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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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Kapelle dieser kleinen Einsiedelei, in der man einst die heilige Messe gelesen hatte, drangen orkanartige Wellen von trunkenem Grölen und Gelächter herüber. Aus dem Ordenskapitell, in welchem sich einst die frommen Brüder zur Bibellesung zusammengefunden hatten, schallten laute, zornige Stimmen. Nur mit Mühe konnte Armand den kleinen Raum, in welchem man ihn gefangen hielt, als die ehemalige Sakristei ausmachen. Ein kunstvoll geschnitzter Schrein, welcher wohl Weihrauchschwenker und Kirchengefäße aus Gold und Silber enthalten hatte, war zerhackt und ausgeplündert. Seit der Tat hatten die Ruchlosen anstößige Symbole ins Holz geritzt. Die Entweihungen, mit welchem sie die übrigen Räumlichkeiten dieses heiligen Hauses wohl sonst noch besudelt hatten, mochte Armand sich gar nicht erst ausmalen.
    Als er draußen Schritte und Stimmen vernahm, streckte er sich bäuchlings aufs Stroh, um möglichst überzeugend den Ohnmächtigen zu mimen. Er hoffte nämlich, seine Häscher würden vermuten, dass niemand, dessen Geruchssinn noch einigermaßen funktionierte, seine Nase in den fauligen Strohhaufen stecken würde.
    "Ja, ist denn der noch immer nicht aufgewacht?" erkannte Armand die verärgerte Stimme Roger of Fordham. "Eine Dummheit von Eudo, ihm derart mächtig eins über den Schädel zu geben! Was soll werden, wenn er den Geist aufgibt? Dann haben wir kein Pfund mehr, mit welchem wir in Verhandlungen wuchern können!"
    Ein zweiter Mann gab ein geringschätziges Grunzen von sich. "Ist der Kerl aus dem Weg, können wir uns in den Gehöften und Herrensitzen nach Belieben bedienen!"
    "Und womit?" knurrte Roger. "Hast du's denn nicht gesehen? Im letzten Gutshof horteten sie gerade mal Vorräte für eine einzige Woche! Und ich würde es den Halunken durchaus zutrauen, dass sie das bisschen auch noch vergiftet haben! Wie das Bier!"
    "Allerdings, das Bier! Meine Verdauung hat sich noch immer nicht erholt!"
    "Denk an meine Worte!" Roger senkte die Stimme, als wolle er nicht belauscht werden. "Die junge Herrin hat die gesamte Ernte hübsch sicher in ihrer Burg gelagert. Und du weißt so gut wie ich, dass wir nicht genug an der Zahl sind, um die zu stürmen oder zu belagern. Erst recht nicht nach unserer jüngsten Abfuhr!"
    Sein Gefährte musste das mit einem zustimmenden Brummen einräumen. "Denkst du, sie wird auf Anhieb auf die Forderung seiner Lordschaft eingehen?"
    Armand hörte, wie Roger auf den Boden spie. "Hat das etwa schon einmal jemand getan? Nein, zunächst muss sie ein paar Körperteile von Flambard zu sehen bekommen. Das wird sie erheblich gefügiger machen."
    "Ob sie wohl glaubt, was er da rief? Dass er bei Lincoln ihren Vater erschlug?"
    "Na, hoffentlich nicht! Sonst müssen wir uns im kommenden Winter gegenseitig auffressen." Roger versetzte dem Liegenden einen brutalen Tritt in die Hüfte, so dass Armand sich einen Schmerzensschrei verbeißen musste, nach Kräften bemüht, weiter schlaff und reglos liegen zu bleiben, als sei er völlig gefühllos.
    Nachdem er seinen Unmut ein wenig abreagiert hatte, sprach Roger weiter. "Dennoch müssen wir ein paar Leute hinschicken, um festzustellen, ob sie das Lösegeld auch wirklich zahlt. Und zu wenige dürfen es auch nicht sein – für den Fall, dass das Weibsbild uns eine böse Überraschung bereiten möchte! Der Teufel soll Flambard holen, dass der diesen Bauerntrampeln das Kämpfen beigebracht hat!" Armand spannte bereits die Muskeln in Erwartung eines weiteren Tritts, der diesmal jedoch ausblieb. Vielleicht war Roger klug genug, ein wertvolles Verhandlungsobjekt nicht zu beschädigen.
    "Fünfe gefangen genommen, dreie tot und ein Dutzend verwundet." Der gepresste Ton seiner Stimme verriet, dass Fordham wohl allmählich am Ende seines Lateins war. "Solche Verluste können wir nicht einfach wegstecken. Nicht, wo der Winter vor der Tür steht und wir uns eigenhändig den König auf den Hals gehetzt haben! Eudo hätte Cambridge in Ruhe lassen sollen!"
    "Lass ihn das bloß nicht hören!" mahnte Rogers Begleiter. "Sonst könnte es nämlich sein – falls unser Gefangener hier ins Gras beißt, ehe Seine Lordschaft sein Mütchen an ihm gekühlt hat –, dass es nicht Flambards Ohren und Finger sind, die man der Lady schickt, sondern die deinigen! Wer soll die schon auseinander halten?"
    Armand vernahm ein kurzes Handgemenge, gefolgt von einem erstickten Röcheln. "Eudo erfährt besser kein Wort von dem, was ich sagte! Hast du mich verstanden, Osbert? Sonst wird's deine
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