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Dämonen-Zwillinge

Dämonen-Zwillinge

Titel: Dämonen-Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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Die angesprochene Dagmar Hansen gab keine Antwort. Sie traf auch keine Anstalten, ihre Lage zu verändern. Nach wie vor blieb sie wie zusammengefaltet auf dem Boden liegen, und nur ihr leises Wimmern war zu hören.
    Stahl überblickte die Lage sofort. Er lief zu ihr. Er hob sie an. Dagmar half ihm dabei nicht. Ihr Kopf sank über Harry’s Arm hinweg nach hinten, und abermals löste sich ein Stöhnen aus ihrem Mund.
    Dann sah Harry die Wunde in ihrem Arm und auch das Blut. Er erschrak und riss seine Freundin noch höher, bevor er sie zum Bett trug und sie darauf niederlegte.
    Dabei fiel ihm auf, dass in ihrem Arm noch ein trüber Glassplitter steckte. Mit spitzen Fingern zupfte er ihn aus dem Fleisch und legte ihn auf den Nachttisch. Dass die Lampe dort zerbrochen war, hatte er schon längst festgestellt. Dagmar musste sie bei ihren wilden Bewegungen zerstört haben, und sofort stellte er sich die Frage nach dem Grund.
    Was war mit ihr geschehen? Was hatte sie getan? Warum war das alles passiert?
    Er konnte keine Antwort geben, die musste er von seiner Partnerin erhalten, aber sie war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Sie lag auf dem Rücken. Das Gesicht war noch blasser als sonst, und sie wirkte irgendwie ätherisch und zugleich schutzbedürftig, ähnlich wie die Schauspielerin Nicole Kidman in ihrem neuesten Film ›The Others‹.
    Im Zimmer gab es einen begehbaren Schrank. Stahl schaute noch kurz in das Gesicht der Frau, dann zog er die Tür auf und holte aus einem Fach ein Unterhemd hervor, das er um den Arm seiner Partnerin band, um die Blutung zu stillen.
    Dabei sprach er beruhigend auf sie ein, doch er hatte den Eindruck, dass sie ihm nicht zuhörte. Sie lag auf dem Rücken und schaute mit glanzlosen Augen gegen die Decke, als gäbe es dort irgendetwas Interessantes zu sehen.
    Harry Stahl machte sich Vorwürfe, dass er nicht früher in das Zimmer gekommen war. Er hätte auch längst in der zweiten Hälfte des Doppelbetts liegen können, das wäre alles kein Problem gewesen. Aber er hatte noch arbeiten wollen oder müssen, denn es galt, Akten durchzusehen. Er musste Informationen sammeln. Nach dem Terror-Anschlag in New York war es auch für ihn als Geheimdienstmann enger geworden. Die befreundeten Dienste erwarteten Mithilfe, und da konnte sich keiner sperren, auch Harry Stahl nicht, der eigentlich einem anderen Job nachging und so etwas Ähnliches wie ein Geisterjäger in Deutschland war und alarmiert wurde, wenn Fälle nicht in normale Richtungen liefen.
    Er verbannte die Gedanken aus seinem Kopf, um sich voll und ganz auf Dagmar zu konzentrieren. Ihr Verhalten war für ihn unverständlich, aber es musste einen Grund gehabt haben. Das war nicht von allein und urplötzlich passiert. Er ging einfach davon aus, dass mehr dahinter steckte.
    Die Wunde hatte er gut abgebunden. Das Blut drang auch nicht durch den Stoff, und Harry konnte sich wieder um Dagmar kümmern. Sie sah so bleich aus, sie war innerlich fertig, und äußerlich glich sie beinahe einem Gespenst. Aber Harry atmete auf, denn er stellte fest, dass in das sehr blasse Gesicht allmählich die Farbe zurückkehrte, auch wenn es immer blass bleiben würde, aber das lag an den Pigmenten.
    »Und?«, fragte er leise.
    Dagmar bewegte ihre Augenlider. Zuckend, und in die Augen hinein kehrte der Ausdruck zurück. Es sah jetzt so aus, als wäre sie nach einem langen Schlaf erwacht und müsste sich zunächst zurechtfinden. Sie bewegte die blassen Lippen, doch Harry legte ihr einen Zeigefinger auf den Mund.
    »Bitte, du darfst jetzt nicht sprechen, Dagmar. Du musst ruhig sein. Ich bin jetzt bei dir, ich bleibe bei dir...«
    »Ja, das ist gut«, erwiderte sie und deutete so etwas wie ein Lächeln an. »Darüber freue ich mich auch.«
    Harry war froh, dass sie wieder einigermaßen normal reagierte. Er sah den Schweiß auf ihrem Gesicht und bemerkte, dass Haarsträhnen mit ihren Spitzen auf der Stirn festklebten. Er schob einige von ihnen zur Seite, wofür Dagmar ihn dankbar anlächelte.
    »Soll ich dir etwas zu trinken holen?«
    »Oh ja, das wäre gut.«
    »Warte, ich bin gleich zurück.« Er strich ihr noch einmal über die Stirn, stand dann auf und ging in die Küche. Aus dem Kühlschrank holte er Mineralwasser und Orangensaft. Beides mixte er. Dabei dachte er über seine Partnerin nach, und es waren keine allzu guten Gedanken, denn Harry Stahl machte sich Sorgen um sie.
    Es war ja nicht das erste Mal, dass sie sich so verhielt. Schon einige Male war es ihr
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