Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0439 - Das Folterbett

0439 - Das Folterbett

Titel: 0439 - Das Folterbett
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Der Mann schaute dem Rauch der Zigarre nach, nickte einige Male und lächelte dann. »Das war wirklich ausgezeichnet, Karl. Und die Zigarre ist die Krönung.«
    »Für einen Freund ist mir nichts zu teuer, Max!«
    Max Bender lachte laut. »Du Schlingel. Ich weiß genau, wie raffiniert du bist.« Er beugte sich vor, denn die Gäste an den Nebentischen sollten seine Worte nicht unbedingt mitbekommen. »Achttausend Mark habe ich mitgenommen, und die mußte ich auch bezahlen.«
    »Stimmt.«
    Der grauhaarige Max Bender deutete mit der Zigarrenspitze auf seinen Gegenüber. »Du bist ein Halsabschneider.«
    »Aber nur bei denen, die den alten Plunder sammeln. So wie du halt, Max.«
    »Ja, ich lebe entsprechend.«
    »Wie in einem Museum.«
    Bender hob die Schultern. »Wer einen Antiquitätenhandel hat, der muss mit gutem Beispiel vorangehen und seinen Kunden etwas bieten.«
    Bender lehnte sich wieder zurück.
    Er und Karl Richter kannten sich schon lange. Die beiden machten Geschäfte zusammen. Mittlerweile hatte sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen den etwa gleichaltrigen Männern entwickelt.
    Richter hatte einen Riecher für alte Dinge, und er konnte die Leute so beschwätzen, dass sie ihr letztes Hemd abgaben. Das alte Bett hatte auch er aufgetan. In einem verlassenen Gefängnisturm hatte es gestanden, wo es angeblich spuken sollte. Auf dem Bett hatten die Verurteilten gelegen, und der Sage nach waren die meisten auch in ihm gestorben, qualvoll und grauenhaft, ohne dass der Henker zu ihnen gekommen wäre.
    Das Bett war sehr alt und noch gut erhalten, als wäre es die letzten Jahre jede Woche gepflegt worden Dem war jedoch nicht so. Karl Richter hatte sich deshalb gewundert, aber nicht nachgefragt und den Preis von viertausend Mark akzeptiert. Hundert Prozent Gewinn sprang bei den meisten Geschäften für ihn heraus. Bei Bender eigentlich nie, da setzte er auch nicht so hoch an. Er hatte sich nur darüber gewundert, dass Max den Preis sofort akzeptierte.
    »Worüber denkst du nach, Karl?«
    Richter griff zum Weinglas, in dem der Weißherbst rosig schimmerte.
    »Über dich.«
    »Aha.«
    Karl nahm einen Schluck: »Ich wundere mich nur, dass du den Preis sofort akzeptiert hast.«
    »Ich fand ihn normal.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Wieso nicht?«
    Karl Richter schüttelte den Kopf. »Wir kennen uns zu lange. Ich hatte die Achttausend nur so dahin gesagt. Du weißt, dass es überhöht ist, und du weißt auch, dass ich wesentlich tiefer gegangen wäre, weil du es bist. Aber weshalb hast du sofort zugestimmt?«
    »Ich wollte es haben.«
    »Das kann ich mir vorstellen, doch nenne mir den Grund. Was hat dich an diesem Bett so fasziniert? Wenn du es dir anschaust, ist daran eigentlich nichts Besonderes.«
    »Da hast du recht.«
    Richter streckte die Hand aus. »Dann erzähl mir bitte, weshalb du so scharf darauf gewesen bist. Hast du einen Kunden, der so ein Bett schon seit langem sucht?«
    »Ich wollte es nur für mich haben, Karl. Ich finde es einfach super. Es hat für mich eine Ausstrahlung.«
    Karl Richter grinste nur schief. Er war ein kleiner Mensch mit lustigen Augen. Man sah ihm an, dass er gern ein Glas trank, und dieses Weinlokal, in dem die beiden Männer saßen, entsprach genau seinem Geschmack. Es war gemütlich eingerichtet, besaß getäfelte Wände und nette, kleine Tische, die sogar in Nischen oder von Kerzenschein beleuchteten Ecken standen.
    »Ich habe davon nichts gespürt, Max.«
    »Aber ich.«
    »Und was willst du mit dem Bett machen?«
    Max lächelte. »Vielleicht schlafe ich selbst darin. Ich habe mir jedenfalls eine Matratze besorgt und sie schon ausprobiert.«
    »Für mich wäre das nichts.« Richter leerte sein Glas. »Soll ich noch einen Viertelliter bestellen?«
    Bender schaute auf seine Uhr. »Nein, ich muss jetzt fahren.«
    »Ins Bett, wie?«
    »Auch.«
    Richter lachte laut. »Du bist herrlich, Max, wirklich herrlich. Wenn wir uns ja nicht so lange kennen würden, hätte ich gesagt, du spinnst. So aber kann ich mich nur wundern.«
    »Hast du denn nichts gespürt?«
    Richter hob die Schultern. »Was soll ich denn gespürt haben?« fragte er.
    »Diese. Aura.«
    »Das ist doch Unsinn.« Richters Stimme klang leicht ärgerlich. Er winkte der Bedienung, um zu zahlen. Bei diesem Geschäft, das hinter ihm lag, übernahm er gern die Zeche.
    Sie betrug knapp 60,- DM.
    »Soll ich dich nach Hause bringen, Karl?«
    »Nein, ich nehme ein Taxi.« Die Männer standen auf. Richter klopfte seinem Freund auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher