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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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je von ihnen und schien die Gesellschaft jener kleinen Herde von Schafen und Ziegen, mit der sie von Feld zu Feld durch das Schiff zog und die sie Stunde um Stunde mit leeren Augen beobachtete, der der Menschen vorzuziehen.
    »Manchmal spüre ich zu seltsamen Zeiten, dass meine Mutter zu mir spricht.«
    »Auch ich habe zu meinem Vater gesprochen, nachdem er gestorben war«, sagte Waverly. »Damals, als ich noch klein war.« Ihre Augen wurden dunkel, als sie an jene traurigen, einsamen Nächte zurückdachte. »Ich tat es immer abends, an der Grenze zwischen Tag und Traum.«
    »Vielleicht ist es dann doch nicht so falsch von Megan, zu beten«, sagte Alia.
    Waverly sah zu Megan hinüber, die ihre Hände über ihrem Kopf ausgestreckt hatte, während sie laut betete. Sie wusste, dass das Mädchen eine große Unterstützerin Kierans war; wann immer er den Raum betrat, starrte sie ihn mit einem verklärten Ausdruck auf dem Gesicht an. Es machte Waverly ganz krank. »Sie klingt wie Anne Mather.«
    »Weißt du, Waverly«, sagte Deborah mit einer Spur von Ungeduld in der Stimme, »nicht jeder gläubige Mensch ist so wie diese Frau.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt.«
    »Das musst du auch nicht«, entgegnete Deborah, den Blick auf Waverlys Knie gerichtet. »Jeder hier weiß, dass das deine Einstellung zu den Gebeten ist.«
    »Ich dachte bislang, dass du Kierans kleinen Kult ebenso wenig magst«, sagte Waverly, die sehr wohl merkte, dass sie in die Defensive geriet, sich aber nicht anders zu helfen wusste. »Und wie könntest du auch, nach all dem, was mit Anne Mather geschehen ist?«
    Deborah zuckte trotzig mit den Schultern. Eine Strähne ihres Lockenhaars fiel ihr in die Augen, und sie schob sie mit einer ungehaltenen Geste hinters Ohr. »Megan ist nicht Anne Mather. Ebenso wenig wie Kieran. Unter allen Leuten auf diesem Schiff solltest ausgerechnet du das am besten wissen.«
    Sarah und Alia lächelten Waverly aufmunternd zu, aber statt sich an der Diskussion zu beteiligen, senkten sie kurz darauf lieber die Blicke und studierten den Boden des Zentralbunkers.
    Waverly öffnete ihren Mund, um zu protestieren, doch dann schloss sie ihn wieder. Ich überreagiere nicht, sagte sie zu sich selbst. Kieran ist gefährlich.
    Aber Anne Mather war schlimmer. Und vielleicht hatte sie einen Weg gefunden, sich auf die Empyrean zu schleichen. Vielleicht betrat sie gerade in diesem Augenblick mit ihren Leuten das Schiff.
    Waverly krümmte sich zusammen und verbarg ihre Stirn zwischen ihren Knien. Ich werde nicht dorthin zurückkehren, schwor sie sich. Eher sterbe ich.

Die Last der Verantwortung
    V on diesem einfachen Podium aus, umtanzt von sanftgelbem Licht, sah Kieran auf seine Gemeinde hinab. Ihre Anzahl hatte über die Wochen hinweg abgenommen, während die Crew zunehmend demoralisiert war und an den Sonntagen lieber ausschlief, als an den Gottesdiensten teilzunehmen. Etwa die Hälfte der Crew war geblieben, und sie waren auch heute hier – die wahren Gläubigen. Und sie starrten ihn an, und ihre Augen strahlten.
    »Ich weiß, dass wir alle, dass ein jeder hier während des letzten Monats große Hoffnungen in das Erhöhen der Beschleunigung der Empyrean gelegt hat. Wir hofften, so könnten wir näher an die New Horizon herankommen – und somit auch an unsere Eltern …« Er schluckte schwer. Plötzlich klangen diese Worte wie eine Niederlage, wie das Gegenteil von dem, was er letzte Nacht hatte schreiben wollen. Kieran lächelte, und einige Mitglieder seiner Gemeinde beugten sich in ihren Stühlen vor. Er fing den Blick eines kleinen schwarzhaarigen Jungen in der ersten Reihe auf, der auf seiner Unterlippe kaute.
    »Wir wünschen uns, dass der Kampf beginnen möge«, sagte Kieran in vertraulichem Tonfall, »aber ich muss euch bitten, Geduld zu bewahren. Wir werden zur New Horizon aufschließen, wenn Gott es will. Nicht früher.«
    Das war alles, was er niedergeschrieben hatte: die letzten Worte auf dem portablen Lesegerät vor ihm. Aber die Anspannung im Raum war noch immer ungebrochen hoch. Seine Zuhörer warteten darauf, erlöst zu werden.
    »Wir werden sie kriegen!«, sagte er und reckte die Faust über seinem Kopf in die Luft. »Der Tod unserer Lieben wird gerächt werden! Wir werden über unsere Feinde triumphieren, und wenn wir auf New Earth landen, werden wir die Erinnerung des Sieges in unseren Herzen tragen!«
    Seine Gemeinde sprang auf wie ein Mann und rief: »Kyrie eleison! Kyrie eleison! Kyrie eleison!« Es war ein
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