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Der Rattenfänger von Hameln

Der Rattenfänger von Hameln

Titel: Der Rattenfänger von Hameln
Autoren: Robert Browning
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ROBERT BROWNING • MARIE SCHWEIKHER
    eBB
    Der Rattenfänger von Hameln

    Der
    Rattenfänger
    von
    Hameln
    Nach
    Robert Browning
    von
    Marie Schweikher
    eBOOK
    ebook-bibliothek.org
    BIBLIOTHEK
    lit era scripta manet

    Robert Browning
    (07.05.1812 – 12.12.1889)
    Marie Schweikher
    (28.05.1849 – 1917)
    1. Ausgabe, Juli 2006
    © eBOOK-Bibliothek 2006 für diese Ausgabe Buchvorlage: „Der Rattenfänger von Hameln.“ Nach Robert Browning von Marie Schweikher.
    Lithographisch-artistische Anstalt München, London, New York, 1889.

    I.
    N ahe Hannover im norddeutschen Land, Da liegt ein Ort, der ist Hameln genannt.
    Die südlichen Mauern der Stadt umschwellen Des Weserstromes klare Wellen.
    Du sahest wohl niemals so lieblichen Ort; Doch gab es zur Zeit der Erzählung auch dort (Vor nahezu fünfhundert Jahren) Ein ganz abscheulich Gebaren
    Von einem Ungeziefer
    Mit nie ermüdendem Kiefer.

    II.
    R atten! Ratten! Ratzen!
    Sie fochten mit Hunden und töteten Katzen; Sie bissen die Kindlein in den Wiegen Und ließen nicht Speck noch Käse liegen.
    Sie fraßen dem Koch selbst in Küche und Keller Gebratenes und Gesalz’nes vom Teller.
    Sie bauten die Nester — wollt ihr es glauben? —
    In den besten Staats- und Sonntagshauben.
    Und, saßen gemüthlich beim Abendthee Die Frauen des Städtchens — ach, o weh! —
    Da kam dann ein Poltern, ein Schreien und Quieksen, Daß keine blieb länger am Tische sitzen.

    III.
    D a liefen alle Groß und Klein Einmal zum Rathausthor hinein
    Und schrie’n: „Der Bürgermeister ist ein Tropf Und der Stadtrat hat nicht Herz noch Kopf Und denkt in seinem Unverstand, Wir kaufen solch’ kostbar’ Gewand Aus Zobelpelz und Leinewand
    Für Puppen, die nicht ’mal versteh’n Wie dem Getier zu Leib zu geh’n!?
    Glaubt Ihr, weil alt und wohlbeleibt, Daß Euch zu thun nichts übrig bleibt, Als in dem Staatskleid auszuruh’n?
    Wacht auf Ihr Herr’n wir fordern nun, Daß Ihr uns helft in uns’rer Not, Wir schwören sonst, so wahr wir leben —
    Wir werden Euch den Abschied geben!“
    Die Herren bebten all’ vor Schrecken.

    IV.
    S ie saßen zu Rate wohl eine Stund’.
    Der Bürgermeister that auf dann den Mund:
    „Wohl um einen Spottpreis gäb ich mein Gewand, Wär ich nur aus diesem verwünschten Land!
    Vergeblich zerbreche ich mir den Kopf, Und bin doch wahrlich sonst kein Tropf; —
    Was hilft es, das Hirn so anzustrengen?
    Das meine, es schmerzt schon zum Zersprengen!
    O, nur eine Falle doch für diese Ratten!“ —
    Ob es wohl die Worte verursacht hatten? —
    Es tönt an der Thüre ein leises Tappen.
    Bewahr’ uns! Was ist das? So rief ganz heiser Der alte erschrockne Bürgermeister.
    Wie er so dasaß inmitten der Herren, Da bot’ er nicht grade ein Bild zum verehren!
    Er war wohl am fettesten unter allen, Doch auch am kürzesten ausgefallen, Und sein Auge das blickte so glanzlos und trüb Wie eine Auster, die auf dem Teller verblieb.
    Nur wenn ihm sein Magen zu schaffen machte Und er an das kommende Essen gedachte,
    — An Schildkrötensuppe, gespickten Ziemer —
    Bekamen sie wohl einen feuchten Schimmer,
    „Ach!“ rief er, „war das nur ein Knistern der Matten?
    Oder wohl gar die entsetzlichen Ratten?! —
    Mir geht keine Arbeit heut mehr von statten.“ —

    V.
    A ls er sich erholet von seinem Schrecken, Versucht er die kurze Figur zu recken Und rufet mit lauter Stimme: Herein!
    Nun kam — war es Wirklichkeit oder nur Schein? —
    (Es wäre wohl manchem geworden bange) Ein Mann, der so dünn wie ’ne Hopfenstange: Die Haut war braun und wild das Haar, Das Antlitz jedes Bartes bar,
    Die blauen Augen scharf und stechend, Die schmalen Lippen immer lächelnd, Halb rot, halb blau war sein Gewand; Man kannte weder Stadt noch Land, Wo solche Tracht zu Hause wär; —
    Da rief vom hohen Rat ein Herr:
    „Hat denn das Grab sich aufgethan Und kommt mein Herr Ur, Urgroßahn Uns heute zu besuchen?“
    VI.
    D er Mann begrüßte nun die Herren.
    „Wollt’ Ihr es freundlich mir gewähren, hier auszuüben meine Kunst?
    Ich kann, Ihr Herren, mit Vergunst, Was unter dieser Sonne lebet,
    Was kriechet, flieget oder schwebet, Durch einen Zauber nach mir ziehn, Daß kein’s vermag mehr zu entflieh’n.
    Doch üb’ in meinen Zauber nur

    An Schädlichem in der Natur:
    An Molchen, Kröten, Ratten, Schlangen.
    Weil solche ich vermag zu fangen, Bin ich ringsum im ganzen Land Als Rattenfänger wohlbekannt.
    Doch nennet man mich auch Ihr Herren Den Pfeifer, diesem Ding zu Ehren.
    Hier wies er
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