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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Autoren: Dick Philip K
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1
    Die automatische Weckvorrichtung der Stimmungsorgel neben seinem Bett weckte Rick Deckard mit einem fröhlichen kleinen Stromstoß. Überrascht – er war immer überrascht, wenn er sich so schlagartig wach fand – setzte er sich im Bett auf, stellte sich in seinem bunten Pyjama hin und streckte sich. Drüben in ihrem Bett schlug jetzt auch seine Frau Iran ihre grauen, lustlosen Augen auf, blinzelte und schloss sie seufzend wieder.
    Â»Du hast deine Penfield zu schwach eingestellt«, sagte er zu ihr. »Ich stelle sie dir neu ein, dann wachst du auf und …«
    Â»Lass die Finger von meiner Einstellung!«, fuhr sie ihn an. »Ich will gar nicht wach werden.«
    Er setzte sich auf ihre Bettkante, beugte sich über sie und erklärte sanft: »Wenn du die Spannung hoch genug einstellst, freust du dich, wach zu sein. Das ist das ganze Geheimnis. Bei Einstellung C überwindet sie, wie bei mir, die Schwelle, die das Bewusstsein aussperrt.« Er tätschelte freundlich ihre nackte, blasse Schulter, weil er sich gegenüber der ganzen Welt aufgeschlossen fühlte – sein Gerät war auf D eingestellt.
    Â»Fass mich nicht mit deinen groben Polizistenhänden an!«, sagte Iran.
    Â»Ich bin doch kein Polizist.« Er fühlte sich jetzt gereizt, obgleich er diese Stimmung nicht gewählt hatte.
    Â»Du bist noch schlimmer als ein Polizist«, sagte seine Frau mit immer noch geschlossenen Augen. »Du bist ein von den Bullen angeheuerter Mörder!«

    Â»Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein menschliches Wesen getötet.« Seine gereizte Stimmung breitete sich nun aus und wurde ausgesprochen feindselig.
    Â»Nur die armen Andys.«
    Â»Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass du keine Skrupel dabei empfindest, wenn du die dafür bezahlten Prämien für irgendwelche Dinge ausgibst, die dir im Augenblick gerade gefallen.« Er stand auf und trat ans Schaltpult seiner Stimmungsorgel. »Statt das Geld zu sparen, damit wir uns endlich ein richtiges Schaf kaufen könnten und nicht so einen elektrischen Schwindel, wie wir ihn oben auf dem Dach stehen haben. Bloß ein elektrisches Tier, das ist alles, was ich mir im Laufe all dieser Jahre hart verdient habe.« Vor dem Pult zögerte er und überlegte, ob er einen Thalamus-Hemmer wählen sollte, der seine wütende Stimmung ausgleichen würde, oder lieber ein Thalamus-Stimulans, das ihn genügend aufkratzen würde, um aus diesem Streit als Sieger hervorzugehen.
    Iran hatte die Augen geöffnet und beobachtete ihn. »Wenn du jetzt eine giftigere Laune wählst, dann wähle ich dasselbe. Ich wähle die höchste Einstellung, und du wirst einen Streit erleben, der alles Bisherige in den Schatten stellt.« Rasch stand sie auf, sprang ans Schaltpult ihrer eigenen Stimmungsorgel, blitzte ihn herausfordernd an und wartete.
    Ihre Drohung ernüchterte ihn. Seufzend sagte er: »Ich werde nur die für heute eingeplante Einstellung wählen.« Er sah nach, was für den 3. Januar 1992 auf seinem Plan stand: eine sachlich-nüchterne Haltung war vorgeschrieben. Bekümmert fragte er: »Wenn ich die Planeinstellung wähle, wirst du es dann auch tun?« Er wartete ab, schlau genug, sich nicht festzulegen, bevor seine Frau einwilligte, seinem Beispiel zu folgen.
    Â»Auf meinem Plan stehen für heute sechs Stunden selbstanklagende Depression«, sagte Iran.

    Â»Was? Warum hast du so etwas eingeplant?« Das widersprach vollkommen dem Zweck der Stimmungsorgel. Düster fügte er hinzu: »Ich habe gar nicht gewusst, dass man so etwas einstellen kann.«
    Iran erklärte: »Eines Nachmittags saß ich hier und hatte selbstverständlich die Sendung mit Buster Friendly und seinen freundlichen Freunden eingeschaltet. Er redete gerade von einer wichtigen Meldung, da wurde diese schreckliche Werbung eingeblendet, die ich so hasse. Du weißt schon, für Mountibanks Bleischutzteile. Ich schaltete deshalb für eine Minute den Ton aus. Da hörte ich das Haus, dieses Haus hier, ich hörte die …« Sie machte eine Handbewegung.
    Â»Die leeren Wohnungen«, sagte Rick. Manchmal hörte auch er sie, nachts, wenn er eigentlich schlafen sollte. Dabei rangierte ein intakt gebliebenes, zur Hälfte bewohntes Gebäude in diesen Zeiten in der Skala der Bevölkerungsdichte schon sehr weit oben; draußen in den Bezirken, die vor dem Krieg die Vororte darstellten,
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