Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stonehenge

Stonehenge

Titel: Stonehenge
Autoren: Barbara Wegener
Vom Netzwerk:
warf er das Handy gegen die Fensterscheibe, die zwar nicht zerbarst, aber doch bedenklich bebte.
    „Ich will, dass die verdammte Lampe angeht. Ich will Licht", schrie er aufgebracht. Katrin wünschte sich, unsichtbar zu sein. Wenn Kogge einen seiner cholerischen Anfälle bekam, sollte man sich tunlichst nicht in seiner Nähe aufhalten.
    Ihr Entsetzen wurde noch größer, als sie feststellte, dass Kogge plötzlich von innen heraus zu leuchten begann. Seine gesamte Gestalt hob sich erst leicht vom dunklen Hintergrund ab, leuchtete immer stärker und einzelne Flammen züngelten an seinem Körper empor.
    „Diese Kraft! Das ist unglaublich! Es fühlt sich an, als ob ich alles tun könnte.“ Er blickte auf seine immer stärker glühende Gestalt herab. Augenblicke später bestand er nur noch aus Flammen.
    Katrin schwanden die Sinne.
    Als sie wieder erwachte, fand sie sich alleine im immer noch dunklen Büro vor. Von Kogge fehlte jede Spur. Im Büro war es eiskalt. Als sie sich umblickte, bemerkte sie ein mannshohes Loch in der verrußten Fensterscheibe. Katrin blickte nach draußen. Der Chef wird doch nicht ... Aber das war doch unmöglich. Das Büro befand sich in der zweiunddreißigsten Etage. Ein greller Lichtschein in der Ferne ließ sie dann aber erschauern. Eine hell leuchtende, brennende Gestalt flog auf die Randbezirke der Stadt zu und warf Flammenblitze auf Häuser und Autos, die augenblicklich explodierten.
    *
    „Diese Ereignisse, welche sich in jener schicksalhaften und die Welt für alle Zeiten verändernden Nacht zugetragen haben, habe ich notiert, damit die Nachwelt erfährt, was damals wirklich geschah und dass die Welt früher anders ausgesehen hat! - Wolfgang Ullmann.“ So beendete Wulf seine Vorlesung und schloss behutsam das Buch, damit die brüchigen, vergilbten Seiten keinen Schaden nahmen.
    „Was ist damals eigentlich geschehen? Warum haben sich einige Leute verwandelt und andere nicht?“, fragte ein kleiner, dicker Mann, der Wulf am nächsten saß.
    „Das kann ich nur vermuten“, antwortete Wulf. „Die Menschen lebten früher auf eine andere Art. Sie hatten Maschinen, die ihnen Arbeit abnahmen. Von einem Augenblick auf den nächsten funktionierten sie nicht mehr. Aber einige Menschen verwandelten sich. Ich denke, dass bestimmte Eigenschaften bei ihnen dafür den Ausschlag gaben. Die, die schlecht waren, wurden Schwarzmagier und nannten sich dann „die Grauen“, die, die gut waren, wurden zu Weißmagiern, den „Weißen“. Und die, die besonders verdorben und brutal waren, wurden zu blutrünstigen Monstern, den „Dendraks“.“
    „Nun wird es aber wirklich Zeit für euch zu gehen", forderte der Wirt seine Gäste auf. Seine massige Gestalt erhob sich und schlurfte zur Tür. „Gleich ist Sperrstunde und Ihr wollt doch nicht den Dendraks in die Hände fallen."
    Schnell leerte sich die Gaststube.
    „Alter, du kannst dein Lager hier vor dem Kamin aufschlagen. Maria, hilf mir die Läden zu schließen", rief er in Richtung Küche und eine junge Frau mit langen, braunen Haaren und sichtbar gewölbtem Bauch betrat den Raum und begann zusammen mit ihm die schweren Holzläden vor Fenster und Türen zu schieben.
    Wulf versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er mehr als ein normaler Gast um die junge Frau und ihr ungeborenes Kind besorgt war. Tatkräftig half er beim Schließen der Läden und nahm der Frau dabei den größten Teil der Last ab.
    Dankbar lächelte sie.
    „Wie lange wirst du bleiben? Es ist selten, dass jemand in unser Dorf kommt, der lesen kann. Meine Gäste sind begeistert. So voll wie heute war die Gaststube schon lange nicht mehr." Der Wirt sah Wulf mit seinen großen, fragenden Blicken an. Alles an diesem Mann war überdimensional groß. Er überragte Wulf um mindestens einen Meter. Seine Frau wirkte neben ihm wie eine Zwergin.
    „Nun, ein paar Tage kann ich wohl noch bleiben, wenn das Angebot über freie Kost und Logis weiter bestehen bleibt. Mich erwartet niemand."
    Nun, so ganz richtig war diese Aussage nicht. Er wurde erwartet. Sehnlichst erwartet. Aber zuvor hatte er noch eine Aufgabe zu erfüllen.
    „Natürlich steht das Angebot noch." Die Mundwinkel des Wirtes hoben sich zu einem erfreuten Lächeln. „Jede Abwechslung ist hier gerne gesehen. Nun leg dich hin und bleib ruhig. Wir wollen die Dendraks nicht auf uns aufmerksam machen. Komm, Maria." Gemeinsam mit seiner Frau verließ er die Gaststube und begab sich in die hinteren Räumlichkeiten des Hauses.
    Im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher