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Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners

Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners

Titel: Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners
Autoren: Enid Blyton
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Linsen und zwei Luftpostbriefe

    „Ich wußte, daß das Schicksal heute noch erbarmungslos zuschlagen würde“, sagte Tina mit einem kellertiefen Seufzer, als sie den Speisesaal betraten.
    „Warum?“ fragte Tini erstaunt.
    „Schau doch mal auf die Tische! Linsensuppe! Und das bei diesem gräßlichen Wetter und nach einer Mathe-Arbeit, die einem das letzte Mark aus den Knochen gesogen hat — das überleb ich nicht!“
    „Trag es mit Fassung. Vielleicht gibt’s zum Nachtisch etwas Leckeres.“
    Die beiden Freundinnen gingen zu ihrem Tisch der siebten Klasse hinüber. Nach und nach füllte sich der große Speisesaal des Landschulheims Bergheim. Mädchen und Jungen standen hinter ihren Stühlen und warteten darauf, daß der Religionslehrer Herr Schöller, ein dicker freundlicher Mann mit Halbglatze und wulstigen Lippen, das Tischgebet sprach.
    „Wir danken Dir, Herr, für Deine Gaben, die Du uns in Deiner Gnade bereitet hast — Amen“, betete Herr Schöller.
    „Amen!“ kam der Chor der Schüler von allen Seiten.
    „Und wenn es Dir, o Herr, gefällt, laß doch die Linsensuppe wenigstens zu Kartoffelsuppe werden“, fügte Tina leise hinzu. „Aber mit so kleinen Wundern gibst Du Dich ja leider nicht ab.“
    „Im Internat Schloß Kreuzweißenstein gab es nie Linsen“, ertönte Adelheids Stimme. „Da bekamen wir jeden Tag Fleisch, Gemüse oder Salat und Kartoffeln, Reis oder Nudeln. Und...“
    „... eine Suppe vorher und immer einen tollen Nachtisch!“ fiel ihr Monika, die ihr gegenübersaß, ins Wort. „Ich werde nie begreifen, warum du nicht dort geblieben ist .“
    „Das wissen wir doch alle“, rief Kai, ein hochaufgeschossener blonder Junge vom anderen Ende des Tisches herüber. „Sie wollten dort unsere liebe Adelheid nicht mehr haben, weil sie jeden Tag bei Tisch nur davon geredet hat, wie gut das Essen in ihrem vorigen Internat war!“
    „Da bist du ganz falsch unterrichtet“, warf der hübsche, dunkelhaarige Claudius ein, der Schwarm aller Mädchen im Landschulheim. „Adelheid selbst wollte nicht mehr bleiben. Es fehlte ihr dort die individuelle Note. In Kreuzweißenstein mußten sie alle Schuluniformen tragen.“
    Adelheid wurde rot. Claudius hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Mit ihrer schönen Garderobe zu glänzen war ihr wichtiger als alles andere.
    Tini stieß Tina an und rollte die Augen gen Himmel. Jeden Tag wiederholten sich die gleichen Sticheleien und Streitereien um die verwöhnte Adelheid. Sie war erst seit kurzem in Bergheim und hatte eine Art an sich, die auch die Gutmütigsten auf die Palme treiben konnte.
    Tina stocherte mißmutig auf ihrem Teller herum, pulte die Würstchenscheiben aus der bräunlich-grauen dicken Masse und schob sie sich in den Mund.
    „Gib schon her, ich schenk dir dafür meinen Nachtisch“, sagte Tini lächelnd und tauschte blitzschnell ihren leergegessenen Teller gegen Tinas vollen. „Ich liebe Linsensuppe.“
    „Das ist nicht das einzige Bewundernswerte an dir“, sagte Tina mit einem Seufzer der Erleichterung.
    „He, dein Bruder schickt die ganze Zeit verzweifelt Morsezeichen, und du reagierst nicht!“ rief Kai.
    Tina blickte auf und sah zu dem Tisch hinüber, an dem ihr älterer Bruder Tobbi mit Jungen und Mädchen aus seiner Klasse saß. Tobbi versuchte ihr in Zeichensprache etwas mitzuteilen. Tina runzelte die Stirn.
    „Was sollen wir? Einen Brief schreiben? Und ihm rüberwerfen? Durch die Luft? Was soll das?“
    „Unsinn!“ berichtigte Tini und kratzte den letzten Rest Suppe aus dem Teller. „Wir haben Post. Alle beide. Tobbi war doch heute mit dem Sortieren und Verteilen dran. Briefe von zu Hause! Besser gesagt — Luftpostbriefe. Denn meine Mutter ist bei Vati auf dem Schiff, und eure Mutter besucht euren Vater auf seiner Baustelle in Persien, stimmt’s?“
    „Ach, das meinte er mit ,durch die Luft fliegen’. Du bist immer noch der schnellere Denker von uns beiden.“
    Ein Raunen und Flüstern entstand an dem Tisch, der der Küche am nächsten stand, und setzte sich durch die Reihen fort.
    „Apfelstrudel! Habt ihr gesehen? Apfelstrudel mit Vanillesoße gibt’s zum Nachtisch.“
    „Der Tag fängt an, erfreulich zu werden“, stellte Tina fest. „Ein Brief von den Eltern — und Apfelstrudel. Du brauchst mir deine Portion nicht abzugeben, Adelheid haßt Apfelstrudel, nicht wahr, Adelheid? Ich werde mich an dich halten.“
    Eine Viertelstunde später saßen Tina, Tini und Tobbi in der großen Eingangshalle auf den
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