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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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die Explosion im All lautlos vonstattengegangen war, musste sie auf der Empyrean ohrenbetäubend gewesen sein.
    »Ich will mein Tagebuch haben!« Das kleine Mädchen – eine Neunjährige namens Maysie Fisher, die während der Kämpfe zur Waise geworden war – wimmerte. »Die Bilder meines Vaters und meiner Mutter!«
    Mit bleichem Gesicht erschien Sarah an Waverlys Seite. »Spürst du das?«, fragte sie voller Furcht.
    »Was?«, gab Waverly zurück.
    »Den Lufthauch«, sagte Sarah. Sie wirkte abwesend, weit entfernt.
    Und sie hatte recht. Die Luft bewegte sich leicht, strich sanft über Waverlys Gesicht. Es gab keine Windturbinen im Shuttle-Hangar, und sie standen auch nicht in der Nähe eines Lüftungskanals. Wenn die Luft in Bewegung geriet, dann strömte sie aus der Empyrean heraus. Das Schiff starb.
    »O mein Gott«, sagte Waverly. »Ich muss los.«
    »Was?«, kreischte Sarah ihr hinterher, als sie bereits in Richtung Tür rannte. »Wo gehst du hin? Bist du wahnsinnig?«
    »Seth sitzt in der Falle!«, schrie sie über die Schulter und rannte weiter in Richtung des Luftstroms. »Wartet nicht auf mich!«
    »Das werde ich auch nicht!«, rief Sarah zurück. Sie klang zornig. »Idiotin!«
    Der Boden schwankte unter Waverlys Füßen, als sie auf die Fahrstühle zulief. Wieder und wieder donnerte sie auf den Rufknopf, aber die Fahrstühle schienen festzustecken und bewegten sich nicht. Vermutlich Teil irgendeines Sicherheitsprotokolls.
    Dann eben die Treppe.
    Sie rannte los, erreichte den Treppenschacht, nahm stets zwei Stufen auf einmal. Sie rannte schneller, als sie es je in ihrem Leben getan hatte, und ihr verletztes Bein schrie vor Schmerz. Sie ignorierte es. Seth saß in der Falle, er war ganz allein, und sie konnte ihn dort unten nicht einfach so verrecken lassen.
    Ihr Herz schien ihren Brustkorb sprengen zu wollen, und ihre Beine zitterten, obschon jeder einzelne Nerv in ihren Extremitäten bis aufs Äußerste gespannt war. Sie konnte nicht schnell genug atmen, um mit dem Trommeln ihrer Füße Schritt zu halten, aber sie gab nicht auf, bis sie das erste Schott erreichte. Zwei stählerne Türen hatten sich geschlossen und den Korridor vor ihr unpassierbar gemacht. Sie fand das Notfall-Interkom und drückte den Rufknopf. »Sarek?«
    »Was?«
    »Öffne das Sicherheitsschott auf Ebene zwölf.«
    »Nein.«
    »Nur für eine Sekunde, damit ich durchschlüpfen kann.«
    »Waverly, du bringst das gesamte Schiff in Gefahr.«
    »In Gefahr? Ist das dein Ernst? Das Schiff stirbt, Sarek. Es ist vorbei. Du hast die Explosionen nicht von außerhalb des Schiffs gesehen, aber ich habe es, und ich sage dir, dass es unmöglich ist, die Hülle zu reparieren. Alles, was uns bleibt, ist, so viele Leute wie möglich zu retten.«
    Sie hörte sein Seufzen, aber dann glitten die Metalltüren auf und gaben den Blick auf noch mehr Stufen frei, die weiter abwärts führten. Der Lufthauch war nun stärker, und in ihren Ohren knackte es, während ihr Körper versuchte, sich dem neuen Druck anzupassen, aber die Luft war noch immer atembar.
    Dieselbe Diskussion wie am ersten Schott führte sie mit Sarek noch fünfmal. Auf jeder Ebene, die sie erreichte, protestierte er erneut, und jedes Mal beschwor sie ihn so lange, bis er schließlich widerwillig das jeweilige Schott öffnete und sie passieren ließ. Jedes Mal schlossen sich die Türen hinter ihr mit einer eisigen Endgültigkeit, und sie verstand, was für ein Risiko sie eigentlich einging. Je tiefer sie in das Schiff vordrang, desto schwerer fiel es ihr zu atmen, desto mehr verschwamm ihre Sicht, desto benommener fühlte sie sich. Die Luft schien dünner zu werden, und es wurde zusehends kälter.
    Was, wenn er bereits … Sie erlaubte sich nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Stattdessen rannte sie noch schneller, auch wenn es ihr immer schwerer fiel, ihren Blick zu fokussieren. Kurz vor dem letzten Schott schließlich stolperte sie über ihre eigenen Füße, fiel und kullerte unkontrolliert einen halben Treppenabsatz hinunter, bis sie benommen vor dem Schott liegen blieb. Das Blut, das ihr die Stirn hinabrann, beunruhigte sie, und sie rappelte sich wieder auf und in eine sitzende Position. Eine klaffende Wunde an ihrem Knie von den scharfkantigen Metallstufen, und an ihrem Kopf ertastete sie einen Schnitt direkt unterhalb des Haaransatzes. Mit zitternden Händen betastete sie ihren Rumpf, die Wirbelsäule, die Gliedmaßen. Nichts war gebrochen.
    Es kostete sie eine halbe Ewigkeit, auf
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