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Falsche Zungen

Falsche Zungen

Titel: Falsche Zungen
Autoren: Ingrid Noll
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Ingrid Noll
    Falsche Zungen
    Das Buch
    »Die Zunge ist ein Dolch aus Fleisch«, sagt ein spanisches Sprichwort. Aber was geschieht, wenn Mutter und Sohn mit falschen Zungen reden und sich gegenseitig nach Strich und Faden belügen? Von seltsamen Müttern und merkwürdigen Männern handeln Ingrid Nolls gesammelte Geschichten.
    Eine biedere Domina, eine traurige Mutter, eine verliebte Hündin, ein Karnevalssouvenir und eine ungewöhnliche Halbschwester erzählen von Freud und Leid der Mutterschaft. Wie kam die Jungfrau zum Kind? Die Weihnachtsgeschichte, einmal anders erzählt, beschließt den Reigen.
    Doch auch die Männer entwickeln ungeahnte Fähigkeiten - ob sie Autogramme sammeln, angeln, Pullover stricken, ihre Schülerinnen nach Hause einladen oder gar auf elegante Weise ihre Frauen um die Ecke bringen.
    Diebische Freuden bringen Abwechslung ins Alltagsgrau, und Überraschungsgeschenke sorgen für unselige Weihnachten ...
    »Ingrid Noll schreibt brillant, geistreich, böse.«
    Johannes Mario Simmel
    »Ingrid Noll hat in bester Erzählkultur die perfekte Mischung zwischen bürgerlicher Idylle und blankem Grauen gefunden. Sie schleicht sich sanft und freundlich an Grausiges heran. Subtiler Schrecken hinter sauber gewaschenen Gardinen, überraschende Wendungen im Handlungsablauf, dazu die präzise Schilderung einer sozial arrivierten Gesellschaft - der Mix, den ihre Leser und Kritiker lieben.«
    Duglore Pizzini/Die Presse, Wien
    Die Autorin

    Ingrid Noll , geboren am 29.09.1935 in Shanghai, wuchs zusammen mit den drei Geschwistern in Nanking auf.
    Schon in ihrer frühen Kindheit schrieb sie heimlich kleine Geschichten, die sie erfolgreich vor der Familie versteckte. Als sie Shanghai 1949 zusammen mit ihrer Familie verließ, vergrub sie die Geschichten im Garten.
    Bis 1954 besuchte sie eine Mädchenschule in Bad Godesberg. Nach dem Abitur begann sie in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte zu studieren, brach das Studium aber nach einigen Semestern ab.
    Bis zu ihrer Heirat 1959 arbeitete sie in verschiedenen Jobs. Danach war sie vollauf mit einem großen Haushalt, drei Kindern und der Mithilfe in der Praxis ihres Mannes, einem Internisten, beschäftigt.
    Mit dem Schreiben fing sie erst mit 55 Jahren, nachdem die Kinder aus dem Haus waren, wieder an. Ihr erster Roman »Der Hahn ist tot« wurde gleich vom ersten Verlag angenommen und seitdem sind ihre Krimis nicht mehr aus den Bestsellerlisten wegzudenken.
    Ingrid Noll lebt heute zusammen mit ihrer 97jährigen Mutter und ihrem Ehemann in einem alten Fachwerkhäuschen bei Heidelberg.
    Ingrid Noll
    Falsche Zungen
    Gesammelte Geschichten
    Diogenes
    Umschlagillustration:
    Joseph Granie, >Marguerite Moreno<, 1899 Nachweis am Schluß des Bandes
    Für Julia
    Alle Rechte vorbehalten Copyright © 2004 Diogenes Verlag AG Zürich www.diogenes.ch ISBN 3 257 06463 2
    Inhalt
    Nachweis
    229
    Mütter mit Macken
    Falsche Zungen
    Zu seinem zehnten Geburtstag bekam Holger ein Tagebuch geschenkt, und ein paar Wochen lang schrieb mein Sohn wie ein artiges Mädchen seine kindlichen Erlebnisse auf.
    Es war absehbar, daß er bald die Lust daran verlor. Erst drei Jahre später tauchte das Buch wieder auf, zufällig entdeckte ich es unter Holgers Schlafanzügen. Seine ersten sexuellen Selbsterfahrungen haben mich eher belustigt als beunruhigt, denn Holger bemühte sich, sie auf englisch zu formulieren. Zu faul, um ein Lexikon zu benutzen, übertrug er umgangssprachliche Ausdrücke wortwörtlich in die fremde Sprache. Welche Mutter hätte sich über diese unfreiwillige Komik nicht ebenso amüsiert wie ich!
    Aber auch mit den englischen Dokumentarberichten hatte es bald ein Ende. Das Tagebuch ruhte eine Weile, bis es Holger mit etwa fünfzehn Jahren erneut zur Hand nahm. Inzwischen hatte ich längst herausgefunden, daß er sein Diarium in einer verschlossenen Schublade aufbewahrte. Der Schlüssel hing jedoch - welch unbewußte Symbolik! - unter einem gerahmten Foto direkt über seinem Schreibtisch. Abgelichtet bin darauf ich mit meinem winzigen, noch gar nicht fetten Söhnchen auf dem Arm. Es hat mich immer gerührt, daß Holger ausgerechnet dieses Foto ausgesucht hat, denn eigentlich hätte man ein Pin-up-Girl oder die Abbildung eines Rennwagens erwarten können. Erst sehr viel später wurde mir klar, daß er das plumpe Arrangement extra für mich installiert hatte.
    Was er aufschrieb, war oft langweilig, gelegentlich aber auch zu Herzen gehend. Wenn ich nur wüßte, ob ich schwul bin? vertraute
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