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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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keinerlei Fluchtmöglichkeit. Und so schleppte er sich weiter die Treppen hinauf, dort, wo keine Überwachungskameras installiert waren, und der Schweiß lief ihm das Gesicht herab und sammelte sich in der Vertiefung seiner Schlüsselbeine.
    »Jesus, Harvey«, keuchte er, »was hast du bloß gegessen? «
    Die Stufen erschienen ihm endlos und verloren sich irgendwo weit über ihm im Dämmerlicht. Er musste Harvey zum Zentralbunker bringen, aber der war so viele Stockwerke entfernt, dass er noch nicht einmal die Kraft aufbrachte, sie zu zählen. Aber der Zentralbunker war der Ort, an dem im Notfall alle zusammenkamen, und es war daher derzeit der einzige Ort, an dem Harvey Hilfe würde bekommen können.
    Zweimal sank Seth in die Knie. Aber wenn er Harvey im Treppenhaus zurückließe, könnte der Junge hier sterben. Und so ging er weiter, Stufe um Stufe, jeder Schritt eine Qual.
    Als er schließlich Stimmen hörte, wusste er, dass es nicht mehr weit war. Die letzten Stufen grenzten fast an eine Folter, aber Seth schob sein Gewicht vorwärts und zwang sich selbst, aufrecht zu bleiben – die Knie bis zum Zerbersten schmerzend, die Wirbelsäule kaum mehr dem Gewicht gewachsen. An der Tür blieb er stehen und hörte zwei Mädchen draußen in der Halle vor dem Zentralbunker miteinander sprechen.
    »Sind sie zurückgekommen?«, fragte eine gepresste kleine Stimme auf der anderen Seite der Tür. »Sind sie gekommen, um uns zurückzuholen?«
    »Falls es so ist, hilft Panik uns auch nicht weiter.« Das klang nach dem sommersprossigen kleinen Energiebündel Sarah Hodges.
    »Was, wenn die Schiffshülle explodiert ist?«, fragte das erste Mädchen ängstlich.
    Sarah lachte leise und freudlos: »Wenn die Schiffshülle explodiert wäre, wären wir – du und ich – nicht mehr hier.«
    Langsam ließ Seth Harvey zu Boden gleiten und beugte sich vor, die Hände auf den Knien abgestützt, um wieder zu Atem zu kommen. Als er sich sicher war, wieder rennen zu können, klopfte er mit den Fingerknöcheln gegen die Tür, stieß sich ab und raste drei Treppen abwärts, ehe er Sarah Hodges’ Stimme durch das Treppenhaus hallen hörte: »Hey! Wer ist da? O mein Gott – Harvey!«
    Seth hatte bereits fünf weitere Treppen hinter sich gelassen, als er Schritte hörte, die ihm nacheilten. Nur noch vier weitere Treppen, und er wäre in Sicherheit. Bitte, bitte, bitte. Im Geiste wiederholte er die Worte wieder und wieder, ignorierte die Schmerzen in seinen Gliedmaßen und verbannte die Erschöpfung aus seinem Inneren, um weiterrennen zu können.
    Als er endlich die Etage erreichte, die er benötigte, griff er nach der Türklinke. So geräuschlos wie möglich öffnete er die Tür, schlüpfte hindurch, huschte den Flur hinab und presste sich geduckt durch die nächstgelegene Tür.
    Augenblicklich umfing ihn der frische, erdige Geruch des Regenwalds. Gott, wie sehr er das vermisst hatte! Die feuchte Luft benetzte seine von der Gefangenschaft ausgetrocknete Haut, während er durch Kokos-Haine lief, die Zitronenbäume hinter sich ließ und in das Unterholz der australischen Pflanzenarten eintauchte. Er verbarg sich in einem Eukalyptusbusch und rollte sich dort zusammen; das Herz laut gegen die Rippen pochend, die Hände um die Fußknöchel geschlungen, lauschend.
    Nicht ein Fußtritt. Nicht mal ein Rascheln. Er war entkommen! Bis es ihm gelungen sein würde, herauszufinden, was auf der Empyrean schiefgelaufen war, würde er hierbleiben.
    Erst jetzt, da er in Sicherheit war, erfasste er die Merkwürdigkeit dessen, was geschehen war. Irgendjemand hatte ihn befreit. Aber wer? Vielleicht derjenige, der die Explosion verursacht hatte? Das zeitgenaue Zusammenfallen der Explosion und seiner Befreiung konnte kein Zufall sein. Und wer auch immer die Explosion verursacht haben mochte, hatte sie vielleicht als Ablenkungsmanöver für seine Befreiung geplant.
    Seine Gedanken wanderten zu Waverly. Niemals hätte sie in Kauf genommen, dass Harvey verletzt oder das Schiff in Gefahr gebracht worden wäre, aber sie hätte einen Weg finden können, ihn und Max zu befreien. In diesem Fall hätte es Max gewesen sein können, der Harvey einen Schlag auf den Kopf verpasst und danach die Explosion ausgelöst hatte. Aber würde Max zu derart gewalttätigen Mitteln greifen?
    Während der Zeit, in der er und Max sich eine Zelle geteilt hatten, hatte Seth zugehört, wie Max sich darüber ausgelassen hatte, was er Kieran Alden antun würde, wenn er erst einmal aus dieser
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