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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich
Autoren: Jason Dark
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Das Licht stammte vom runden Auge des Mondes und erhielt Unterstützung von den Gestirnen, die eine funkelnde Malerei im Himmel zeigten. Als Schleier fiel es über diese Welt, tupfte gegen Steine und Felsen, leuchtete diese an und sorgte für den geheimnisvollen Glanz, der sich besonders stark innerhalb des magischen Symbols konzentrierte und deshalb auch über den Körper der nackten Frau hinwegfloß. Sie hatte ihr dunkles Haar gelöst. Breit fiel es auf ihre Schultern und streichelte den Rücken.
    Es war nicht kalt. Nicht ein Schauer lag auf dem unbekleideten Körper. In der Ferne schützten die dunklen Berge dieses kleine Refugium vor den Unbilden der Natur. Es war verwunschen, geheimnisvoll und rätselhaft. Ein Stück Welt, daß eigentlich zu einer anderen gehörte und wie ein Puzzle aus dem Mosaik eines Märchenreichs herausgelöst war.
    Die junge Frau, sie hieß Trudi Lechner, war nicht allein. Um sie herum, zumeist verschmolzen mit den Schatten der unregelmäßig gewachsenen Felswände, hockten die Personen, die eigentlich zu dieser Welt gehörten. Kleine und ungewöhnliche Menschen, Personen, wie man sie aus Legenden und Märchen kannte.
    Zwerge!
    Sie waren die Hüter, die Aufpasser, und allein ihr Augenmerk galt der unbekleideten Frau.
    Lange genug hatte Trudi auf diesen Zeitpunkt warten müssen. Lange zuvor hatte sie den Ruf verspürt, sich aber nie richtig getraut, ihm zu folgen, bis sie sich dann überwunden hatte.
    Und nun war es soweit. Die Vorbereitungen traten in die letzte Phase. Es konnte nicht mehr lange dauern, dann war der Kontakt entstanden. Trudi spürte es mit jeder Phase ihres unbekleideten Körpers. Manchmal hatte sie den Eindruck, als würde elektrischer Strom sichtbar über ihre Haut rieseln, dann stieg jedesmal eine gewisse Freude in ihr hoch, denn der Eindruck verstärkte sich immer mehr.
    Im Schneidersitz hockte sie auf dem Boden. Umgeben von den beiden Dreiecken, geschützt durch den Rand des Kreises, voll eingetaucht in die geheimnisvolle Zauberwelt einer kaum erfaßbaren Welt, in der all das wahr wurde, was Kindern so oft erzählt wurde.
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich überwunden hatte, etwas zu tun. Ein Zucken durchlief ihren Körper, erfaßte auch die Arme, die sie dann mit einer langsamen Bewegung anhob, die Hände streckte, bis sie sich über ihrem Kopf befanden, um die Handflächen dort zusammenzuführen. Sehr leicht legte sie beide gegeneinander, es war eigentlich nur mehr der Hauch einer Berührung.
    In dieser Haltung blieb sie sitzen.
    Sie rührte sich nicht.
    Sie meditierte.
    Sie nahm innerlich Abschied von ihrer eigenen Welt und bereitete sich darauf vor, die neue zu betreten.
    Sie bewegte die Lippen.
    Sehr behutsam und vorsichtig. Wie jemand, der das Sprechen erst noch lernen muß. Es war kein Laut zu hören, die Worte schienen an ihren Lippen zu kleben, kein Wispern, kein Flüstern, dennoch schluckte sie, weil sie den Speichel im Mund nicht mochte.
    Das Licht hielt den nackten Körper ebenfalls erfaßt. Es gab ihm diesen geisterbahnhaften Glanz, war an einigen Stellen dunkel, leuchtete an anderen wieder auf und konzentrierte sich vor allen Dingen auf Trudis Gesicht, das auch eine andere Farbe bekommen hatte. Beinahe wie der Fels, der sie umgab.
    Die Stille war absolut.
    Nichts rührte sich in der Gegend. Die Zwerge bewegten sich nicht, sie waren ebenso mit dem Boden verwachsen wie die Felsen. Sie alle gehörten dazu.
    Trudis Herz war klar und rein.
    Sie hatte sich lange genug darauf vorbereiten können. In den letzten Jahren hatte sie in ihrer knappen Freizeit viel gelesen und alles über die Zwerge erfahren, die von ihrem Fürsten vor langer Zeit ausgestoßen und verdammt worden waren.
    Laurin hatte sie nicht mehr haben wollen. Niemand sollte sie mehr an sein Erbe erinnern.
    Sie aber würde es tun.
    Und sie würde noch mehr machen, denn Trudi wußte auch, daß jemand auf sie wartete, der einmal ein Mensch und eine Königin gewesen war. Gleichzeitig eine wunderschöne Frau mit ähnlich schwarzen Haaren wie sie. Oft genug hatte Trudi von ihr in den Träumen erfahren, deshalb war sie ihr auch so vertraut, und sie spürte nicht die geringste Furcht, sondern einzig und allein eine freudige Erwartung.
    Sie würde kommen, sie würde ihre Geisterwelt verlassen, sie hatte es ihr versprochen.
    Trudi reckte sich noch stärker. Sie griff in die Dunkelheit hinein, als wollte sie gleichzeitig das geheimnisvolle Licht locken, sich stärker über ihren Körper zu legen.
    Es war
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