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Stonehenge

Stonehenge

Titel: Stonehenge
Autoren: Barbara Wegener
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werden. Aber sie mussten schnell sein. Denn auch ihre Feinde wussten um ihre Geburt.

Ortburg – Die Zwillinge
    „Die Biester sind endlich draußen?" Gunnar, der Burgherr, sah den Verweser mit seinen tückischen kleinen Augen an.
    „Das Gitter ist wieder funktionstüchtig. Die Dendraks haben kurz nach Einbruch der Dämmerung ihre Stallungen verlassen", berichtete Falk und neigte demütig seinen Kopf. „Wie Ihr beschlossen habt, sind die Zwillinge in die Burg gebracht worden. Ich habe ihnen ein Quartier auf dieser Etage zugewiesen. Gestattet mir die Frage, warum sie bereits jetzt hier wohnen dürfen? Sie sind doch erst fünf Jahre alt."
    „In der Tat. Sie sind noch sehr jung. Aber sie sind stark. Ich werde mich persönlich um ihre Erziehung und Ausbildung kümmern. Geh jetzt. Ich habe noch zu arbeiten."
    Gunnar blickte dem Verweser hinterher und wartete, bis dieser die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Dann nahm er den Bericht des Sehers erneut aus seiner Robe. Nachdenklich las er abermals den Text, der in groben Lettern, passend zum grob geschöpften Papier, geschrieben war.
    Er musste etwas unternehmen. Ein Kind, ein Mädchen mit starken weißmagischen Fähigkeiten sollte geboren werden. Und dieses Kind würde die Magie aus der Welt verbannen. Es würde dann wieder möglich sein, Technik zu entwickeln.
    Das bedeutete, dass er nichts weiter sein würde, als ein normaler Mensch. Und diese Bauern, diese minderwertigen Kreaturen, könnten sich über ihn erheben. Das durfte er nicht zulassen.
    Er war der Mächtigste der Grauen. Er musste dieses Balg ausfindig machen und vernichten. Niemand raubte Gunnar dem Großen seine Macht. Schon gar nicht eine Weißmagierin.
    Gunnar strich energisch eine widerspenstige Falte seiner langen, weiten Robe glatt und trat aus dem Zimmer. Fackeln beleuchteten den fensterlosen, aus großen, grob behauenen Steinen bestehenden, Gang.
    Er würde sofort mit der Ausbildung der beiden Knaben beginnen. Zunächst würde er ihnen erklären, dass die Grauen die Krone der Schöpfung waren. Der Beweis war die jahrhundertelange Herrschaft. Schon vom ersten Tag der Umwandlung hatte es sich gezeigt, dass sie die wahre Kraft besaßen. Niemand konnte sich ihnen entgegenstellen. Graue waren stark und rücksichtslos genug, die Macht an sich zu reißen und seither nicht aufzugeben. Und so würde es bleiben.
    Er öffnete die Tür zum Quartier der Kinder, ohne anzuklopfen.
    Da standen sie vor ihm. Sie trugen bereits die Kleidung der Novizen. Er spürte ihre enormen Kräfte, die sie besaßen. Großes war von ihnen zu erwarten. Das war sicher.
    Erwartungsvoll und stolz sahen sie mit ihren eisblauen Augen zu ihm empor.

Maria
    Heute Morgen war Wulf in dieses Dorf gekommen und hatte beim Wirt der Dorfschänke um eine Unterkunft und Verpflegung gebeten. Er war freundlich aufgenommen worden, als er erwähnte, dass er lesen könne und auch ein Buch bei sich trage, aus dem er den Gästen zur Unterhaltung vorlesen wolle. Bei seinem ersten Spaziergang durch das Dorf überprüfte er mit seinen feinen Sinnen die einheimischen Frauen. Fast hatte er die Hoffnung aufgegeben, hier die Auserwählte zu finden und damit gerechnet, schnell weiterziehen zu müssen, als er am frühen Nachmittag der Frau des Wirtes begegnete. Sofort spürte er die ungewöhnliche, magische Strahlung, die sie umgab. Und diese Frau war augenscheinlich guter Hoffnung. Im Laufe des Abends, als er den Gästen aus dem alten Buch vorlas, hatte er die Frau immer wieder beobachtet. Es war eindeutig nicht sie, die diese Aura verströmte. Es war das Kind. Er war sich sicher, fündig geworden zu sein. Wulf beschloss, in den nächsten Tagen mit der Wirtin ins Gespräch zu kommen.
    Vor der Gaststube war das Stapfen großer, schwerer Füße zu hören. Scharfe Klauen kratzten über die fest geschlossenen Läden. Die Dendraks waren unterwegs. Fest in seinen schweren Umhang gehüllt, sank Wulf in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
     
    Wulf erwachte vom leisen Klappern, das aus einem der hinteren Räume zu ihm drang. Er überprüfte mit einem Blick schnell seine Habseligkeiten. Alles lag da, wo er es am Abend zuvor deponiert hatte.
    Er erhob sich, legte seinen Leinensack, in den er vorsichtig sein Buch schob, auf eine der Bänke und ging mit dem Strohballen in Richtung Küche. An der Tür blieb er stehen und beobachtete die Wirtin, die gerade dabei war, das Frühstück zu bereiten. Der Haferbrei kochte munter auf dem Herd, auf dem großen Eichentisch standen
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