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0504 - Lorna, die Löwenfrau

0504 - Lorna, die Löwenfrau

Titel: 0504 - Lorna, die Löwenfrau
Autoren: Jason Dark
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Sie war überdurchschnittlich groß, dabei nicht mehr schlank, sondern kräftig gebaut. Manche hätten ihre Gestalt schon als Männerfigur bezeichnet. Die Haare bildeten eine gewaltige Mähne. Und sie besaßen auch die mattgelbe Farbe einer Löwenmähne. Selbst die Haut schimmerte in diesem Ton. Dafür schimmerten die Augen im Glanz von Bernstein.
    Selbst in ihrem unmodern geschnittenen, grauen Kostüm fiel sie positiv auf. Diese Frau besaß Persönlichkeit, selbst als Mörderin. Es war nicht die Hauptverhandlung, außerdem hatte Lorna drei Wochen zuvor im Krankenhaus gelegen, sie benötigte jetzt eine gewisse Erholung, was der Staatsanwalt nicht einsah.
    Er blätterte in seinen Unterlagen. Dann schaute er auf. »Sie haben ausgesagt, daß Sie Ihren Ehemann nicht getötet haben. Das entnehme ich dem Protokoll. Aber alles spricht gegen Sie, jedes Indiz. Man hat sie neben der fürchterlich entstellten Leiche gefunden. Sie waren blutbespritzt, Sie…«
    »Ich habe ihn nicht getötet!«
    »Fallen Sie mir nicht ins Wort, Angeklagte.« Der Staatsanwalt spielte jetzt den scharfen Hund. »Wer sollte es denn Ihrer Meinung nach gewesen sein?«
    »Ich nicht!«
    »Kennen Sie dann den Mörder?«
    »Einspruch!« rief der Pflichtverteidiger. »Das lasse ich nicht zu. Suggestivfragen sind nicht gestattet.«
    Der Untersuchungsrichter nickte. »Einspruch stattgegeben!«
    McCloud lächelte. »Es ist gut. Ich fasse noch einmal zusammen. Sie haben Ihren Mann Daniel nicht getötet…«
    »So ist es!«
    »Wie kommt es dann, daß die Beamten Blutspuren an ihrem Körper gefunden haben, Hautreste Ihres Mannes unter den Fingernägeln, das alles weist auf Sie als Täterin hin. Und Sie bestreiten noch immer alles? Ich kann es nicht begreifen.«
    »Ich habe ihn nicht getötet!«
    »Sie wissen, daß man Sie anschließend in ein Krankenhaus gebracht hat, wo Sie drei Wochen verbrachten!«
    »Ja!«
    »Der Gutachter schrieb, daß Sie nervlich soweit hergestellt seien, um einer Verhandlung beiwohnen zu können. Ich brauche also keine Rücksicht zu nehmen und kann Sie befragen wie jeden normalen Angeklagten.«
    »Tun Sie das!«
    McCloud legte die Hände gegeneinander. »Ich möchte noch einmal auf Ihre Zeit im Krankenhaus zurückkommen«, sagte er. »Man hat mir berichtet, daß Sie sich ungewöhnlich verhalten haben.«
    »Inwiefern!«
    »Ein Psychologe kam nicht klar mit Ihnen, Mrs. Delaney. Sie sprachen von Dingen, die auch mir unbegreiflich sind. Wollen Sie jetzt darüber reden?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, Sie hatten nichts dagegen, in Hypnose versetzt zu werden. Man wollte ihre Seele erkunden, und es sind Dinge zutage gefördert worden, die ich als sehr interessant bezeichnen möchte.«
    Der Verteidiger sprang auf. »Wieder Einspruch, Euer Ehren. Das gehört nicht in diese Untersuchung. Wir befinden uns nicht in der Hauptverhandlung. Wenn der Staatsanwalt das bitte auch zur Kenntnis nehmen würde.«
    »Einspruch stattgegeben!« erklärte der Richter.
    McCloud verzog das Gesicht, protestierte aber nicht. Er hielt sich an die Regeln.
    Lorna Delaney saß unbeweglich auf ihrer Bank. Ihr Blick war nach innen gerichtet. Sie machte einen geistesabwesenden Eindruck.
    McCloud suchte nach einer neuen Formulierung. Er schüttelte dabei den Kopf und sagte: »Ich möchte trotz allem noch einmal auf Ihren Krankenhausaufenthalt zu sprechen kommen. Für mich und für die Fortführung der Verhandlung bedeutet er viel, da können Sie sich nicht von freisprechen. Die Ärzte haben…«
    »Hören Sie auf, McCloud!«
    Der Staatsanwalt schrak zusammen. Er verstummte tatsächlich. So einen Ton war er nicht gewohnt, kein Angeklagter hatte je in diesem Tonfall mit ihm gesprochen.
    Er sah auch nicht, daß Lorna Delaney dabei war, die Handtasche zu öffnen, die auf ihren Knien lag. Ihre Finger verschwanden im Innern der Tasche. »Was erlauben Sie sich? Sie haben nicht das Recht, mir ins Wort zu fallen!«
    Lorna stand auf. »Jetzt reicht es«, sagte sie.
    »Setzen Sie sich wieder hin, Sie…!«
    Da zog Lorna die Waffe. Es war eine Pistole, deren Mündung plötzlich auf den Staatsanwalt wies, der völlig konsterniert war und nicht einmal den kleinen Finger bewegte.
    »Wenn sich einer von Ihnen hier rührt, werde ich schießen!« drohte die Frau mit ruhiger Stimme. »Haben Sie mich verstanden?«
    Der Richter nickte, nur Lornas Verteidiger mischte sich ein. »Machen Sie keinen Unsinn, Lorna! So kommen Sie hier nie raus. Glauben Sie mir!«
    »Lassen Sie das nur meine Sorge
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