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Stonehenge

Stonehenge

Titel: Stonehenge
Autoren: Barbara Wegener
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Schein des fast gänzlich heruntergebrannten Feuers im Kamin bereitete Wulf sein Nachtlager. Die Wirtin hatte ihm einen Strohballen neben sein Bündel gelegt und er wollte ihn als Kopfkissen benutzen.
    Vorsichtig legte er das alte Buch unter das provisorische Kissen. Er hütete es, wie einen Schatz. Sein Buch. Die Geschichten, die er vor fast eintausend Jahren zusammengetragen hatte. Er, Wolfgang Uhlmann. Er hatte seinen Namen geändert, als seine Frau Doreen bei einem Dendrakangriff ums Leben gekommen war. Als seine Seele vor Trauer zerbrach. Vor fast eintausend Jahren. Wolfgang Uhlmann, der Journalist, der glückliche werdende Vater, der liebende und geliebte Ehemann, existierte nicht mehr.
    Tränen rannen über sein verwittertes Gesicht, als er sich an ihre Flucht vor so langer Zeit erinnerte. Es war bereits so viel Zeit vergangen, trotzdem war die Leere, die der Verlust Doreens in ihm hinterlassen hatte, immer noch vorhanden.
    *
    Sie waren auf dem Weg ins Gebirge gewesen. Man hatte ihnen erzählt, dass dort eine Zufluchtsstätte von Menschen mit weißmagischen Fähigkeiten zu finden sei, die auch normalen Menschen, die sich an sie wandten, Unterschlupf bieten würden. Einige Monate zuvor war von den herrschenden Schwarzmagiern, sie hatten sich den Titel „die Grauen“ gegeben, das Edikt herausgegeben worden, dass sich jede schwangere Frau kurz vor der Entbindung in den Palästen der Magier einzufinden habe, um dort ihr Kind zu gebären.
    Bereits kurze Zeit später kursierten Gerüchte, dass die Kinder direkt nach ihrer Geburt daraufhin überprüft würden, ob sie über magische Kräfte verfügen.
    Kinder ohne magische Fähigkeiten könnten mit ihren Müttern nach Hause gehen. Kinder mit schwarzmagischen Fähigkeiten würden von den Schwarzmagiern in speziellen Heimen aufgezogen. Kinder mit weißmagischen Fähigkeiten würden direkt nach der Geburt getötet.
    Doreen war hochschwanger und hatte Angst davor, dass man ihr das Kind nehmen würde.
    So machten sie sich also auf den gefährlichen Weg in den Süden, in der Hoffnung, dass die Geschichten über eine sichere Zuflucht wahr wären.
    *
    Sie kamen in der Nacht, als er mit Doreen in der Nähe eines kleinen Baches rastete.
    Eine Patrouille von zwölf Dendraks, die von ihren Herren, den Grauen, ausgeschickt worden waren, Flüchtlinge aufzugreifen und zur Überprüfung der Fähigkeiten in einen der Paläste zu bringen.
    Sie hatten bis zur Erschöpfung gekämpft, aber die Übermacht war zu groß. Wulf musste mit ansehen, wie seine Frau von zwei Monstern förmlich zerrissen wurde. Seine Wut steigerte sich ins Unermessliche. Und plötzlich war ihm, als wenn eine Mauer in seinem Innern einstürzen würde und eine Kraft durchströmte ihn, die so fremd, so erschreckend, aber gleichzeitig auch willkommen war.
    Die Monster, die nichts ahnend auf ihn einschlugen, wurden von seiner neuen Kraft mit solcher Gewalt gegen die umstehenden Bäume geschleudert, dass sie tot liegen blieben.
    Wulf stürmte auf seine tote Frau zu, nahm sie in seine Arme und ein Strom Tränen, der nicht versiegen wollte, fiel aus seinen Augen auf ihren geschundenen Körper.
    Stundenlang saß er nur da, verfluchte das Schicksal und wiegte Doreen in seinen Armen.
    Als die Sonne aufging und ihre wärmenden Strahlen tröstend auf ihn legte, begrub er Doreen und ihr ungeborenes Kind. Einsam und allein zog er nun in Richtung Süden. Er spürte, dass die Kraft in ihm immer weiter wuchs. Wulf spürte auch, dass es andere wie ihn gab und dass er auf dem richtigen Weg war. Er würde sich den Weißmagiern anschließen und gegen die Tyrannen und ihre Bestien kämpfen.
    *
    Noch immer schwammen Tränen in Wulfs Augen, als er an den Tod seiner geliebten Frau dachte. Nach all den Jahrhunderten hatte er nicht aufgehört, sie zu lieben.
    Viel war seither geschehen. Viele Rückschläge hatten er und die anderen Weißmagier seither hinnehmen müssen. Viele waren getötet worden. Aber nun würde die Eine geboren werden, die dem Schrecke111n ein Ende bereiten sollte. Einer der Weißmagier, der mit der Gabe des Zweiten Gesichts gesegnet war, hatte ihre Geburt vorhergesehen.
    Er war, wie elf andere, welche die Fähigkeit besaßen Magie zu erspüren, ausgeschickt worden, nach der ungeborenen Einen und ihrer Mutter zu suchen. Sie mussten sie finden, bevor sie in die Fänge der Unterdrücker fiel. Sie musste zum geschützten Unterschlupf im Gebirge gebracht werden, dort aufwachsen und auf ihre wichtige Aufgabe vorbereitet
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