Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0504 - Lorna, die Löwenfrau

0504 - Lorna, die Löwenfrau

Titel: 0504 - Lorna, die Löwenfrau
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sein. Ich weiß genau, was ich zu tun habe!«
    Sie konnte mit einer Waffe umgehen, und sie besaß starke Nerven, denn die Hand zitterte nicht. Nach wie vor war die Mündung auf den Staatsanwalt gerichtet, der bleich geworden war. Auf seiner hohen Stirn glänzten die Schweißperlen.
    Es befanden sich nicht viele Menschen im Gerichtssaal. Der Richter, der Staatsanwalt, der Verteidiger, ein Beamter der Justizverwaltung, natürlich die Angeklagte, und an der Tür stand ein Uniformierter, der Lorna auch hergeschafft hatte.
    Er aber mischte sich nicht ein, weil er keinesfalls das Leben des Staatsanwalts riskieren wollte.
    Sie alle warteten ab.
    Die Spannung hatte sich verdichtet. Selbst lautes Atmen wurde als Störung empfunden.
    Auf der Bank, auf der Lorna gesessen hatte, hätten noch vier weitere Personen ihre Plätze finden können. Sie aber hatte allein dort gehockt und trat jetzt zur Seite. Sie schob sich an der Kante der Sitzfläche entlang, nahm in ihrem Rücken ein Geräusch war und zuckte herum.
    Ihr Verteidiger starrte plötzlich in das dunkle Loch der Mündung.
    »Keine Bewegung, habe ich doch gesagt. Das gilt auch für Sie!«
    »Ja, schon gut!« Der Verteidiger hob sogar die Hände. Um Lornas Lippen zuckte ein verächtliches Lächeln.
    Schritt für Schritt ging sie weiter. Sie ließ die Bank hinter sich und betrat den Gang, der zwei fast leere Sitzreihen teilte.
    Lorna war zufrieden. »So ist es gut«, erklärte sie. »Wirklich gut. Ihr seid phantastisch.« Sie ging noch einen Schritt, dann den nächsten und näherte sich der Tür.
    Jetzt griff der Richter mit Worten ein. »Sie haben keine Chance, Mrs. Delaney, geben Sie auf.«
    »Nein!«
    Die Antwort klang fast entschlossen. Dann sprach sie den Polizisten an der Tür an. »Gehen Sir zur Seite, stellen Sie sich an die Wand und heben Sie die Hände!«
    Der Mann gehorchte nicht.
    »Soll ich dem Richter ein Loch zwischen die Augen schießen?« fragte Lorna. Ihre Stimme klang noch immer ruhig.
    »Okay, ich gehe schon.«
    »Das ist auch gut so.«
    Lorna bewegte sich ebenfalls auf die Tür zu. Sie hatte dabei einen Winkel eingenommen, der es ihr erlaubte, die Anwesenden im Auge zu behalten.
    Niemand rührte sich. In der Stille hätte man das Fallen einer Stecknadel hören können.
    An der Tür blieb Lorna stehen. »Ich würde Ihnen raten, keine Verfolgung aufzunehmen. Ich werde mir den Weg freischießen!«
    Der Richter schüttelte den Kopf. Er war schon älter und hatte in den langen Berufsjahren viel erlebt. Deshalb verlor er auch nicht die Nerven. »Sie haben keine Chance, Mrs. Delaney. Wie wollen Sie aus dem Gerichtsgebäude fliehen?«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein.«
    »Sie machen alles noch schlimmer!«
    Lorna lachte auf. »Noch schlimmer machen? Ich bin doch für euch eine Mörderin. Ihr habt mich abgestempelt, aber ich bin keine Killerin, so wie ihr es euch denkt. Das ist ein Irrtum. Wenn ihr allerdings die starken Männer spielen wollt, ich hindere euch nicht daran, in den Tod zu gehen. Alles klar?«
    »Sicher!«
    Lorna tastete nach der Türklinke und drückte sie nach unten.
    Verschlossen war die Tür nicht. Es steckte auch kein Schlüssel im Schloß. Niemand würde eine Verhandlung stören!
    Lorna hielt noch immer die Waffe in den Saal gerichtet, als sie die Schwelle übertrat. Die Männer saßen wie auf dem Sprung, auch der Polizist bewegte sich jetzt, weil er, von Lorna aus gesehen, im toten Winkel stand.
    Er schlich auf Zehenspitzen zur Tür, sein Gesicht war angespannt.
    Lorna besaß genau den richtigen Instinkt. Plötzlich trat sie wieder vor, schwenkte die Pistole herum – und schoß.
    Der Polizist schaute noch in die blasse Mündungsflamme. Im gleichen Moment spürte er den unheimlichen harten Schlag in der Körpermitte. Seine Uniform hatte ein Kugelloch bekommen, das sich mit einer roten Flüssigkeit füllte.
    Lorna aber knallte die Tür zu und sprang in den breiten Gang, den sie durchlief…
    ***
    Ihr Anwalt war der erste, der aufsprang. Er rannte auf den Polizisten zu, der noch nach links gekippt war und zwischen den Sitzreihen lag. »Einen Arzt, einen Arzt!« brüllte der Verteidiger. »Er lebt noch!« Eine Sekunde später riß er die Tür auf.
    Natürlich war der Schuß gehört worden. Nach der kleinen Schockpause öffneten die Anwesenden die Türen. Sie stürmten in den breiten Gang, jeder hatte viele Fragen, nur der Anwalt gab sich mit einer zufrieden.
    »Wo ist die blonde Frau?« schrie er einen Gerichtsdiener an, der ihn völlig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher