Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stonehenge

Stonehenge

Titel: Stonehenge
Autoren: Barbara Wegener
Vom Netzwerk:
hin. Und Maria ...", er schluckte und blickte an Wulf vorbei ins Leere. „Ich glaube nicht, dass sie einen weiteren Schicksalsschlag überstehen wird."
    Wulf schwieg zunächst. Er prüfte den Mann vor ihm mit seinen feinen Sinnen nach Spuren von Hinterhältigkeit und Lüge. Aber er konnte nichts dergleichen finden. Paul war ein rechtschaffener, aufrichtiger Mann.
    „Wir sollten uns heute Abend unterhalten, sobald die Gäste gegangen sind und wir nicht belauscht werden können. Ich denke, dass ich euch helfen kann." Wulf setzte alles auf eine Karte. Aber er war sich absolut sicher, dass der Wirt nicht mit den Dunklen im Bunde war.
    Der Tag verlief ruhig. Wulf hatte in seinem langen Leben gelernt, geduldig zu sein. Die Wirtsleute allerdings waren den ganzen Tag über sehr nervös. Immer wieder blickten sie zu ihm herüber, wagten aber nicht ihn anzusprechen, da sie Angst hatten, belauscht zu werden.
    Am Abend las Wulf wieder aus dem alten Buch vor. Die anwesenden Gäste lauschten andächtig seinen Worten. Für sie war es sehr spannend von der Zeit der Verwandlung zu hören.
    Nachdem der letzte Gast gegangen war, half Wulf den Wirtsleuten, die Fenster und Türen mit den schweren Holzläden zu verbarrikadieren. Dann gingen sie in die Küche und setzten sich an den großen Eichentisch. Die beiden sahen Wulf gleichzeitig neugierig und ängstlich an.
    „Dein Mann hat mir von deinen Ängsten erzählt“, wandte sich Wulf zunächst an Maria. „Du fürchtest, dass du wieder ein weißmagisches Kind zur Welt bringst und dass die Grauen auch dieses Kind töten werden."
    Maria sackte bei seinen letzten Worten in sich zusammen. Mit Tränen in den Augen nickte sie. „Ja. Es war bis jetzt jedes Mal so. Es war so schrecklich …“ Ihr versagte die Stimme.
    Wulf nickte. „Das kann ich mir vorstellen. Nun, es gibt im Gebirge im Süden eine abgeschirmte Heimstatt der Weißmagier. Ich werde euch dorthin führen. Dort seid ihr in Sicherheit."
    „Es gibt wirklich lebende Weiße?", fragte Paul erstaunt. „Ich dachte, dass alle Kinder mit weißmagischen Fähigkeiten sofort nach der Geburt getötet werden."
    „Es gibt sie. Es sind nicht viele. Der Unterschlupf besteht schon seit dem Zeitpunkt der Verwandlung. Die Weißen sind dorthin geflüchtet, nachdem die Grauen begonnen hatten, sie zu verfolgen und zu töten. Der Weg dorthin ist gefährlich. Er dauert, selbst mit einem Ochsenkarren, viele Tage. Man muss sich nachts vor den Dendraks verstecken und tagsüber vor wilden Tieren und den Spitzeln der Grauen. Und man muss stets große Umwege um die Dörfer, Burgen und Todeszonen fahren. Es ist aber zu schaffen. Mir ist es selbst vor sehr langer Zeit gelungen, das Gebirge und die Weißmagier zu erreichen. Ich werde euch helfen."
    „Du bist dort gewesen? Dann bist du selbst …"
    Wulf nickte. „Ja, ich bin selbst einer von ihnen."
    „Du sagtest gerade, dass du selbst zu ihnen gegangen bist. Wie hat deine Mutter es geschafft, dass du nicht bei der Geburt getötet wurdest? Wie konnte sie deine Magie verbergen?" Maria sprach sehr schnell, so aufgeregt war sie. In ihr keimte eine Hoffnung auf. Eine Hoffnung für sich und ihr ungeborenes Kind.
    Wulf hatte den gesamten Abend darüber nachgedacht, wie er es den beiden erklären sollte. Sie würden vermutlich einen Schock bekommen.
    „Meine Mutter musste meine Magie nicht verbergen. Bei meiner Geburt hatte ich noch keine magischen Kräfte. Die habe ich erst in der Zeit der Umwandlung bekommen."
    Paul erstarrte. Dann schüttelte er den Kopf.
    „Das ist nicht möglich. Die Umwandlung fand vor fast eintausend Jahren statt. Das würde bedeuten …", er sprach nicht weiter. Seine Augen waren ungläubig auf Wulf gerichtet.
    „Ja. Das bedeutet, dass ich über eintausend Jahre alt bin. Um genau zu sein, ich habe vor zwei Monaten meinen eintausendzweiundzwanzigsten Geburtstag gefeiert.“ Wulf lies diese Information ein paar Augenblicke wirken, bevor er weitersprach: „Das Buch, aus dem ich euren Gästen vorgelesen habe, ist von mir selbst vor fast eintausend Jahren geschrieben worden. Ich habe Max Bauer, der plötzlich übermenschliche Kräfte besaß, selbst kennen gelernt. Die übrigen Geschichten habe ich aufgrund von Zeugenaussagen notiert.“
    „Aber, wie ist das möglich? Bist du durch die Magie unsterblich geworden?“ Fast ehrfurchtsvoll sahen sie ihn an.
    „Nein, nicht unsterblich. Der Alterungsprozess ist bei mir extrem verlangsamt. Genau wie der Verfall einiger der alten Städte. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher