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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig
Autoren: Jens Lapidus
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nahm die Panik überhand. Die Blitze vor den Augen kamen zurück. Sein Herz pochte so laut, dass ihm fast das Trommelfell platzte.
    »Dann werden wir mal sehen, ob du ein Glückskind bist.«
    Es klickte.
    Nichts passierte.
    NICHTS PASSIERTE .
    Er öffnete die Augen wieder. Gürhan grinste. Daniel prustete laut los. Die anderen Typen lachten schallend. Mahmud folgte ihren Blicken. Sah nach unten.
    Seine Knie waren von der Feuchtigkeit des Bodens nass. Und noch etwas: an seinem linken Hosenbein. Ein langgezogener Fleck.
    Grölende Lachsalven. Hohngelächter. Schadenfrohes Grinsen.
    Gürhan reichte Daniel den Colt zurück.
    »Nächstes Mal blas ich dir einen in den Arsch. Du Memme.«
    Chaotische Gefühle. Hoffnung kontra Erschöpfung. Freude versus Hass. Erleichterung – zugleich Scham. Das Schlimmste war vorbei. Er würde leben dürfen.
    Damit leben müssen.
    Vorhang.
    Misshandlung von Frauen
    Die Zahl der zur Anzeige gebrachten Misshandlungen von Frauen hat sich gemäß einer Statistik des Rates für Verbrechensprophylaxe (Brå) in den vergangenen zehn Jahren um zirka 30  Prozent auf ungefähr 24   100  Anzeigen erhöht. Die Zunahme beruht wahrscheinlich sowohl darauf, dass Misshandlungen heute in stärkerem Maße angezeigt werden als früher, als auch darauf, dass die Zahl der Gewaltverbrechen zugenommen hat. Zugleich existiert weiterhin eine hohe Dunkelziffer. Aus früheren Studien geht hervor, dass nur jeder fünfte Fall zur Anzeige gebracht worden ist.
    In zirka 72  Prozent der Fälle ist der Täter mit der betreffenden Frau bekannt. Oft unterhalten Mann und Frau eine bestehende oder kürzlich beendete nähere Beziehung zueinander. 21  Prozent aller Misshandlungsfälle an Frauen konnten bisher aufgeklärt werden. Das bedeutet, dass die Staatsanwaltschaft nach Abschluss der Ermittlungen eine dringend tatverdächtige Person überführt hat und dass die Staatsanwaltschaft wahlweise Anklage erhebt, von einer Anklageerhebung absieht (zum Beispiel, wenn die betreffende Person unter 18  Jahre alt ist oder wenn es sich um ein Bagatelldelikt handelt) oder Strafbefehl (Geldstrafe und/oder eine Haftstrafe auf Bewährung) erlässt.
     
    Die Misshandlung von Frauen und Kindern ist ein gesellschaftliches Problem, das während der vergangenen Jahre eine relativ hohe Beachtung erfahren hat. Das hängt sowohl mit einer neuen Gesetzgebung zusammen (unter anderem hinsichtlich des Annäherungsverbots sowie in Bezug auf schwere häusliche Gewalt gegen Frauen) als auch mit anderen Maßnahmen wie zum Beispiel der Einrichtung des Reichsfrauenzentrums sowie der Gewährleistung von Ausbildungsförderungen. Auch das Engagement diverser kleinerer Organisationen hat einen erheblichen Teil dazu beigetragen, zum Beispiel durch die Einrichtung von Frauen- und Mädchenhäusern in ungefähr der Hälfte der Gemeinden des Landes. Trotz umfassender Bemühungen besteht die Problematik weiterhin – jedes Jahr werden tausende von Frauen misshandelt und erniedrigt.
     
    Brå, Rat für Verbrechensprophylaxe

2
    Niklas war zurück.
    Er wohnte bei Catharina, seiner Mutter. Versuchte, hin und wieder ein wenig zu schlafen, zwischen den Albträumen – in dieser Welt: gejagt, gepeinigt, bestraft. Aber genauso oft erhob er selbst die Waffe oder trat auf wehrlose Menschen ein. Genauso, wie es da unten gewesen war. In der Wirklichkeit.
    Das Sofa war zu kurz, um darauf zu schlafen, deshalb legte er sich die Lederpolster nach unten auf den Fußboden. Die Füße lugten raus in die Kälte, aber das war okay – besser als zusammengeklappt wie ein Leatherman auf einem Dreisitzer-Sofa zu liegen –, auch wenn er an so etwas gewöhnt war.
    Niklas sah Licht durch den Türspalt. Mama las im anderen Zimmer bestimmt Frauenzeitschriften – wie sie es immer getan hatte. Meistens war das Klatsch. Ein permanentes Interesse am Scheitern anderer. Sie lebte vom neuesten Tratsch über die erbärmlichen Scheidungen von B-Promis, ihre Alkoholsucht und ihre Liebesaffären. Deren klägliches Leben brachte sie offensichtlich dazu, sich besser zu fühlen. Aber das war nur eine Lüge. Wie ihr eigenes Leben.
     
    Morgens blieb er liegen. Hörte, wie sie sich fertigmachte, um zur Arbeit zu gehen. Dachte darüber nach, wie sein zukünftiges Leben in Schweden aussehen sollte, das Leben als Zivilist. Womit sollte er sich hier eigentlich beschäftigen? Er wusste, für welche Jobs er sich eignen würde: Securitymann, Leibwächter, Soldat. Letztgenannter funktionierte schon mal
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