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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Teil I
    1
    Der Geschmack von Metall in der Fresse gehörte irgendwie nicht da hin. Wie wenn man Zähne geputzt hat und danach Saft trinkt. Vollkommene Verwirrung. Verbunden mit Furcht. Panik. Todesangst.
    Ein Waldstück. Mahmud mit den Händen hinterm Kopf im Gras kniend, wie ein verdammter Vietcong in einem Kriegsfilm. Der Boden nass, die Feuchtigkeit drang durch den Stoff seiner Jeans. Es musste ungefähr neun Uhr sein. Der Himmel war immer noch hell.
    Um ihn herum standen fünf Typen im Kreis. Alle vom Modell lebensgefährlich. Typen, die keine Furcht kannten. Die geschworen hatten, ihrer Gang für immer zu dienen. Die kleine Gangster wie Mahmud zum Frühstück verspeisten. Jeden Tag.
    Khara, Scheiße.
    Kälte in der Luft, mitten im Sommer. Dennoch spürte er den Gestank von Schweiß auf seiner Haut. Wie zum Teufel war er nur in diese Situation geraten? Er wollte doch eigentlich das Leben genießen. War endlich raus aus dem Knast – vogelfrei. Bereit, Schweden an den Eiern zu packen und sie zu zerquetschen. Doch dann das hier. Konnte
Game over
bedeuten. Diese-verdammte-Scheiße.
    Der Revolver knirschte zwischen den Zähnen. Es hallte im Kopf. Vor seinen Augen zogen Blitze vorbei. Bilder aus seinem Leben. Erinnerungen an nervende Sozialtanten, pseudomitfühlende Vormunde, latent rassistische Klassenlehrer. Per-Olov, sein Lehrer in der Mittelstufe: »Mahmud, so etwas tun wir in Schweden nicht, verstehst du?« Und Mahmuds Antwort – in einer anderen Situation hätte er angesichts der Erinnerung gelächelt: »Leck mich am Arsch, so etwas tun wir aber in Alby.« Weitere Filmsequenzen: Bullen im Ghetto, die einfach nicht kapierten, wie unsinnig das gestörte staatliche Erziehungsprogramm der Durchschnittsschweden für Typen wie ihn war. Papas verweinte Augen bei Mamas Beerdigung. Die coolen Witzeleien mit den Jungs im Fitnessstudio. Das erste Mal, als er ihn reingesteckt hatte. Perfekte Treffer vom Balkon aus mit Wasserbomben auf Leute, die mit ihren Hunden unten vorbeigingen. Die Klauereien in der Innenstadt. Der Speisesaal im Knast. Er: ein waschechter Ghettojunge aus den reißbrettartig hochgezogenen Hochhäusern der Vororte, auf dem Weg nach oben, wie ein Gangster de Luxe. Und jetzt: im freien Fall auf dem Weg nach unten. Ins Nichts.
    Er versuchte trotz der Knarre im Mund das Glaubensbekenntnis zu flüstern. »Ash-Hadu anla-ilaha illa-Allah.«
    Der Typ, der das Schießeisen in seinen Mund presste, sah zu ihm runter.
    »Hast du was gesagt?«
    Mahmud traute sich nicht, den Kopf zu bewegen. Schielte nach oben. Konnte ja nichts sagen. Kapierte der Typ das langsam mal? Ihre Blicke trafen sich. Der Kerl schien immer noch nicht zu begreifen. Mahmud kannte ihn. Daniel: im Begriff, sich einen Namen zu machen, aber noch keiner der großen Macher. Fettes 18 -Karat-Goldkreuz um den Hals – echter Syrian Style. Im Augenblick war er vielleicht der Boss. Aber wenn sein Gehirn aus Koks wäre, würde die Verkaufssumme nicht mal reichen, um davon ’ne Schokoladenwaffel zu erstehen.
    Schließlich: Daniel erfasste die Situation. Zog den Revolver raus. Wiederholte: »Hast du was gesagt?«
    »Nein, lass mich einfach nur gehen. Ich werd zahlen, was ich euch schuldig bin. Ehrenwort. Komm schon.«
    »Klappe. Glaubst du, du kannst mich austricksen? Du musst schon warten, bis Gürhan reden will.«
    Die Knarre wieder rein in den Mund. Mahmud schwieg. Traute sich nicht mal mehr, an das Glaubensbekenntnis zu denken. Obwohl er nicht religiös war, wusste er, dass er es besser tun sollte.
    Auf ihn einhämmernder Gedanke: War es jetzt gelaufen?
    Der Wald um ihn herum schien sich zu drehen.
    Er bemühte sich, nicht zu hyperventilieren.
    Fuck.
    Fuck, fuck, fuck.
     
    Eine Viertelstunde später. Daniel war nicht mehr ganz bei der Sache. Bewegte sich hin und her, wirkte unkonzentriert. Die Knarre knirschte lauter als die alten Modelle der U-Bahn-Waggons. Es fühlte sich an, als hätte er ’nen Baseballschläger im Rachen stecken.
    »Du glaubst wohl, du kannst dir alles leisten, was?«
    Mahmud konnte nicht antworten.
    »Hast du etwa geglaubt, du könntest uns beklauen, oder was?«
    Mahmud versuchte, nein zu sagen. Der Laut kam ganz hinten aus dem Hals. Ungewiss, ob Daniel verstand.
    Der Typ sagte: »Keiner beklaut uns. Das ist ja wohl mal klar.«
    Die Jungs, die ein Stück entfernt standen, schienen zu kapieren, dass etwas im Gange war. Kamen näher. Vier Mann. Gürhan, legendärer, lebensgefährlicher Dealerkönig. Tätowierungen bis hoch in

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