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Stonehenge

Stonehenge

Titel: Stonehenge
Autoren: Barbara Wegener
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eines der ersten Dendraks!“
    Wulf nickte ihm müde zu. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, wenn er an die blutrünstigen Bestien dachte, die kurz nach der Sperrstunde die Straßen und Wege für die Grauen patrouillierten. Noch eine Geschichte hatte er aus dem alten Buch vorzulesen, dann war sein Vertrag mit dem Wirt erfüllt und die Rechnung für seine Unterkunft und Verpflegung beglichen. Er musste sich beeilen, damit die Gäste rechtzeitig ihre Unterkünfte erreichten.
    Wulf blätterte erneut vorsichtig eine Seite weiter.
    *
    Katrin Meyer nahm das letzte Blatt aus dem Kopierer, kontrollierte noch einmal, ob der Schriftsatz richtig sortiert war, und ging zurück zu ihrem Schreibtisch. Ihr Blick fiel auf ihre Armbanduhr. Halb zwei in der Frühe. Und der Arbeitstag war noch nicht zu Ende. Seufzend legte sie den Schriftsatz, nebst der soeben gefertigten Kopien in die Unterschriftenmappe und hakte die Arbeit auf ihrer To-do-Liste ab. Sie hoffte, dass ihr Chef, der große Staranwalt Florian Kogge, nicht noch weitere Veränderungen vornehmen würde. Aber ihr war klar, dass es reines Wunschdenken war. Bisher war ihm immer noch das Eine oder Andere eingefallen, was ergänzt oder verändert werden musste.
    Sie stand auf, nahm die Unterschriftenmappe, richtete ihr schwarzes Kostüm und verließ das Büro. Ein dichter Teppichflor verschluckte die Geräusche ihrer Schritte vollständig.
    Vor der Bürotür ihres Arbeitgebers atmete sie noch einmal tief durch, bevor sie anklopfte. Kogge hasste es, gestört zu werden. In Gedanken machte sie sich bereits auf einen seiner Wutanfälle gefasst.
    „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Kogge war wie immer gereizt.
    Katrin öffnete die Tür und betrat das gewaltige Büro.
    „Der Schriftsatz in der Strafsache Meingau. Sie wollten ihn sofort sehen, wenn er fertig geschrieben ist“, antwortete sie eingeschüchtert. Sie arbeitete jetzt schon seit zwölf Jahren für Kogge, hatte sich aber an seine rücksichtslose und manchmal auch brutale Art nicht gewöhnen können.
    „Geben Sie her.“ Kogge legte das Diktiergerät, in das er bis vor wenigen Augenblicken gesprochen hatte, vor sich auf den Schreibtisch und winkte sie ungeduldig zu sich.
    Langsam blätterte er die zwanzig Seiten durch. Katrin wartete geduldig. Das hatte sie in all den Jahren gelernt – Geduld zu haben.
    Kogge setzte gerade dazu an, ihr die erwartete Änderung zu diktieren, als es unvermittelt stockdunkel wurde.
    Sowohl die Deckenstrahler, die in die weiße Vertäfelung eingelassen waren, als auch die elegante, chromfarbene Schreibtischlampe versagten ihren Dienst.
    „Das darf doch nicht wahr sein“, polterte Kogge und versuchte mehrmals die Schreibtischlampe wieder in Gang zu bekommen. „Meyer, sehen Sie mal nach, was da los ist.“
    Katrins Augen hatten sich schnell an das Dämmerlicht im Zimmer gewöhnt. Das Licht des Vollmondes sorgte dafür, dass sie genug sehen konnte, um, ohne gegen Büromöbel oder die von Kogge so heiß geliebte und von ihm mitten im Raum platzierte Skulptur zu stoßen, relativ rasch den Lichtschalter neben der Tür zu erreichen. Nichts.
    „Ich werde es von meinem Büro aus versuchen", schlug Katrin vor. „Vielleicht kann ich von dort aus den Hausmeister erreichen."
    „Na Los! Machen Sie schon. Worauf warten Sie noch? Glauben Sie, ich habe Lust die ganze Nacht im Dunkeln zu sitzen? Ich habe zu arbeiten!"
    Auch im Flur brannte kein Licht. Katrin tastete sich zu ihrer Bürotür. Weder Licht noch Telefon funktionierten. Selbst ihr Handy verweigerte den Dienst. Verwirrt schaute sie aus dem Fenster. In der ganzen Stadt war kein einziger Lichtschimmer zu sehen. Selbst die Straßen, auf denen um diese Zeit immer dichter Verkehr herrschte, lagen in völliger Dunkelheit.
    Ein Geräusch ließ sie herumfahren.
    „Was ist denn nun? Ich bezahle Sie doch nicht fürs Nichtstun."
    „Herr Kogge. Es tut mir Leid, aber weder das Telefon noch mein Handy funktionieren. Sehen Sie selbst. In der gesamten Stadt scheint der Strom ausgefallen zu sein."
    „Erzählen Sie keinen Unsinn. Der Akku des Handys hat nichts mit der Stromversorgung zu tun. Geben Sie mal her. Sie sind wohl einfach nur zu blöd, um zu telefonieren."
    Katrin reichte ihm ihr Handy und verfolgte mit gemischten Gefühlen die Versuche ihres Chefs dieses in Gang zu bringen.
    Trotz des dürftigen Lichts konnte sie erkennen, dass sich sein Gesicht immer dunkler färbte, als auch er keinen Erfolg hatte.
    Mit einem wütenden Aufschrei
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