigen Männer sich um sie scharten, um ihre Befehle entgegenzunehmen. "Bisher hast du ganze Arbeit geleistet. Warte hier so lange, wie du's dir zutraust, um uns wieder zurückzuführen. Nun aber: Wo finden wir Lord Flambard?"
    "Gefangene werden stets in der Sakristei eingesperrt, Mylady." Der Jüngling wies auf den Turm der Kapelle. "Dort gibt's eine Hintertür ganz dicht am Altar. Die bietet Euch die beste Gelegenheit, unbemerkt hineinzuschlüpfen. Habt Ihr meiner Bitte entsprechend auch Meißel und Hammer dabei? Um ihm die Ketten zu sprengen?"
    Dominie tippte auf einen ledernen Beutel, den sie am Gürtel trug. Dann sah sie ihre Männer einen nach dem anderen an, und das Herz ging ihr über vor Dankbarkeit für ihre Treue. "Wir rücken gemeinsam zur Sakristei vor. Wo immer wir dabei auf eine Deckung stoßen, lasse ich dort einen von euch zurück. Sobald wir Lord Flambard befreit haben, treten wir auf demselben Wege den Rückzug an und gewinnen so mit jedem zurückgebliebenen Mann an Stärke. Mit etwas Glück gelangen wir hinein und hinaus, ohne dass es überhaupt jemand bemerkt."
    Lambert Miller meldete sich zu Wort. "Mich dünkt, das letzte Stück Weges solltet Ihr einem von uns überlassen, Mylady. Für den Fall, dass Gefahr im Verzug oder Lord Flambard so verletzt ist, dass er nicht gehen kann."
    "Ich habe euch alle schon mehr als genug in Gefahr gebracht!" Dominie dachte zurück an all die Strapazen, welche sie gemeinsam mit Armand während des Marsches von Breckland her überstanden hatte. "Wenn jemand Lord Flambard herausholen kann, dann ich. Verlasst euch darauf."
    "Hoffentlich, Mylady!"
    Es war nicht die Zeit, die Zweifel, von denen sie heimgesucht wurde, durchblicken zu lassen. "Ich weiß es! Wir haben Eudo St. Maur zuvor bezwungen, und es wird uns ein zweites Mal gelingen."
    Ihre Zuversicht, so schien es, verlieh den Männern neuen Mut. Sie nickten voller Überzeugung und lächelten grimmig, und möglicherweise erinnerten sie sich an das Scharmützel von Harrowby, als biedere Vasallen sich schurkischen Rittern stellten und als Sieger hervorgingen.
    "Wohlan denn, auf!" Sie mussten aufbrechen, ehe ihr noch die Nerven durchgingen oder ihre praktische Natur sie davon überzeugen konnte, dass alles ohnehin keinen Sinn hatte.
    Denn es war nicht vergebens! Sie hatten es bis hierher geschafft, und sie würden auch wohlbehalten wieder nach Hause gelangen.
    "Und möge Gott mit uns sein!" Sie würden den göttlichen Beistand fürwahr brauchen.
    Eilig und verstohlen zugleich, so gut es eben ging, umrundeten Dominie und ihr Grüppchen die Außengebäude der Einsiedelei. Ungefähr alle
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