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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
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Prolog
    Er hörte die Stimme, ein Laut in der Stille seines Gefängnisses zunächst, ein Murmeln nur, doch er kannte den Tonfall.
    Er sah das Licht, nicht mehr als ein Glimmen in der Schwärze seiner Nacht zunächst, ein Schimmer nur, doch er kannte seine Magie.
    Es kam ihm näher, wurde heller und brannte in seinen Adern. Glühende Hitze durchraste seinen Leib, glühender Haß glomm in ihm auf. Und er war das einzige, was der Creata ihm niemals nehmen konnte!
    Ein Gesicht schob sich in den fahlen Schein. Die Faust mit der Fackel senkte sich auf die gläserne Abdeckung seines Sarges herab. Magisch wie das Feuer waren die Worte, die der lippenlose Mund murmelte, während die vorquellenden Augen ihn voller Hohn anstarrten.
    Er konnte ihnen nicht ausweichen. Er wollte es ja auch gar nicht. Er glaubte zu wissen, weshalb der Creata ihn heute besuchte – warum er ihn aus seinem Traumschlaf riß und sein Silberblut zum Sieden brachte.
    »Hörst du mich, mein Geschöpf?« fragte der Creata flüsternd. Er lachte. »Natürlich hörst du mich. Wirst du mir gleich antworten, oder möchtest du erst die Qualen kosten, die ich mir für dich ausgedacht habe?«
    Es gab keine Qualen mehr, die ihn noch schrecken konnten. Die schlimmste aller Qualen hatte der Creata ihm angetan, als er ihn zu dem machte, was er nun war.
    Der Haß war wie ein brennender Pfeil auf der Sehne eines weit gespannten Bogens. Doch die Hand, die ihn zog, war gelähmt wie der Körper im Gläsernen Sarg.
    Der Creata hatte seine Freude daran, ihn zu martern. Daß er es heute mit einer Kostprobe seiner Macht bewenden ließ, zeigte, wie begierig er nach der Auskunft war.
    Der Creata gestattete es dem Mund seines Opfers, zu reden. »Ich werde antworten!«
    Und du wirst deine helle Freude daran haben!
    Der Blick der vorquellenden Augen veränderte sich. Reine Gier stand nun darin zu lesen. Das Flüstern des lippenlosen Mundes war eindringlich wie niemals zuvor.
    »So sage mir, mein Geschöpf, wo finde ich den Zauberkristall!« Der Bogen spannte sich noch etwas mehr. Der brennende Pfeil zeigte genau zwischen die vorquellenden Augen, mitten hinein in die geisterhaften Schatten, die die magische Fackel auf das verhaßte Gesicht warf, das wie im schwarzen Nichts über ihm starrte.
    »Du findest ihn nirgendwo mehr!« Jedes Wort war Genuß, war ein Schattenbild des Pfeiles, das die Sehne verließ. »Mächtigere sind dir zuvorgekommen, Creata!«
    Das Gesicht zuckte zurück. Die Hand mit der Fackel begann zu beben. »Das ist nicht wahr!«
    »Wohl ist es wahr! Ein Dämon und ein Eindringling kämpften um den Kristall, und ich sah, wie der Eindringling Sieger blieb! Er schlug den Dämon, Creata! Willst du den Kristall in deinen Besitz bringen, so kämpfe um ihn! Kämpfe gegen jenen, der die Macht hat, Dämonen zu töten!«
    Jeder Schattenpfeil traf. Das magische Licht flackerte heftig. Nur die beiden vorquellenden Augen tauchten aus der Schwärze zurück in den zuckenden Schein. Ein lippenloser Mund murmelte wieder die magischen Worte, die das Silberblut kochen ließen. Der Schmerz fraß sich in die Knochen aus Blei, in die Haut aus Eis, in die Seele aus Haß.
    Der Körper konnte sich nicht einmal aufbäumen. Er lag starr in seinem Sarg und ertrug – ertrug, wie er es immer getan hatte.
    »Sage die Wahrheit!« kreischte die Stimme. »Glaube nicht, daß ich nur Macht über den Leib habe, Geschöpf! Zwinge mich nicht, deine Seele in einen Stein zu verwandeln, in dem du für alle Zeiten gefangen bist!«
    Er lachte lautlos. Gefangen! Damit willst du mir drohen?
    »Ich sehe für dich in ferne Bereiche, Creata! Ich höre auf dich, was der Wind aus ihnen herüberträgt. Quäle mich weiter, doch was du auch tust, der Zauberkristall ist in den Händen des Fremden.«
    »Dann nenne mir seinen Namen!«
    Er sah das mächtige Schiff, das sich im Goldenen Strom bewegte. Er sah die Krieger und Kriegerinnen, die Magiekundigen dort an Bord. Konnte er den Pfeil nicht gegen den Creata schleudern, nun mochten vielleicht andere seine Rache erfüllen.
    »Mythor!« schrie er dem Peiniger entgegen. »Er heißt Mythor, und er kommt aus einer fliegenden Stadt, die Carlumen genannt ist! Sie ist auf dem Weg hierher! Begib dich dorthin, Creata, sofern dein Mut groß genug ist, um auch gegen wehrhafte Gegner zu kämpfen!«
    Der lippenlose Mund schob sich noch einmal vor. Er verzog sich zu einem kalten und grausamen Lächeln.
    »Ich werde feststellen, ob du lügst, Orlabal. Nun träume wieder und denke dabei
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