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0504 - Lorna, die Löwenfrau

0504 - Lorna, die Löwenfrau

Titel: 0504 - Lorna, die Löwenfrau
Autoren: Jason Dark
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einmal gab sie ihm ein Zeichen. Diesmal schon hektischer und wütender. Der Anwalt nickte. Seine Knie zitterten, als er hinging und den Knopf drückte, damit die Fensterscheiben zur Seite wich. Für ihn würde es wohl die schlimmste Nacht seines bisherigen Lebens werden…
    ***
    Der Geruch von feuchter Dachpappe stieg mir in die Nase. Irgendwie war es ein widerlicher Gestank, an den ich mich schlecht gewöhnen konnte. Wir waren über die Rückseite des Hauses hochgekommen, die Leiter stand noch immer dort, und wer uns nicht kannte, hätte uns für Einbrecher halten können.
    Wir, das waren mein Freund Bill Conolly und ich!
    Der Reporter schob sich neben mich. »Bleib nur liegen!« wisperte er und streckte den Arm aus. Er deutete dabei auf einen hellen Fleck mitten auf dem Schuppendach.
    Es war ein viereckiges Fenster, eine Lichtinsel, in die wir eintauchen wollten.
    Ob Schuppen oder Baracke, es kam auf das gleiche hinaus. Daß ich auf dem schmierigen Dach hockte, hatte ich Bill zu verdanken. Der war zu mir gekommen und hatte einfach keine Ruhe gegeben, weil er davon überzeugt war, daß sich in dem Schuppen etwas tat.
    Bill gehörte zu den Leuten, die das Husten der Flöhe hörten. Nur kam bei ihm stets etwas heraus. Wenn er mich anmachte, dann lag einiges in der Luft. Er war kein Schaumschläger, ich kannte ihn lange genug, und er hatte mich auch nicht groß zu überreden brauchen.
    Es ging um einen alten afrikanischen Zauber, der in London ein neues Wirkungsfeld bekommen sollte. Löwenzauber hatte der Reporter es genannt. Ich war davon noch nicht überzeugt, doch die Beweise wollte er mir in dieser Nacht zeigen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte der Spaßvogel.
    »Wie im Himmelbett mit einer zu harten Matratze«, erwiderte ich bitter.
    »Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.«
    »Welchen Erfolg meinst du.«
    In der Dunkelheit sah Bills Gesicht blaß aus. »Das werden wir gleich sehen, mein Junge.«
    »Hoffentlich.«
    »Du traust mir nicht, wie?« fragte Bill.
    »Nicht so direkt.«
    Bill wies auf den Lichtschein. »Wenn du gleich durch das Fenster schaust, wirst du eines Besseren belehrt werden, das kann ich dir versprechen.«
    »Hast du es schon gesehen?«
    »Nein.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Mein Spürsinn eben.«
    »Bist du ein Hund?«
    »Soll ich mal bellen?«
    »Lieber nicht.«
    »Es ist der Informant. Ich kann ihm vertrauen, glaub mir. Wenn es stimmt, was er meint, dann läuft hier in London eine verdammt große Sache, von der wir noch kaum etwas wissen.«
    »Meinst du?«
    »Ja, Afrika ist in. Und nicht nur seine Landschaft oder die Menschen, auch sein Zauber. Was wissen wir Europäer schon davon? Einfach zu wenig.«
    »Da hast du recht.«
    Bill hob den Kopf etwas an. »Bist du okay und bereit?«
    »Ich ja, nur meine Kleidung hat einiges abbekommen. Zahlst du die Reinigung?«
    »Auch das.«
    »Dann kriech mal vor.«
    Was Bill auch tat.
    Hoch über uns lag der dunkle Nachthimmel. Ich war erst seit zwei Tagen wieder in London. Ein Fall hatte mich bis hoch an die schottische Grenze geführt, wo ich die Bekanntschaft eines adeligen Vampirpaares gemacht hatte. Auf dem Rückweg war ich noch bei meinen Eltern vorbeigefahren, hatte dort kurz guten Tag gesagt und ihnen damit eine Riesenfreude gemacht. Ich hatte viel essen müssen und fast ein Kilo zugenommen. Sogar Verpflegung hatte mir meine Mutter mit auf den Weg gegeben. Das lag jetzt in meiner Bude im Kühlschrank.
    Zuviel hatte ich meinen Eltern nicht erzählt. Auch nichts über den Dunklen Gral, dessen Geheimnis ich mittlerweile kannte. Leider war ich noch nicht dazu gekommen, mich näher damit zu befassen, das aber würde sich ändern.
    Bill hatte die Lichtinsel im Dach schon fast erreicht. Er lag noch immer flach auf der Unterlage, drehte den Kopf und winkte mir mit dem rechten Arm zu.
    Auch ich setzte mich in Bewegung. Der Schuppen stand in Soho.
    Von der Straße her nicht sichtbar, weil er auf einem Hinterhof lag und von höheren Fassaden gedeckt wurde. Nebenan im Haus befand sich sogar ein Feinschmeckerlokal. Seine Klasse hatte sich im letzten Jahr bei den Gourmets herumgesprochen. Wer dort einen Tisch finden wollte, mußte mindestens eine Woche zuvor reserviert haben.
    Neben Bill kam ich zur Ruhe. »Alles klar«, meldete mein Freund.
    »Wieso? Hast du schon einen Blick nach unten geworfen?«
    »Das nicht.«
    »Aber…«
    »Ich spüre es eben.«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wir waren sehr vorsichtig gewesen, weil wir
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