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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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1.

    Während Boris Dschaj-Kan aus der Garage hinter dem Haus trat, sagte er:
    »Ich habe den Vergaser repariert. Du fährst zum Eisernen Berg und bringst der Wundheilerin und dem Alten die Lebensmittel.«
    »Jetzt?«, fragte Turan überrascht.
    Es war früher Morgen, die Sonne schob sich eben über den Horizont, aber auf der Farm waren alle schon wach. Aus der Baracke hörte man die Stimmen der Feldarbeiter, auf der Koppel grunzten die Schweine, und im Maschinenschuppen summte der Generator leise vor sich hin.
    Boris rieb sich sorgfältig die ölverschmierten Hände an einem Lumpen ab. Er machte sich über irgendetwas Sorgen – er presste die Lippen aufeinander, seine Augenbrauen waren zusammengezogen.
    »Ja, jetzt gleich. Und Mika nimmst du auch mit.«
    »Mika! Warum das denn?«
    Turans jüngerer Bruder war ein lebhafter Junge, ein richtiges Energiebündel. Mit ihm zusammen den ganzen Tag in der engen Kabine der dreirädrigen Motocyclette zu verbringen war eine üble Aussicht.
    »Da passen wir nie zusammen rein. Mika ist so gewachsen.«
    Boris blickte seinem ältesten Sohn ins Gesicht, warf den schmutzigen Lumpen in einen Abfalleimer und erklärte:
    »Ich sag es doch: Ich habe den Vergaser in Ordnung gebracht. Du fährst mit dem Punch . Nasar ist der Meinung, dass du genauso sicher fährst wie ich.«
    »Mit dem Punch ?« Turan konnte es nicht fassen. »Ja, das stimmt! Nasar hat recht! Aber du … den brauchst du doch hier?«
    Punch nannten sie den geschlossenen und gepanzerten Lastwagen. Er war das größte Fahrzeug im Fuhrpark von Boris Dschaj-Kan, einem reichen Farmer im Süden des Ödlands. Bis heute hatte er seinem Sohn nicht erlaubt, allein mit dem Punch zu fahren, nur zusammen mit dem Mechaniker Nasar.
    »Warum?«, fragte Turan. Doch dann, um zu verhindern, dass sein Vater es sich anders überlegte, fügte er eilig hinzu: »Nein, ich mach das, klar. Aber …«
    Turan hatte bemerkt, dass sein Vater irgendwie zögerlicher sprach als sonst. Als ob er Schwierigkeiten hätte, die richtigen Worte zu finden. Aber der Junge hielt es nicht für wichtig.
    Während der Farmer zu einem Torflügel trat, sagte er:
    »Die Wege sind gefährlich. In dieser Saison kämpfen die Warzenhügel miteinander. Du könntest auf ein Kriecherweibchen stoßen. Hilf mir, das Tor zu öffnen.«
    Zu zweit stemmten sie sich gegen die schweren, quietschenden Torflügel.
    »Die Lebensmittel für die Wundheilerin habe ich schon eingeladen«, fügte Boris hinzu. »Für den Alten liegen Patronen und noch ein paar andere Sachen bei. Um die Ladung musst du dich nicht kümmern, bis ihr dort seid, kapiert? Der Stutzen im Turm ist geladen. In dem Kasten unterm Sitz liegen Dynamitstangen. Wenn nötig, kannst du damit die Wölfe vertreiben.«
    Die letzten Worte seines Vaters hörte Turan schon nicht mehr, denn er war vollauf damit beschäftigt, den Punch zu bewundern, der in der Mitte der großen Garage stand.
    Der Laster war ein Prachtstück: Eine solide, gepanzerte Kabine hinter einer verglasten Windschutzscheibe, die von allen Seiten mit Eisenplatten verkleidet war und nur in der Mitte einen etwa fünfzig Zentimeter breiten Streifen freiließ – gerade ausreichend, damit der Fahrer den Weg erkennen konnte. Die Karosserie war von halbkreisförmigen stählernen Tunnelsegmenten verstärkt, solchen, die früher die Metrotunnel gestützt hatten. Turan war natürlich nie in der Metro gewesen, aber Nasar hatte ihm davon erzählt. Der Mechaniker hatte die halbrunden Segmente einem reisenden Händler abgekauft, der mit seiner Karawane über Boris Dschaj-Kans Ländereien gezogen war, wie es gelegentlich vorkam. Es gab genug heruntergekommenes Volk, das auf der Suche nach Verkäuflichem durch die Ruinen der Städte und die alten unterirdischen Anlagen streifte.
    Über einer runden Öffnung im Dach der Kabine erhob sich eine Art Gefechtsturm – wie eine Glocke aus dickem Blech mit Schießscharten. Unten zwischen den Sitzen war ein Trittbrett festgeschweißt; wenn man sich darauf stellte, befand man sich mit dem Kopf gerade auf Höhe der Schießscharten. Neben einer der Schießscharten hing am Haken ein doppelläufiger, abgesägter Stutzen mit großem Kaliber.
    Turan ging um den Punch herum. Ein Klasse-Wagen, zweifellos. Große schwere Reifen, massive Trittbretter. Nebelscheinwerfer, die von gewölbten runden Gittern geschützt wurden, ein dickes Auspuffrohr, das hinter dem Geschützturm aufragte.
    »Bruta!«, rief der Vater. »Hast du alles fertig?«
    »Sicher
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