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0126 - Al Capone Nummer Zwei

0126 - Al Capone Nummer Zwei

Titel: 0126 - Al Capone Nummer Zwei
Autoren: Al Capone Nummer Zwei (1 of 2)
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Er hieß nicht Capone. Er hieß nicht einmal mit Vornamen Al. Und doch sagten seine Freunde »Al« zu ihm, und die Menschen, die ihn fürchteten, nannten ihn unterwürfig »Mr. Capone«. Später, als er schon groß und gefürchtet war, kam das Gerücht auf, er sei ein Sohn des ehemaligen Al Capone. Er widersprach diesem Gerücht nicht, sondern er lächelte geschmeichelt. Dabei war das Gerede blanker Unsinn. Er war mit Capone nicht enger verwandt, als mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. Aber der Name und das Gerücht hafteten an ihm seit mehr als dreißig Jahren, und er tat alles, um sich den Namen zu verdienen, oder - wie er es nannte - sich ihm würdig zu zeigen.
    Geboren wurde er in der Straße des Schlachthofviertels von Chicago. Der widerlich süße Gestank des Tierblutes, der atembeklemmende Geruch vom Sengen der Kadaver drangen mit dem ersten Atemzug auf ihn ein, und sie begleiteten ihn durch seine ganze Kindheit.
    Als Al sechs Jahre alt war, kam der Vater an einem Abend nicht nach Hause. In der Halle, in der er arbeitete, war eine jener Schlägereien ausgebrochen, die zu jener Zeit nicht selten in den Schlachthöfen tobten. Männer, deren Beruf es war, Hunderte von Tieren täglich zu töten, wurden wild von dem vielen Blut, und sie verloren die Achtung vor dem Lebendigen.
    Der Vater wurde mit einem Schlächtermesser getötet, wie sie zum Aufschlitzen der Rinder benutzt werden, und der Mann, der ihn tötete, ein Mann, der wenige Minuten vorher noch friedlich neben ihm gearbeitet hatte, wandte die gewohnte Technik an.
    Die Mutter, eine Frau, die kaum die Landessprache beherrschte, kehrte zehn Jahre später in ihr heimatliches süditalienisches Dorf zurück. Zu diesem Zeitpunkt saß Al, kaum sechzehnjährig, seine erste Jugendstrafe ab.
    Niemand weiß heute, wer dem jugendlichen Verbrecher in Chicagos stinkenden Straßen den Namen des großen Vorbildes als Spitznamen gegeben hat. Vielleicht war die Narbe in seinem Gesicht daran schuld, die er sich geholt hatte, als er sich die Führung einer Jungen-Bande erkämpfte; eine Narbe, wie sie auch Capone im Gesicht trug.
    Mit achtzehn Jahren wurde Al aus dem Jugendgefängnis entlassen. Er arbeitete für mehrere Gangsterführer, aber es handelte sich um lächerliche Jobs, und sie wurden entsprechend lächerlich bezahlt.
    Erst dreizehn Jahre später tauchte er wieder als Mitglied der Consten-Bande in Chicago auf. Als Mann von sechsunddreißig Jahren tat er schmutzige Arbeit für Leo Consten, der eine Rackett-Bande befehligte und seinen Cadillac, seine Freundin und seine Wettleidenschaft mit dem Schutzgeldern einer Reihe von Ladengeschäften finanzierte. Al trieb für ihn die Gelder bei säumigen Schuldnern ein. Wieder wurde er von den anderen Mitgliedern Capone genannt, aber es geschah nur seiner Narbe wegen und in spöttischem Ton.
    Doch sechs Jahre später war er der größte Gangsterboß, den Chicago seit der Verhaftung des echten Al Capone je erlebt hatte.
    ***
    Ich mag Chicago nicht. Die Stadt mischt Schönes mit Hässlichem, Parks mit Slumstraßen, den Reichtum der Besitzer der Fleischpackereien mit dem immer noch vorhandenen Elend der Straßen rund um die Stätten, an denen diese Männer ihre Millionen verdienen.
    Aber Dienst ist Dienst, und wenn die Zentrale in Washington mich irgendwo hinschickt, dann werde ich hingehen, selbst wenn es der Nordpol sein sollte.
    Als ich auf dem Flughafen aus der Maschine kletterte, war ich, ein einzelner Mann in einem normalen Anzug, mit einem kleinen Koffer in der Hand, so etwas wie die strategische Einsatzreserve, die eine hitzige Schlacht entscheiden sollte. Niemand erwartete mich. Ich war bei dem FBI-Hauptquartier in Chicago zwar angemeldet worden, und ich konnte Verbindung zu den Kollegen aufnehmen, wenn ich es für richtig hielt, aber ich durfte auch auf eigene Faust operieren.
    Ich ging durch die Sperre und gab meinen Flugschein ab. Den Rückflug hatte ich zur Vorsicht nicht gebucht. Ich wusste, die Sache hier konnte lange dauern.
    Vor dem Ausgang standen nur drei Taxis, aber ich erwischte eines davon.
    »Harrigan Street 398!«, befahl ich. »Hotel Undertree!«
    Der Mann am Steuer fuhr los. Ich ließ mich in die Polster sinken und achtete nicht sehr auf die Umgebung, obwohl ich Chicago ganz gut kenne.
    Als das Taxi stoppte, wurde die Tür aufgerissen. Ich dachte, es geschähe durch den eifrigen und trinkgeldsüchtigen Hotelportier.
    Ich stieg aus, das Köfferchen in der Hand.
    Dann kam der Augenblick des großen
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