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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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dem Treppenabsatz und gönnten sich eine kurze Rast. Seth spürte, wie die Kraft in seine Gliedmaßen zurückkehrte, und auch sein Kopfschmerz schien etwas nachgelassen zu haben. Er konnte wieder denken.
    »Warum bist du gekommen, um mich zu holen?«, fragte er sie schließlich.
    »Was meinst du?« Sie sah ihn fragend an.
    »Du hast dein Leben riskiert, um mich zu retten. Warum?«
    Sie wandte den Blick ab, die Frage schien ihr unangenehm zu sein. »Du hättest dasselbe auch für mich getan, oder nicht?«
    »Und ich weiß, warum ich es getan hätte. Aber ich frage dich, warum du es getan hast.«
    »Und warum hättest du es getan?«, gab sie herausfordernd zurück.
    Eine Zeitlang verharrten sie in dieser Pattsituation, bis Seth schließlich den Blick abwenden musste.
    »Okay. Dann sag einfach, dass du nicht darüber reden willst«, sagte er und setzte sich erneut in Bewegung.
    »Ein einfaches Danke hätte auch gereicht«, knurrte sie.
    »Hätte es nicht, und das weißt du ganz genau«, sagte er und warf ihr über die Schulter hinweg einen finsteren Blick zu. Ihr Mund wurde schmal, und zwei steile Falten erschienen zwischen ihren Augenbrauen.
    »Weißt du was?«, sagte sie, stapfte die Stufen hinter ihm empor und keuchte bei jedem Wort. »Dieses ganze asoziale Getue, das du abziehst … es nervt einfach nur noch.«
    »Für dich scheint es immer noch gut genug zu sein.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Du weißt genau, was ich meine«, keuchte er außer Atem. »Du magst nur nicht, dass ich es angesprochen habe.«
    »Das stimmt. Ich mag es nicht«, sagte sie, und ihre Stimme klang wie die einer verzogenen, hochmütigen Göre. »Du bist arrogant, und du hörst nicht zu, und du bringst Leute dazu, dass sie dich einsperren und den Schlüssel fortwerfen wollen!«
    Er wirbelte zu ihr herum. »Was genau stellst du dir vor? Dass deine Aufgabe die der Schönen ist, die das Biest zähmt? Ich hab es nicht so mit Märchen.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie und musterte ihn von oben bis unten, die Arme vor der Brust verschränkt »Und ich hab es auch nicht so damit, Straffällige zu rehabilitieren.«
    »Ach komm schon, jetzt tu nicht so, als hättest du niemals die Grenze zur dunklen Seite übertreten«, sagte er. »Ich hab dich verdammt noch mal sogar dabei gesehen.«
    Er sah zu, wie sie in sich zusammensank, innerlich verwelkte, und er wünschte, er könne das Gesagte zurücknehmen. Sie zog den Kopf zwischen die Schultern, als wollte sie nicht, dass er sie ansah. Alles, was ihm zu tun blieb, war, sich wieder umzudrehen und weiter die Stufen hinaufzugehen.
    Er hörte ihre Schritte hinter sich, aber selbst ihr Keuchen und Stapfen schien von seinen Worten gedämpft worden zu sein. Scheißkerl, nannte er sich selbst bei jeder weiteren Stufe, die er erklomm, Mistkerl, Drecksack, Hurensohn.
    Am letzten Schott angekommen, rannte Waverly vor zu dem Interkom und drückte den Knopf zur Kommandobrücke. »Sarek? Mach auf.«
    »Okay«, kam es zurück, und die Türen des Schotts glitten auf. Dieses Mal gab es keinen Unterschied im Luftdruck, keine Veränderung der Luftqualität.
    Als die Türen sich hinter ihnen schlossen, ging Waverly zum Interkom dahinter und rief erneut nach Sarek. »Wir treffen dich im Shuttle-Hangar, Sarek, okay?«
    Es kam keine Antwort.
    »Sarek?«, wiederholte Waverly.
    Als noch immer keine Antwort kam, wandte sie sich zu Seth um. »Er muss schon unterwegs dorthin sein.«
    »Ich wünschte, wir könnten zuerst zu den Wohnquartieren gehen und ein paar Dinge einsammeln«, sagte Seth wehmütig. Dort war ein Bild seiner Mutter, das er so gern gerettet hätte.
    »Ich weiß«, sagte Waverly, und der Zorn war aus ihrer Stimme gewichen.
    Sie sahen einander an.
    »Waverly«, begann er.
    Mit einer raschen Geste ihrer Hand schnitt sie ihm das Wort ab. »Nicht.«
    »Ich wollte bloß … Es tut mir leid.«
    »Ich sagte nicht «, schnarrte sie, doch ihre Augen wirkten reumütig. Schließlich seufzte sie. »Ich hätte auf dich hören sollen.«
    »Dieser Typ. Er war ein Kindermörder. Er hatte es verdient.«
    »Vielleicht«, sagte sie, aber ihr Blick war noch immer verstört. Weil sie ebenso wie er wusste, dass es nicht wirklich der Punkt war, ob er es verdient hatte oder nicht. »Ich habe mir selbst eingeredet, ich hätte es getan, um an Informationen zu gelangen, aber das war nicht der wirkliche Grund. Oder jedenfalls nicht der einzige.«
    »Warum hast du es dann getan?«
    Ihre Lippen bebten, und sie ließ den Kopf nach hinten sinken,
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