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Der einaeugige Henker

Der einaeugige Henker

Titel: Der einaeugige Henker
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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War es die dritte oder die vierte Nacht? Sie konnte es nicht sagen. Sie wusste es nicht. Es war alles anders geworden. Ihr Leben hatte sich auf den Kopf gestellt.
    Mehrmals war sie vergewaltigt worden. Einfach genommen, als wäre sie kein Mensch mehr, sondern nur ein Stück Vieh. So etwas war mehr als grausam gewesen. Nur einmal hatte man nach ihr geschaut. Mehr war nicht geschehen.
    Eingeschlossen war sie in diesem Zimmer in der Einsamkeit. Wo es genau lag, das war ihr unbekannt. Sie konnte auch aus dem Fenster schauen, was ihr jedoch nichts einbrachte. Um das Haus herum standen Bäume, sodass sie davon ausgehen musste, sich in einem lichten Wald zu befinden, und da würde man sie kaum finden.
    Man würde sie vermissen, das stand für sie fest. Man hatte bestimmt auch nach ihr gesucht, sie aber nicht gefunden. Wer hätte sie auch in dieser Hütte finden sollen? Es gab nicht den geringsten Hinweis darauf.
    Sogar ein kleines Bad gehörte zu der Holzhütte. Ein Ofen war ebenfalls vorhanden, ein Bett, Decken, ein Tisch, zu dem ein Stuhl gehörte, das alles hatte sie und noch mehr.
    Nur nicht ihre Freiheit!
    Sie kam nicht raus. Die Tür war fest verriegelt. Sie hatte versucht, sie zu öffnen, aber es nicht geschafft. Ebenso wie bei den Fenstern, die aus Glas bestanden. Hätte man meinen können. Es war aber nicht der Fall. Zumindest bestanden sie nicht aus normalem Glas. Das hier war so dick, dass man es auch mit einer Hacke nicht hätte einschlagen können.
    Essen und Trinken waren kein Problem. Da gab es genug. Ein großer Kühlschrank war gut gefüllt. Nur eben die Gefangenschaft war schlimm. Und die Stunden der Dunkelheit waren es auch.
    Sie hatte schlimme Nächte hinter sich. Da waren sie gekommen und hatten ihren Spaß gehabt. Das war für sie so grausam und entwürdigend gewesen, und Reni Long wusste auch, dass sie wiederkommen würden.
    Sie war das, was man eine hübsche junge Frau nannte. Braunhaarig, mit einem weichen Gesicht. Haselnussbraune Augen, volle Lippen und eine Figur, die viele Männer mit der Zunge schnalzen ließ. Darauf war sie auch stolz gewesen, und sie hatte sich in ihrem Leben einen Platz an der Sonne aussuchen können.
    Das war jetzt vorbei!
    Es hatte den Riss gegeben. Vom Himmel in die Hölle. Ein brutaler und auch radikaler Schnitt.
    Warum? Warum, zum Henker, war das alles geschehen? Was hatte sie getan, dass es gerade sie erwischt hatte? Sie war sich keiner Schuld bewusst. Die Fremden waren da gewesen und hatten sie geschnappt. Eiskalt, ohne dass sie sich dagegen hätte wehren können. Daran war nicht mal zu denken gewesen.
    Sie war der Vogel und um sie herum befand sich der Käfig, und es kam noch etwas hinzu. Sie würde auch eine weitere Nacht in diesem Haus bleiben. Die Stunden des Tages waren fast vorbei. Wenn sie nach draußen schaute, dunkelte es bereits ein. An verschiedenen Stellen auf dem Boden lagen noch Schneereste. Sie sahen aus wie schmutzige grauweiße Tücher.
    Wieder lag eine Nacht vor ihr.
    Erneut stieg die Angst in ihr hoch. Das geschah immer, wenn sie sich hinlegen wollte. Da kamen ihr die Gedanken an das, was wieder geschehen würde.
    Gegessen hatte sie kaum etwas. Ein paar Kekse, das war alles. Getrunken hatte sie Mineralwasser, davon gab es genug. Aber auch eine Flasche Gin befand sich im Kühlschrank. Die hatte sie allerdings nicht angerührt.
    Sie wartete auf die Dunkelheit, die schnell kam. Ein Fernseher stand ihr ebenfalls zur Verfügung, was sie sehr begrüßte. Sie schaltete die Glotze ein und hatte sich auch an das nicht besonders scharfe Bild gewöhnt.
    Reni Long schaute hin und bekam kaum mit, was sie sah. Ihre Gedanken waren woanders. Einmal beschäftigten sie sich mit ihrem normalen Leben und zum zweiten mit dem, das sie zu führen gezwungen war.
    Sie sah auch nicht, dass der Sender einen alten Film brachte, der in die Vorweihnachtszeit passte, denn ihr waren die Augen zugefallen. Sie sackte einfach weg, und dann kam alles sehr schnell.
    Es war wie ein Überfall, den sie so überdeutlich miterlebte.
    Träume erwischten sie und sie kamen ihr vor, als wären sie aus dem Kalender des Grauens entstiegen …
    ***
    Reni Long sah Gesichter. Sie sah Körper, aber sie sah keine Haut und kein Fleisch an ihnen. Um sie herum befanden sich jede Menge von Knochen. Körper, Schädel, alles war zu sehen und lag dicht zusammengepresst um sie herum.
    Und sie war auch da. Sie stand in all diesem Chaos wie eine Königin der Knochen. Sie spürte die Kälte des Todes, doch die
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