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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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New Horizon geschehen war, hatte sie niedergedrückt, ihr das Rückgrat gebrochen, das Licht in ihren Augen zum Erlöschen gebracht. Wenn er sie noch einmal wiedersehen könnte, würde er nichts von ihr erwarten. Er wollte nichts. Alles, was er wollte, war, ihr zu helfen – ihr ein Freund zu sein.
    Seth rollte seinen Körper zu einem Ball zusammen. Er fühlte sich schwer und lethargisch. Das Geräusch, das ihn geweckt hatte, musste eine Veränderung in der Aktivität der Maschinen gewesen sein, eine weitere Erhöhung der Beschleunigung des Schiffs in dem vergeblichen Versuch, zu der New Horizon aufzuschließen, wo ihre Eltern als Geiseln festgehalten wurden. Es würde niemals funktionieren. Seth wusste das, aber seine Stimme würde niemals wieder in einem Entscheidungsprozess angehört werden. Er würde immer ein Ausgestoßener sein.
    »Schlafen, schlafen, ich kann schlafen«, flüsterte er. Manchmal half es. »Ich bin nur Körper, bin nicht Geist. Bin nur ein Körper, der sich nach Schlaf sehnt.«
    Dann hörte er das Heulen des Schiff-Interkoms und Kieran Aldens Stimme: »Evakuierung! Alle in den Zentralbunker!«
    Das optische Alarm-Signal im Korridor begann sich zu drehen, blau und rot.
    Seth warf seine Decken beiseite, rannte zu den Gitterstäben seiner Zelle und schrie den Korridor hinunter: »Hey! Was passiert da?«
    Keine Antwort.
    »Ihr könnt mich nicht einfach hierlassen!« Seth schob sich nach rechts, versuchte einen Blick auf den Korridor zwischen den Zellen zu erhaschen und stolperte über einen Teller mit Brot und Instant-Suppe, der hier für ihn zurückgelassen worden war. Alles, was er sah, waren Reihen kalter, eiserner Gitterstäbe und Schatten. »Ihr müsst mich rauslassen!«
    In seiner Panik und Hilflosigkeit rüttelte er an der Tür seiner Zelle.
    Sie glitt ohne Widerstand auf.
    Er erstarrte, vollkommen perplex, trat vorsichtig einen Schritt aus der Zelle heraus und spähte den Korridor hinunter.
    Niemand zu sehen.
    Langsam schlich er den Durchgang entlang, vorbei an Max Brents Zelle, dessen Gefängnis gleichfalls offen stand und verlassen war. Er ging weiter zu der Tür, die zum äußeren Korridor führte, und lauschte; dann öffnete er sie einen Spaltbreit. Den Gang hinunter ragte ein Fuß aus dem Wartungsraum. Seth arbeitete sich langsam vor, den Blick auf den Schuh gerichtet, bereit, bei der kleinsten Bewegung loszulaufen, aber der Schuh bewegte sich nicht. Schließlich stieß er die Tür auf und sah seinen Wächter, Harvey Markem, auf dem Boden liegen. Seth beugte sich über ihn, legte sein Ohr an die bewegungslosen Lippen des anderen und wartete, bis Harvey schließlich ein warmer Lufthauch entwich. Blut verklebte das drahtige rote Haar seines Wächters. Seth griff nach der mobilen Kom-Station des Jungen, löste sie aus ihrer Sicherung und drückte den Rufknopf: »Hallo?«
    Nur Rauschen vom anderen Ende der Leitung.
    »Ich brauche hier unten medizinische Unterstützung«, sagte er, dann lauschte er wieder.
    Keine Antwort. Aufmerksam studierte er die vielen Kanäle und Frequenzen, während er überlegte, welche von ihnen die Kommandozentrale erreichen könnten. Aber ihm blieb keine Zeit, alle denkbaren Möglichkeiten durchzugehen. Nicht, wenn er entkommen wollte. Und so ließ er die Kom-Station schließlich fallen.
    Während Seth den Korridor hinablief, versuchte er sich einzureden, Harvey würde schon durchkommen. Doch als er die Tür zum Treppenschacht erreichte, drehte er sich noch einmal um und sah auf Harveys Fuß. Er hatte sich nicht bewegt, nicht mal einen Zentimeter. Was, wenn der Junge Hirnblutungen hatte? Was, wenn er starb?
    Seufzend machte Seth kehrt, ging zurück zu dem Wartungsraum, zog Harvey heraus, brachte ihn in eine sitzende Position und legte ihn sich dann nach Art der Feuerwehrmänner über die Schulter. Als er sich wieder erhob, schien der Druck von Harveys Gewicht ihm sein gesamtes Blut ins Gesicht zu pumpen, und der Schweiß lief ihm aus allen Poren. Unter seiner Last schwankend, machte er sich erneut auf den Weg den Korridor hinab. Harvey war ohnedies hochgewachsen, aber mit der zusätzlichen Trägheitsmasse der Beschleunigung der Empyrean fühlte Harvey sich an wie ein Sack nasser Zement.
    Seths Beine zitterten, und für einen Augenblick erwog er, den Aufzug nach oben zu nehmen, überlegte es sich dann aber anders. Die Sicherheitskameras würden ihn sofort erfassen, und falls die Türen sich öffnen sollten und eine Gruppe Wartender davorstünde, bliebe ihm
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