Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
hundert Schritte hielten sie inne, notdürftig die zur Verfügung stehende Deckung nutzend, lauschten auf Gefahr ankündende Geräusche und forschten nach der nächsten Stelle, wo sie sich verbergen konnten.
    Bei Erreichen des Mönchsfriedhofs war nur ein Trio übrig: Dominie, Lambert und ein junger Mann aus Harwoods Burgwache. Den ließ man hinter einer alten, verkümmerten Eibe zurück, während die verbliebenen zwei zwischen den Grabhügeln hindurch auf die Hintertür der Kapelle zuhuschten.
    "Seid Ihr auch überzeugt, Mylady, dass Ihr nicht hier warten wollt?" Noch einmal fragte Lambert, als sie die Tür zu öffnen versuchten und sie nicht verriegelt vorfanden.
    "Ich rufe, wenn ich dich brauche. Halte die Tür einen Spaltbreit offen. Warne mich mit einem Pfiff, wenn du jemanden kommen siehst oder hörst!"
    Mit diesen Abschiedsworten zog Dominie die Tür so weit auf, dass sie durch den Spalt schlüpfen konnte. Innen angekommen, kauerte sie sich in die Schatten und wartete ab, bis ihre Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten.
    Angestrengt lauschte sie auf den leisesten Laut der Gefahr, dass sie beinahe zu spüren glaubte, wie ihre Ohren bebten. Doch alles blieb ruhig. Zu ruhig!
    Ihr eigener Atem und ihre zaudernden Schritte hallten wie Donner in ihren Ohren, während sie sich vorwärts und um den Altar herum zur Sakristei vortastete. Die Tür war aus den Angeln gerissen, womit Dominie beim Eintreten kein Quietschen befürchten musste. Bleiches Licht ergoss sich durch die Türöffnung in die dämmrige Kapelle.
    Sie trat nicht gleich ein, denn es war möglich, dass Armand von einem Posten bewacht wurde. Stattdessen spähte sie, die Ohren nach wie vor gespitzt, um den Türpfosten herum.
    Würgende Übelkeit sackte ihr in die Magengrube, als sie erkannte, dass der kleine Raum menschenleer war. Ein auf dem Boden liegender Strohballen machte den Eindruck, als habe erst kürzlich noch jemand darauf gelegen. Ein Kanten Brot und ein kleiner Krug wiesen ebenfalls auf einen Gefangenen hin.
    Auf Zehenspitzen schlich Dominie ins Rauminnere, voller Hoffnung, sie könne einen Hinweis finden, dass Armand sich hier aufgehalten habe, vielleicht auch ein Anzeichen, welches verriet, wohin er gebracht worden war.
    Der Krug enthielt einen letzten Rest schwachen Ales. Dominie durchwühlte das übel riechende Stroh, fand aber nichts.
    Während sie auf dem Boden kniete, fiel ihr plötzlich eine Vertiefung in der Wand auf. Das Holz war an einer Stelle gesplittert, als habe jemand etwas herausgerissen.
    Eine Fessel vielleicht?
    Wo war das von ihrem Führer erwähnte Fußeisen? Die Fußfessel, für die sie eigens Fäustel und Meißel mitgebracht hatte? Falls die Gesetzlosen Armand an einen anderen Ort gebracht hatten, würden sie Kette und Eisenring wohl kaum mitgenommen haben!
    Hoffnung wallte in ihrem Herzen auf, verbunden mit hundert Fragen, wovon die drängendste lautete: Was nun?
    Sie hörte die Schritte erst, als es bereits zu spät war.
    Als sie aufsah, stand Eudo St. Maur in der Türöffnung. Mit finsterer Miene starrte er Dominie an, die buschigen Brauen verblüfft zusammengezogen.
    Als er das Schwert zückte, sprach St. Maur jene Worte, die Dominie bereits selbst auf der Zunge lagen: "Was habt Ihr mit Flambard gemacht?"

20. Kapitel
     
    Während er in seinem Versteck in der kleinen, hinter dem Kapellenaltar eingelassenen Krypta hockte, vernahm Armand über sich Schritte. Schon machte er sich darauf gefasst, dass seine Flucht entdeckt war und man bereits nach ihm suchte. Er hoffte, die Gesetzlosen würden in den Fenns nach ihm forschen. Ging nämlich ihre anfängliche Suche in der Kapelle erfolglos aus, dann konnte er sich aus seinem Versteck stehlen und versuchen, sich nach Harwood durchzuschlagen.
    Etwas an den Schritten in der Kapelle indes kam ihm merkwürdig vor. Sacht und verstohlen tasteten sie sich vor, verharrten plötzlich und bewegten sich nach langem Stillhalten wieder weiter. St. Maurs Männer hätten keinen Grund zu einem solch behutsamen Verhalten gehabt.
    Konnte es sein, dass jemand gekommen war, um ihn aufzuspüren?
    In ihm stritten Hoffnung und Zweifel. Aus einem kurzen, doch heftigen Kampf ging die Hoffnung als Siegerin hervor.
    Armand fasste nach oben und drückte die Falltür einen Spaltbreit auf, gerade so weit, dass er sehen konnte, was vor sich ging, ohne sein Versteck zu verraten. Soeben wollte er sie zur Gänze öffnen, als über ihm abermals Schritte erklangen, auch diesmal leise, doch deutlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher