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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig
Autoren: Jens Lapidus
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registriert, und weil der Andrang auf diese Wohnung nicht übermäßig groß war, wundert sich keiner, wie Sie an sie rangekommen sind. Ich kümmere mich um die Formalitäten mit dem Hauswirt. Nach ein paar Monaten tauschen wir die Wohnung gegen die, die Sie kaufen möchten. Auf diese Art und Weise kommt es zu einem ganz sauberen Tausch. Allerdings muss derjenige, der die Wohnung verkauft, mindestens seit zwei Monaten in der Wohnung registriert sein, mit der der Tausch vorgenommen wurde, also in Ihrer fiktiven Wohnung. Glaubwürdigkeit ist das A und O in meiner Branche, wie Sie sicher verstehen.«
    Problem. Das funktionierte nicht – Niklas musste noch in dieser Woche eine Bude finden. Er musste raus aus Mamas Wohnung. Und zwar schnell.
    Der Makler grinste. »Okay, ich glaube, ich verstehe Ihr Problem. Hat Ihre Braut Sie rausgeschmissen? Zerrissene Kleidung? Eine zertrümmerte Stereoanlage? Es ist ja immer ein bisschen wie in
High Chaparral
, wenn sie sauer sind.«
    Niklas wandte den Blick nicht von ihm ab. Starrte ihn zwei Sekunden zu lange an, als dass man das Ganze als Witz hätte abtun können.
    Der Makler kapierte schließlich – es war nicht angebracht, einen auf witzig zu machen. Er sagte: »Whatever. Ich kann Ihnen dennoch helfen. Wir setzen einen Untermietvertrag für die drei Monate auf, die Sie warten müssen. Wäre das etwas? Ich kann Sie schon nächste Woche in eine schicke Zweizimmerwohnung mit fünfzig Quadratmetern in Aspudden setzen, wenn Sie wollen. Aber das kostet natürlich etwas mehr. Was meinen Sie?«
    Er brauchte eine noch schnellere Lösung. »Und wenn ich noch ein bisschen mehr drauflege, kann ich sie dann auch schneller kriegen?«
    »Noch schneller? Sie drückt der Schuh aber gewaltig, will ich meinen. Aber klar doch, Sie können sie schon übermorgen haben.«
    Niklas lächelte innerlich. Das klang gut. Er musste wegkommen.
    Wirklich besser als erwartet.
    So schnell abzuhauen.

3
    Im Polizeibezirk Söderort fielen vermutlich nicht die meisten Polizeiberichte per capita an – aber immerhin herrschte dort der größte Anteil an schweren Zwischenfällen. Der Bezirk City hatte, absolut gesehen, die meisten vorzuweisen, das wussten alle, aber auch nur deswegen, weil der Pöbel aus den Gebieten südlich von Södermalm in die Stadt kam und ’ne Menge Scheiße anstellte. Sie klauten, entwendeten Handys, bedrohten Leute, zettelten in den Kneipen Schlägereien an.
    Thomas dachte: die südlichen Vororte – die schlimmsten Ghettos; doch die Politiker schissen drauf. Fittja, Alby, Tumba, Norsborg, Skärholmen. Was den Sumpf im Norden anging, kannte jeder die Namen: Rinkeby und Tensta. Finanzspritzen und Kulturvereinigungen in Hülle und Fülle. Hier ballte sich die finanzielle Unterstützung. Man schmiss mit Projektgeldern nur so um sich. Integrationsinstitutionen an jeder Ecke. Aber in den südlichen Vororten hatten die Gangs das Sagen. Die Irakis, Kurden, Chilenen, Albaner. Bandidos, Fucked for Life, Born-to-be-hated. Man konnte die Reihe munter fortsetzen und Probleme ohne Ende anführen. Spitzenposition für Schweden: die Zahl der Schusswaffen, die Zahl der Typen, die sich weigerten, mit der Polizei zu sprechen, die Anzahl der zur Anzeige gebrachten Erpressungsversuche. Die Kriminellen organisierten sich, ahmten die Hierarchie der Motorradclubs nach, leiteten schließlich eigene knallharte Gangs. Die Schlägertypen traten in die ausgelatschten Fußstapfen der älteren Bankräuber/Drogendealer/Frauenschänder. Eine vorgezeichnete Laufbahn. Gegen ein Scheißleben. Man könnte unschwer weitere Fakten aufzählen. In Thomas’ Augen – Scheiß drauf, welches Label man all diesen Kanaken und Losern aufdrückte – sie waren alle zusammen Abschaum.
    Er hatte bereits alle Theorien gehört, von denen die Sozialarbeiterinnen und Jugendpsychologen faselten. Aber wozu sollten all die kognitiven, dynamischen, verhaltenspsychologischen Bla-bla-Hypothesen eigentlich gut sein? Irgendwelche Methoden brachten sowieso nichts. Es war nicht möglich, für Ordnung zu sorgen. Sie verbreiteten sich. Vermehrten sich. Verteilten sich. Rissen die Macht an sich. Vor langer Zeit hatte er selbst noch geglaubt, dass man sie stoppen könnte. Aber das war lange her.
    Früher war alles besser. Ein Klischee. Aber wie Lloyd Cole ganz richtig singt: Ein Klischee ist es deswegen, weil es wahr ist.
     
    Eine weitere Nacht in der Funkstreife. Thomas fuhr gemächlich. Die Hände entspannt auf dem Lenkrad. Wusste, dass ihn zu
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